UBS profitiert kaum von Krise der Rivalin
dz Zürich
An dem am Dienstag vorgelegten Jahresergebnis der UBS interessierte vor allem die Frage, ob und inwieweit die größte Schweizer Bank von der Krise ihrer Rivalin Credit Suisse profitiert hat. Ende November musste die Credit Suisse bekannt geben, dass Kunden vor allem aus dem internationalen Vermögensverwaltungsgeschäft Einlagen im Umfang von über 80 Mrd. sfr abgezogen hätten.
Seither fragt man sich in der Schweizer Bankenwelt, wohin diese Mittel wohl geflossen sein könnten und wer aus den Spekulationen über eine Liquiditätsknappheit der Credit Suisse Nutzen gezogen hat. Als naheliegendste Ausweichstelle für aufgescheuchte Kunden der Rivalin galt vielen die UBS.
Doch auf die entsprechende Frage eines Finanzanalysten antwortete UBS-CEO Ralph Hamers mit einigermaßen deutlichen Worten. Gerade in Asien, wo Credit Suisse offenbar besonders viele Kundengelder verloren hat, sei die UBS keineswegs die naheliegendste Alternative. Die UBS sei in der Region etwa doppelt so groß wie ihre nächste Konkurrentin. Er gehe deshalb davon aus, dass viele ehemalige CS-Kunden stets auch eine Beziehung zur UBS unterhielten – um nicht alle Eier ins gleiche Körbchen zu legen, wie es der Volksmund wohl ausdrücken würde. Anschließend ließ der Niederländer sich von Journalisten ein zweites Argument entlocken: „Wir haben nicht den gleichen Risikoappetit wie andere Banken in der Region.“
Dass reiche Chinesen gerne riskantere Geschäfte tätigen, ist ein bekanntes Phänomen. Hamers deutet somit an, dass sich die risikofreudigen Kunden in der Region für bestimmte Geschäfte eher an die Credit Suisse als an die UBS wenden mussten. Davon lässt sich wiederum die These ableiten, dass diese Kunden im vergangenen November ihre Credit-Suisse-Einlagen zu Banken transferiert haben, die eine ähnliche Risikostrategie verfolgen. Um welche Banken es dabei gehen könnte, bleibt allerdings unklar. Zu den größten Auslandbanken in China gehören nebst der britischen HSBC namentlich auch die großen Wall-Street-Adressen, von denen einige nota bene bei dem wahnwitzigen Kreditgeschäft mit dem Hedgefonds Archegos mit von der Partie waren.
Schwache Börsenperformance
Wert legte Hamers vor allem auf die Feststellung, dass ein möglicher Migrationseffekt einen völlig untergeordneten Einfluss auf die Kundengeldzuflüsse der UBS hatte, die sich allein im Schlussquartal auf 23 Mrd. Dollar und im Gesamtjahr sogar auf 60 Mrd. Dollar belaufen haben. Uneingeschränkt glänzen konnte die UBS 2022 trotzdem nicht. Das schlechte Börsenjahr ließ den Wert der investierten Kundenvermögen abschmelzen, was sich negativ auf die vermögensabhängigen Verwaltungseinnahmen auswirkte. Dank eines Sondereffekts stand unter dem Strich dennoch ein Rekordergebnis von 7,6 Mrd. Dollar, das der Verwaltungsrat zu 95 % den Aktionären übertragen will. Für die Ausschüttung der beantragten Dividende von 0,55 Dollar werden rund 1,7 Mrd. Dollar benötigt. Zudem ist wie im Vorjahr der Rückkauf von Aktien im Wert von bis zu 5 Mrd. Dollar geplant. Der Ausschüttungsplan entfachte an der Börse indes kein Kursfeuerwerk, die Aktien schlossen 2 % im Minus.
Auf die Frage eines Journalisten nach den Gründen für die schwache Tagesperformance verwies Hamers auf den Kursanstieg um 30 % in den vergangenen Monaten. Das insinuierte Argument der Gewinnmitnahmen überzeugt allerdings nicht vollständig. So gewannen am Dienstag etwa die Aktien der italienischen Großbank Unicredit nach der Vorlage von Zahlen 11 % hinzu, obwohl sie in den vergangenen sechs Monaten sogar rund 40 % an Wert gewonnen hatten. Klar ist, dass der UBS-Aktienkurs bei weitem noch nicht dort ist, wo ihn der Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher haben will. Der Ire hatte unlängst in diversen Interviews auf die im Vergleich zu US-Banken niedrige Bewertung der Schweizer Großbank verwiesen.
UBS | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Dollar | 2022 | 2021 |
Gesamtertrag | 34563 | 35393 |
Geschäftsaufwand | 24930 | 26058 |
Gewinn | 7630 | 7457 |
Dividende je Aktie (Dollar) | 0,55 | 0,50 |
Eigenkapital | 56876 | 60662 |
je Aktie (Dollar) | 18,3 | 17,8 |
Bilanzsumme | 1104364 | 1117182 |
Kernkapitalquote (%) | 14,2 | 15,0 |
Vollzeitbeschäftigte | 72597 | 71385 |
Börsen-Zeitung |