Unicredit bietet für BPM
Unicredit will auch BPM
Unicredit greift nach BPM
HVB-Mutter will Italiens drittgrößte Bank kaufen und hält gleichzeitig an Commerzbank-Plänen fest
Gerhard Bläske, Mailand
bl Mailand
Die HVB-Mutter Unicredit hat überraschend ein Übernahmeangebot für Italiens drittgrößte Bank BPM lanciert. Wie das Institut am Montag bekannt gab, will es den Wettbewerber per Aktientausch übernehmen, wofür eine Kapitalerhöhung geplant ist. Die Transaktion hat einen Wert von 10 Mrd. Euro. Der Aktienkurs von Unicredit geriet nach der Bekanntgabe der Pläne deutlich unter Druck.
Dreierkombination ergäbe neuen europäischen Marktführer
Noch stärker unter die Räder kam der Aktienkurs der Commerzbank, der von der Übernahmefantasie beflügelt worden war, seit sich Unicredit im September herangeschlichen hatte. Bereits am Sonntag hatte Bundesfinanzminister Jörg Kukies die Erwartungen in einem ARD-Interview gedämpft. Der SPD-Politiker rechnet demnach mit einem Rückzug der Italiener, weil Unicredit-Chef Andrea Orcel eine Fusion gegen den Willen der an der Commerzbank beteiligten Bundesregierung ablehnt. Bis nach den Neuwahlen Ende Februar will Unicredit demnach keine weiteren Schritte übernehmen.
Am Montag unterstrich Orcel jedoch, dass er unabhängig von der BPM-Übernahme auch am Einstieg bei der Commerzbank festhalten will. In dieser Kombination würde Unicredit gemessen an der Marktkapitalisierung zur größten Bank in Europa nach der in Großbritannien angesiedelten HSBC.
Delisting von BPM angestrebt
Unicredit bietet den BPM-Eigentümern 0,175 Stammaktien für jede BPM-Aktie an. Das Umtauschverhältnis entspricht einem Angebotswert von 6,67 Euro pro Aktie. Das stellt gegenüber dem Schlusskurs der BPM-Aktie vom Freitag einen Aufschlag von etwa 0,4% dar. Am Montag kletterte der Kurs der BPM-Aktie jedoch deutlich über den rechnerischen Angebotspreis.
Unicredit strebt eine Beteiligung von mindestens 50% an. Ziel sei es jedoch, das vor allem im wirtschaftsstarken Norden um Mailand starke Institut von der Börse zu nehmen. Um die Übernahme zu refinanzieren, ist eine Kapitalerhöhung von 13,9% des Kapitals geplant. Darüber hinaus verfügt Unicredit über ein Überschusskapital von 6,5 Mrd. Euro. Die Transaktion soll im Juni 2025 abgeschlossen werden und die vollständige Integration ein Jahr später.
Keine Angst vor den Kartellwächtern
Kartellrechtliche Probleme erwartet Unicredit nicht. Die Übernahme ergänze sich geografisch gut, und es gebe nur sehr begrenzte Überschneidungen zwischen den Geschäftsgebieten der beiden Institute. Orcel begründet das Vorhaben auch damit, dass Europa stärkere Banken brauche. Die Übernahme gebe den BPM-Aktionären die Gelegenheit, von der Bildung einer echten paneuropäischen Bankengruppe zu profitieren. Auf der regulären Sitzung des Verwaltungsrats von BPM am Dienstag dürfte die Offerte im Zentrum stehen.
Orcel bremst bei MPS
An einer Beteiligung der BPM an der teilstaatlichen Monte dei Paschi di Siena (MPS) habe er kein Interesse, erklärte Orcel. BPM hat vor wenigen Tagen 5% an dem Institut erworben. Mit dieser Äußerung zog er sich die Kritik von Vizepremier Matteo Salvini ein. Denn sollte Unicredit bei BPM zum Zuge kommen, müsste sich Rom einen anderen Aktionär für die einst mit Steuergeld gerettete Bank suchen. Das käme der rechtspopulistischen Regierung denkbar ungelegen, die sich über die „italienische Lösung“ gefreut hatte.
Die Ausschüttungspolitik von Unicredit werde sich durch eine Übernahme von BPM nicht ändern, versprach Orcel den Aktionären. Mit der Übernahme erreiche Unicredit eines ihrer historischen Ziele: Die Position in Italien zu stärken und Wert für alle Stakeholder zu schaffen.
Die HVB-Mutter Unicredit hat eine Offerte für Italiens drittgrößte Bank BPM vorgelegt. Damit würde sie zu einer der drei größten Banken Europas. Am Einstieg bei der Commerzbank hält Unicredit fest. CEO Andrea Orcel will aber vor Bildung einer neuen Bundesregierung keine weiteren Schritte unternehmen.