Die europäischen Versicherer kommen mit einem deutlichen Appetit auf M&A-Transaktionen aus der Pandemiekrise. Eine Umfrage der Ratingagentur Moody’s unter Finanzvorständen (CFO) in der Assekuranz zeigt ein gestiegenes Augenmerk auf Portfolioumbauten. M&A werde als ein Mittel gesehen, die Geschäftsmodelle auf das langsamere langfristige Wachstum sowie dauerhaft niedrige Zinsen einzustellen. 62% der befragten CFOs erwarten, in den kommenden zwei Jahren an M&A-Transaktionen beteiligt zu sein, ein Sprung um 22 Prozentpunkte im Vergleich zur zurückliegenden Umfrage von Anfang 2020 kurz vor den ersten Lockdowns in Europa. Mehr als die Hälfte der Manager, die M&A für ihr Haus prognostizieren, erwartet dabei, auf der Verkäuferseite zu stehen. Das spiegelt laut Moody’s den jüngsten Trend in der Assekuranz wider, sich von unprofitablen Einheiten zu trennen.

In Europa waren laut einer Auswertung von Clyde & Co die M&A-Transaktionen in der Versicherungswirtschaft im Jahr 2020 um etwa ein Drittel zurückgegangen – nach 155 Deals 2019 zählte die weltweit agierende Kanzlei im Pandemiejahr nur noch 103 Abschlüsse. In Asien und Nordamerika dagegen war keine Delle zu beobachten.

Operativ sind die Finanzvorstände der europäischen Assekuranz optimistisch, was das laufende Jahr angeht. Gut ein Drittel erwartet ein zweistelliges prozentuales Wachstum der operativen Ergebnisse, weitere 20% prognostizieren hohe einstellige Zuwächse. Weitere zusätzliche coronabedingte Belastungen erwartet die Mehrheit nicht, weil viele im Neugeschäft oder bei Vertragsverlängerungen auch explizit Pandemierisiken ausgeschlossen haben.

In der Kapitalanlage bleiben höher verzinsliche illiquide Assets die bevorzugte Wahl, allerdings hat der Appetit laut Moody’s in dieser Hinsicht etwas nachgelassen. Infrastruktur-Investments, Hypothekendarlehen und Immobilien stehen dennoch weiter hoch im Kurs bei den Kapitalanlegern der Versicherer.