Kreditwirtschaft

Weser-Ems-Kreditgenossen vor Bayern an der Spitze

Die EZB-Zinswende hat auch bei den Kreditgenossen im Weser-Ems-Gebiet zu hohen Wertpapierabschreibungen geführt. Doch beim Ergebnis nach Bewertung sieht sich der Nordwesten vor Bayern an der Spitze.

Weser-Ems-Kreditgenossen vor Bayern an der Spitze

ste Hamburg

Auch die Volks- und Raiffeisenbanken im Weser-Ems-Gebiet haben infolge der Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) im vergangenen Jahr erhebliche Wertkorrekturen auf Wertpapiereigenanlagen vornehmen müssen. Mit einem 2022 erreichten Betriebsergebnis nach Bewertung von 0,50 (i.V. 0,89)% der Durchschnittsbilanzsumme (DBS) sieht sich der Genossenschaftsverband Weser-Ems (GVWE) aber unter den vier Regionalverbänden des genossenschaftlichen Finanzverbundes im bundesweiten Vergleich vor Bayern an der Spitze.

Wie am Dienstag aus Oldenburg verlautete, erreichten die 50 Mitgliedsbanken 2022 bei einer um 6,7% auf rund 38,3 Mrd. Euro gestiegenen Bilanzsumme ein Betriebsergebnis vor Bewertung von 343,3 Mill. Euro oder 0,92 (0,89)% der DBS. Das operative Ergebnis wurde durch Wertpapierabschreibungen im Umfang von 0,36 Prozentpunkten geschmälert, während die Kreditrisikovorsorge mit 0,06 Punkten auch im ersten Jahr des Ukraine-Kriegs „unauffällig“ blieb, wie GVWE-Verbandsdirektor Johannes Freundlieb der Börsen-Zeitung sagte. Beim Verband geht man davon aus, dass sich die zinsinduzierten Abschreibungen auf Wertpapiere bis zu ihrer Endfälligkeit in den kommenden Jahren aufholen lassen.

Ihr Eigenkapital konnten die Weser-Ems-Banken weniger stärken als in den vergangenen Jahren. „Insgesamt haben wir damit für ein Jahr kein Problem“, meinte Freundlieb. Die Kernkapitalquote der Mitgliedsinstitute lag Ende 2022 bei 14,41 (14,58)%, die Gesamtkapitalquote bei 15,71 (15,86)%. Ihr Wachstum im Kreditgeschäft müsse keine Bank in diesem Jahr einschränken. Verbandsdirektor Axel Schwengels fügte hinzu, Liquiditätsprobleme gebe es bei den Mitgliedsinstituten nicht. Die Wertpapiere würden nicht benötigt, um sich kurzfristig Liquidität zu verschaffen.

Auch der Oldenburger Genossenschaftsverband erwartet, dass der Zinsanstieg das Geschäft der Mitgliedsbanken langfristig beflügeln wird. Für 2023 herrscht nicht zuletzt mit Blick auf die Entwicklung der Baufinanzierung im Zuge des Zinsanstiegs Zurückhaltung vor: Zweistellige Wachstumsraten gehören erst einmal der Vergangenheit an. Kein Wachstumshindernis sieht der Verband im von der BaFin angeordneten Kapitalpuffer für Wohnimmobilienfinanzierungen. Er komme aber „politisch zur Unzeit“, da das Geschäft derzeit ohnehin weniger wachse, so GVWE-Direktor Schwengels.

Mit Verweis auf ein prognostiziertes Plus im gesamten Kreditgeschäft von 6 bis 7%, das vor allem von der Nachfrage des in der Region stark vertretenen Mittelstands getragen werde, zeigt sich der Verband  aber zuversichtlich. 2022 legten die eigenen Kundenkredite um 7,2 % auf knapp 28,3 Mrd. Euro zu. Bei den Einlagen stellte Verbandsdirektor Freundlieb für den laufenden Turnus ein Wachstum um 2 bis 3% in Aussicht – nach zuletzt 7,9% auf 25,5 Mrd. Euro.

Für 2023 geht Freundlieb im Verbandsgebiet von einem Betriebsergebnis vor Bewertung von 0,9% der DBS aus. Angekündigt sind in der Weser-Ems-Region erneut zwei Fusionen von Genossenschaftsbanken. Bei aktuell rund 1,2 Millionen Kunden erhöhte sich die Mitgliederzahl im Weser-Ems-Gebiet 2022 um fast 1% oder knapp 5000 auf 551000, während bundesweit die Mitgliederzahlen um 1,3% sanken.