Entscheidungen fallen im Laufe des Jahres 2025

Unicredit-CEO Orcel will sich Zeit lassen

Unicredit-CEO Andrea Orcel will sich Zeit lassen für eine Übernahme der Bank BPM und weitere Schritte bei der Commerzbank. Er muss viele Widerstände überwinden.

Unicredit-CEO Orcel will sich Zeit lassen

Unicredit-CEO Orcel will sich Zeit lassen

Aufstockung der BPM-Offerte nicht vor März – Entscheidung über Commerzbank Ende 2025

bl Mailand

Geduld gehört nicht zu den Stärken von Unicredit-CEO Andrea Orcel. Doch angesichts der nicht gerade berauschenden Reaktionen auf die Sicherung von bis zu 21% der Commerzbank-Anteile sowie das Übernahmeangebot für Italiens Nummer drei BPM will er sich Zeit nehmen. Auf einer von der Bank of America organisierten Investorenkonferenz erklärte er, die Entscheidung über eine eventuelle Aufstockung der BPM-Offerte werde nicht vor Ende März erfolgen. Orcel will die Veröffentlichung der BPM-Zahlen für 2024 sowie den Ausgang des BPM-Angebots für den Vermögensverwalter Anima abwarten.

Hindernis Neuwahlen in Deutschland

Für eine Entscheidung über die weiteren Pläne bei der Commerzbank will er sich sogar bis Herbst/Winter 2025 Zeit lassen. Ein Hindernis stellen die Neuwahlen und die Bildung einer neuen Regierung in Deutschland dar.

Zwar hat Rom dementiert, das Übernahmeangebot für die BPM mit einem Notdekret aushebeln zu wollen. Doch klar ist, dass die Regierung der BPM-Offerte zurückhaltend bis ablehnend gegenübersteht. Auch die BPM-Führung hat sich gegen die Annahme des Angebots ausgesprochen. Und die Marktreaktion ist eindeutig: Der BPM-Aktienkurs ist klar über das Niveau der Offerte gestiegen. Analysten von Intermonte spekulieren auf eine Aufstockung von 6,6 auf 9 Euro und haben ihr Kursziel auf 8,45 Euro angehoben. Selbst wenn Unicredit 3,7 Mrd. Euro mehr auf den Tisch legte, würden die Rentabilitätskriterien der HVB-Mutter halbwegs gewahrt.

Angebot als „fair“ bezeichnet

Orcel bezeichnet sein Angebot als „fair“. Behauptungen der BPM, bei einer Übernahme würden bis zu 6000 Jobs abgebaut, weist er zurück. Er sieht kaum Überschneidungen, aber die Chance, den Marktanteil im wirtschaftsstarken Norditalien zu verdoppeln. Bei der Commerzbank ist der Widerstand ebenfalls stark. Berlin lehnt das Angebot ab. Und CEO Bettina Orlopp gibt sich zwar diplomatisch. Sie steht aber dem Vorstoß von Unicredit kritisch gegenüber.

Triumphator oder Verlierer

Orcel kann als Triumphator oder als Verlierer aus der Schlacht hervorgehen. Selbst wenn es gelänge, wäre die Integration zweier Banken eine Herkulesaufgabe. Orcel muss nun Investoren und Aktionäre aller betroffenen Institute überzeugen. Er muss auch den Widerstand der Regierungen, Kartellbehörden, der Bank-Vorstände und der Gewerkschaften überwinden.

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