US-Großbanken profitieren von steilerer Renditekurve
US-Banken profitieren von steilerer Renditekurve
Bank of America tut sich mit starken Nettozinserträgen hervor – Erholung in Investment Banking und Trading beschert Morgan Stanley Gewinnsprung
Der Anstieg der Renditen am langen Ende der Kurve treibt die Erträge der US-Universalbanken an. Doch die Geldhäuser befinden sich in einem Zwiespalt. Schließlich droht die steilere Zinskurve die finanziellen Bedingungen für Unternehmen zu verschärfen und den Aufschwung im Investment Banking zu gefährden.
xaw New York
Die steilere US-Zinskurve jagt Investoren Schauer über den Rücken – für Amerikas Universalbanken wird sie allerdings zum Ertragstreiber. Gerade Bank of America profitiert davon, dass Sorgen um das ausgeweitete Haushaltsdefizit der Vereinigten Staaten die Renditen in langen Laufzeiten in den vergangenen Monaten in die Höhe getrieben hat, während sie sich am kurzen Ende auf dem Rückmarsch befinden – denn dies senkt die Kosten für die kurzfristige Eigenfinanzierung und steigert die Einnahmemöglichkeiten im Kreditgeschäft.
Positiver Impuls für Margen
Das zweitgrößte US-Geldhaus vermeldete für das Schlussquartal 2024 einen stärker als erwartet ausgefallenen Anstieg der Nettozinserträge um 3% auf 14,36 Mrd. Dollar und rechnet für die kommenden Jahresviertel mit stetigen Anstiegen. Ende des laufenden Jahres wird die viel beachtete Kennzahl laut Konzernprognose zwischen 15,5 und 15,7 Mrd. Dollar liegen. Damit einher geht auch eine verbesserte Profitabilität: Die verzinslichen Aktiva von Bank of America warfen eine Rendite von 1,97% ab, nachdem die Nettozinsmarge im vorangegangenen Quartal noch auf 1,92% abgebröckelt war.
Zuletzt hatten die Zinssenkungen der Federal Reserve seit September und die Aussichten auf weitere geldpolitische Lockerungen bei Bankanalysten noch Befürchtungen geweckt. Denn während die US-Großbanken plötzlich weniger hohe Raten auf Kredite verlangen konnten, steckten sie in einem verschärften Depositenwettbewerb und mussten Sparern attraktivere Einlagenzinsen bieten.
Zweifel an Fed-Lockerung
Doch eine hartnäckige Inflation und die unerwartete Stärke des Arbeitsmarkts haben die Aussichten auf eine neue geldpolitische Lockerung zuletzt bedeutend eingetrübt. Der „Dot Plot“, der die Zinserwartungen der Mitglieder des Offenmarktausschusses reflektiert, lässt für 2025 nur auf zwei Kürzungen des Leitsatzes schließen. Zudem rechnen Ökonomen zunehmend damit, dass Strafzölle gegen US-Handelspartner die inländische Teuerung antreiben und den Spielraum der Fed zusätzlich begrenzen werden. Axa Investment Managers geht gar nur noch von einer Zinssenkung im laufenden Jahr aus und zieht selbst diese Prognose inzwischen in Zweifel.
Angepeilte Steuersenkungen und andere expansive Fiskalmaßnahmen der neuen US-Regierung rufen zusätzlich Bedenken vor einem Sprung der Schuldenquote wach. Jan Hatzius, Chefvolkswirt von Goldman Sachs, sieht den Haushalt der Vereinigten Staaten „fraglos auf einem nicht nachhaltigen Weg“. Die Folge für den Anleihemarkt: „Die Laufzeitprämien werden sich weiter nach oben bewegen“, prognostizierte Hatzius zuletzt im Interview der Börsen-Zeitung.
Verschärfte finanzielle Bedingungen
Die Banken befinden sich damit in einem Zwiespalt. Denn einerseits können sie mit steigenden Erträgen aus dem Kreditgeschäft planen. Andererseits sorgt die steilere Zinskurve dafür, dass sich die zuletzt entspannteren finanziellen Bedingungen verschärfen und die Bereitschaft von Firmen zu Anleihe- und Aktienemissionen zurückzugehen droht. Dies gefährdet den Aufschwung im Kapitalmarktgeschäft, der im abgelaufenen Quartal zum entscheidenden Treiber des Gewinnwachstums der Banken wurde. Branchenprimus J.P. Morgan vermeldete zur Wochenmitte dank starker Erlöse aus dem Investment Banking und Trading einen Anstieg des Nettoergebnisses um 50% auf 14 Mrd. Dollar, bei Goldman Sachs fiel der Überschuss mit 4,11 Mrd. Dollar mehr als doppelt so hoch aus wie im Vorjahr.
Bank of America und Morgan Stanley reihten sich am Donnerstag in diesen Trend ein: Das zweitgrößte US-Geldhaus erzielte im Schlussquartal einen Gewinn von 6,7 Mrd. Dollar, nachdem im Vorjahr 3,1 Mrd. Dollar zu Buche gestanden hatten. Beim stärker spezialisierten New Yorker Investmenthaus blieben unter dem Strich mit 3,71 Mrd. Dollar 147% mehr hängen als im letzten Viertel 2023, Analysten hatten im Konsens lediglich mit 2,7 Mrd. Dollar gerechnet.
Hoffnung auf M&A-Aufschwung
Die Sparte Institutional Securities, in der Morgan Stanley das Investment-Banking- und Trading-Geschäft zusammenfasst, steigerte die Erlöse um 49% auf 7,27 Mrd. Dollar. Die Bank hob ein „konstruktiveres Umfeld“ hervor, in dem Kunden in stärkerem Ausmaß Eigen- und Fremdkapitalfinanzierungen nachfragten. Überdies entwickelt sich die M&A-Beratung positiv – Analysten erwarten nun, dass auch die Wettbewerbsaufsicht FTC, die aufgrund ihrer engen Auslegung des Kartellrechts zuletzt zahlreiche Merger blockierte, in der neuen Legislaturperiode marktfreundlicher agieren wird.
Morgan-Stanley-CEO Ted Pick, der Anfang 2024 den langjährigen Banklenker James Gorman beerbt hatte, bezeichnete sein erstes Jahr im Spitzenjob als „eins der stärksten in der Geschichte unserer Firma“. Für sein zweites bestehen nach dem jüngsten Kapitalmarktaufschwung allerdings bedeutende geldpolitische Unwägbarkeiten.