Trumps Anti-ESG-Kurs wirft Schatten auf Aktionärstreffen voraus
Trumps Anti-ESG-Kurs wirft Schatten auf HV-Saison
Neue Richtlinie für Shareholder-Aktivisten setzt Blackrock und Vanguard unter Druck
xaw New York
Der nachhaltigkeitsfeindliche Kurs der neuen Regierung in Washington wirft lange Schatten auf die anstehende US-Hauptversammlungssaison voraus. So erschweren Regulierungsänderungen zum Shareholder-Aktivismus die Interaktionen zwischen Vermögensverwaltern und Unternehmen mit Blick auf Umweltschutz, soziales Wirtschaften und gute Unternehmensführung (ESG). Die führenden Assetmanager Blackrock und Vanguard unterbrachen in der abgelaufenen Woche diesbezügliche Gespräche mit Unternehmen, die sich im Rahmen der kommenden Aktionärstreffen auf Stimmrechtskonflikte einstellen.
Offenlegung wird schwieriger
Insbesondere neue Richtlinien der Börsenaufsicht SEC stürzen die Fondsbranche in Verunsicherung. Bis zuletzt stufte die Behörde das Vorgehen von Aktionären, die Unternehmen zu Nachhaltigkeitsmaßnahmen und der verbundenen Entlohnung von Managern befragten, nicht als „Einflussnahme“ ein – selbst wenn diese Eigner Beteiligungen von über 5% hielten. Nun allerdings hat die SEC die Kriterien dafür ausgeweitet, was sie als aktives oder kontrollierendes Verhalten einstuft – damit einher geht ein deutlich aufwendigerer Dokumentations- und Offenlegungsprozess.
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Ohnehin hat die Fondsbranche, die Nachhaltigkeitsanlagen über Jahre als Megatrend verkaufte, in den Vereinigten Staaten mit heftigem Gegenwind von republikanisch kontrollierten Bundesstaaten, konservativen Think Tanks und rechten Gruppen zu kämpfen. ESG-Fonds sind in den USA über das vergangene Jahr per Saldo Milliardenmittel abgeflossen. Vermögensverwalter knicken unter diesem Druck zunehmend ein: Blackrock unterstützte in den zwölf Monaten bis Ende Juni 2024 auf Hauptversammlungen nur 20 von 493 Aktionärsinitiativen zu Umwelt- und Sozialaspekten, die dem Assetmanager vorlagen – also gerade einmal 4%. Im Jahr 2021 waren es noch 47%.
Vermögensverwalter mit angezogener Handbremse
Mit dem Amtsantritt Donald Trumps hat sich die Stimmung noch eingetrübt. Blackrock nimmt Gespräche mit Unternehmen inzwischen wieder auf, offenbar aber mit angezogener Handbremse. „Wir befolgen die neuen Anforderungen, auch indem wir bei Beginn jedes Engagements unsere Rolle als passiver Investor hervorheben“, teilt der Assetmanager mit.
Vanguard prüft die neuen Vorgaben der SEC, um zu ermitteln, ob und welche Anpassungen an der „passiven Herangehensweise an Investment Stewardship“ ihrer Fonds nötig seien, wie der Assetmanager gegenüber der Börsen-Zeitung mitteilte. Derweil geht die Sorge um, dass die neue Aktivismus-Richtlinie die Möglichkeiten der Fondsbranche, auf Marktentwicklungen zu reagieren, einschränkt.
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