Ukraine-Krieg

Unsicherheit am Immobilienmarkt

Seit Kriegsausbruch warten viele Marktteilnehmer auf dem deutschen Immobilienmarkt ab, die Verunsicherung ist angesichts gestiegener Baupreise und Kreditzinsen hoch.

Unsicherheit am Immobilienmarkt

sto Frankfurt

Die explodierten Preise und Engpässe bei Baumaterialien durch den Krieg sowie die Zinswende an den Märkten sorgen im Immobilienmarkt derzeit für große Verunsicherung, Zurückhaltung und verschobene Transaktionen. Darüber waren sich die Referenten einer Online-Veranstaltung zum Ausblick für den deutschen Immobilienmarkt zu Wochenschluss einig. Doch die Stimmung sei besser als beim Ausbruch der Pandemie, und viele grundlegende Faktoren sprechen für eine Fortsetzung des Wachstums des Segments, wenn auch auf niedrigerem Niveau als in den zurückliegenden Boomjahren. Für Projektentwickler indes sei die Lage sehr schwierig, hieß es.

Die künftige Entwicklung der Preise, der Zinsen und der Wirtschaft sei unsicher, daher würden viele Marktteilnehmer abwarten, so Peter Axmann, Leiter Immobilienkunden bei der Hamburg Commercial Bank. „Ich würde das aber nicht überbewerten: Derzeit heißt es, auf Sicht zu fahren, bis der Nebel sich lichtet – und dann kann es wieder sehr schnell gehen, wie ein paar Monate nach dem Ausbruch der Pandemie gesehen.“ Allerdings glaubt er nicht daran, dass sich im Gewerbeimmobilienmarkt das hohe Transaktionsvolumen des vergangenen Jahres von 80 Mrd. Euro im laufenden Turnus wiederholt. Für sein eigenes Haus wiederum rechnet er im Segment Commercial Real Estate mit einem höheren Neugeschäft von 2,2 Mrd. Euro als im Vorjahr (1,6 Mrd. Euro).

Neben den gestiegenen Baupreisen macht insbesondere Projektentwicklern auch zu schaffen, dass Banken ihre Kreditkonditionen verschärfen: Die Kreditzinsen steigen, mehr Eigenkapital und Sicherheiten werden von den Kunden verlangt. Projektentwickler rechnen mehrheitlich mit einer Verteuerung der Bauprojekte von 20 bis 30 %. Projektentwicklungen würden schwerer kalkulierbar und unrentabler, hieß es. Viele Projekte würden derzeit verschoben beziehungsweise stünden auf dem Prüfstand.

Bezogen auf die einzelnen Immobiliensegmente sei der Aufwärtstrend im Bereich privater Wohnungsbau weiterhin intakt, wobei die steigenden Preise und Zinsen den Häuslebauern immer mehr zu schaffen machten, hieß es. Bei Büroimmobilien würden Lage und Qualität eine immer stärkere Rolle spielen. Bei den Handelsimmobilien sei die Lage bei Einkaufszentren problematisch, Nahversorgung und Fachmärkte würden weiter einem robusten Aufwärtstrend unterliegen. Bei den Hotelimmobilien machten sich die Nachholeffekte der Pandemie positiv bemerkbar. Treiber im Immobiliensegment sind den Referenten zufolge der zunehmende Druck zu mehr Nachhaltigkeit bei Gebäuden, die Rückverlagerung von Produktion ins Inland wegen der gestörten Lieferketten und kürzere Sanierungszyklen. Ein positives Basisszenario bei der konjunkturellen Entwicklung vorausgesetzt, würden Mieten und Preise weiterhin stabil bleiben.

Bei den institutionellen Investoren bleibe der Anlagedruck hoch bei gestiegener Risikoaversion, so Felix Schindler, Head of Research der HIH Invest Real Estate. Dabei spiele die Zinswende im Anleihesegment eine große Rolle, führte Torsten Hollstein, Geschäftsführer der CR Investment Management, aus. Die gestiegenen Zinsen bei Staatsanleihen verringerten den Renditeabstand zu Immobilien, was insbesondere kleinere institutionelle Investoren wie Pensionskassen und Stiftungen zu Renten umschwenken lasse.

Wertberichtigt Seite 6

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