Versicherung für Häuser wird teurer
Von Antje Kullrich, Köln
Viele Wohngebäudeversicherer wollen ihre Preise erhöhen. Für die Kunden wird der Schutz ihrer Häuser in den kommenden Monaten teurer. Der Grund ist nach einer Umfrage der Börsen-Zeitung jedoch nicht allein der hohe Schaden aus der Hochwasserkatastrophe im Juli. Vor allem die gestiegenen Baukosten – höhere Preise für Material und Handwerkerleistungen – werden von den Versicherern angeführt. So ergebe sich allein daraus ein Anstieg für eine Versicherung von über 5 %, führt die Ergo aus. Ob es darüber hinaus zu einer weiteren Erhöhung der Preise komme, stehe noch nicht fest.
Auch andere Gesellschaften kündigen die Verteuerung ihrer Policen an: „Wir werden unsere Prämien im Bereich der Wohngebäude- und Elementarversicherung in den kommenden Monaten im einstelligen Prozentbereich anpassen müssen“, teilt die Zurich Deutschland mit. Der Anstieg sei vor allem den generell seit Jahren steigenden Schadenzahlen in der Gebäudeversicherung geschuldet sowie den zunehmenden Kosten im Baubereich. Die Kosteninflation werde aktuell durch die globalen Störungen der Lieferketten sowie knappe Handwerkerkapazitäten getrieben. Hinzu komme die Alterung des deutschen Gebäudebestands, die sich insbesondere in weiter steigenden Leitungswasserschäden niederschlage.
Anhaltender Preistrend
Die Wohngebäudeversicherung ist schon länger eines der Sorgenkinder der deutschen Sachversicherer. Seit 2002 schrieb die Branche in 15 von 19 Jahren operativ rote Zahlen, die Schaden-Kosten-Quote lag teilweise weit über 100%. Erst in den vergangenen beiden Jahren war die Sparte, die marktweit knapp 9 Mrd. Euro Beiträge pro Jahr generiert, zur Profitabilität zurückgekehrt. Grund dafür waren verhältnismäßig schadenarme Jahre, aber auch Preiserhöhungen: Die Beitragseinnahmen waren schon 2019 und 2020 laut Statistik des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) um jeweils gut 7 % gestiegen. Die Zahl der Verträge jedoch war mit 19,3 Millionen Policen in den beiden Jahren konstant geblieben – und im Vergleich zu 2018 sogar gesunken.
Der Preistrend nach oben dürfte anhalten, denn die Wohngebäudeversicherer werden 2021 erneut tiefrote Zahlen schreiben. Die R+V berichtet, dass die Schäden durch die Flutkatastrophe nach dem Unwetter „Bernd“ „natürlich Auswirkungen auf die Kalkulation der Neugeschäftspreise“ hätten. Der Versicherer geht für 2021 von einer Summe für Elementarschäden von 1 Mrd. Euro aus. Allein auf „Bernd“ entfallen davon etwa 700 Mill. Euro.
Der am stärksten betroffene Versicherer der Flutkatastrophe dagegen hält sich bei den Preisen derzeit noch zurück. Die Provinzial Holding will „Schnellschüsse“ vermeiden. Das Unternehmen wolle die künftige Ausgestaltung der Wohngebäudeversicherung mit einem möglichen branchenweiten Opt-out-Modell für Elementarschäden abwarten. Das wird derzeit nach einem Vorschlag des GDV diskutiert. „Unsere Preise werden zum Jahresbeginn 2022 nicht steigen“, teilt die Provinzial auf Anfrage mit. „Zunächst werden wir einen repräsentativen Schaden-Querschnitt aus den Statistiken aller vor Ort vertretenen Versicherer über unseren Gesamtverband erarbeiten, um uns so einen Überblick zu verschaffen und dann gegebenenfalls auf dieser Basis zu agieren.“ Die Provinzial bilanziert derzeit einen Schaden aus „Bernd“ von 1,33 Mrd. Euro, der aber nach eigenen Angaben noch auf 1,5 Mrd. Euro steigen könnte.
Branchenweit haben die Versicherer bislang gut 3 Mrd. Euro für die Flut geleistet, wie der GDV am Dienstag berichtete. Der Verband hat seine Schadenschätzung erneut erhöht und geht jetzt von einem versicherten Gesamtschaden von 8,2 Mrd. Euro aus.