Im PodcastUli Grabenwarter

Wie der Europäische Investitionsfonds die Private Markets beeinflusst

Der Europäische Investitionsfonds (EIF) verwaltet 40 Mrd. Euro, die er in Venture Capital, Private Equity und andere Privatmarktfonds investiert. Im Podcast "Betting Billions" erklärt Uli Grabenwarter die Private-Markets-Strategie des EIF.

Wie der Europäische Investitionsfonds die Private Markets beeinflusst

Wie der Europäische Investitionsfonds Private Markets beeinflusst

EIF-Manager Uli Grabenwarter über Investments in Privatmarktfonds und die Bedeutung des Europäischen Investitionsfonds

Von Philipp Habdank, Frankfurt

Mit 40 Mrd. Euro an verwaltetem Vermögen hat sich der Europäische Investitionsfonds (EIF) in Europa über die Jahre zu einem der wichtigsten Spieler an den privaten Kapitalmärkten gemausert. Insbesondere in der Venture-Capital-Szene gibt es wohl kaum einen Fondsmanager, der nicht für seinen Debütfonds beim EIF vorstellig geworden ist. Dieser tritt am Markt als Fund-of-Fund-Investor auf. „Wir sind hier mit Sicherheit der größte Fund-of-Fund-Investor in Europa“, sagt Uli Grabenwarter vom EIF im Private-Markets-Podcast „Betting Billions“.

Der Europäische Investitionsfonds investiert als Dachfonds also Eigenkapital in verschiedene Privatmarktfonds. Nicht nur in Venture Capital, sondern quer durch alle privaten Anlageklassen. „Wir sind in Venture Capital tätigt, wir machen Private Equity, wir investieren in Infrastrukturfonds und wir machen auch Private-Credit-Investments über Debt Funds“, sagt Grabenwarter.

EIF investiert jährlich 7 Mrd. Euro in Private Markets

Er verantwortet die Fondsinvestments des EIF. „Unsere jährliche Investitionskapazität ist in der Größenordnung von 7 Mrd. Euro“, so Grabenwarter. In diesem Jahr seien rund 1,7 Mrd. in Private-Equity-Fonds geflossen. „Im Bereich Venture Capital bewegen wir uns in einer Größenordnung von 3 bis 3,5 Mrd. Euro.“ Auf Infrastruktur-Investments würden rund 1,5 Mrd. Euro entfallen und der Rest sei für das Private-Credit-Geschäft allokiert.

Unsere jährliche Investitionskapazität ist in der Größenordnung von 7 Mrd. Euro.

Uli Grabenwarter, Europäischer Investitionsfonds

Das derzeitige Übergewicht von Venture Capital begründet Grabenwarter mit der 2022 lancierten „Europan Technology Champions Initiative“, mit welcher der EIF die Finanzierung von schnell wachsenden Technologieunternehmen unterstützen möchte. „Das sind Fonds mit dem Anspruch, im Markt mindestens 1 Mrd. Euro zu investieren.“

EIF muss konkurrenzfähige Renditen liefern

Den Europäische Investitionsfonds bezeichnet der Manager als katalytischen Investor. „Das heißt, dass wir mit unseren eigenen Aktivitäten dem Privatsektor demonstrieren sollen, dass man in diesen Anlageklassen in Europa mit einer vernünftigen Investitionsstrategie nicht nur politische oder gesellschaftliche Ziele verfolgen kann, sondern auch attraktive finanzielle Renditen erwirtschaften kann.“

Tatsache ist, dass wir bei Venture Capital und Private Equity über die letzten Jahre durchwegs Renditen im soliden zweistelligen Bereich erwirtschaftet haben.

Uli Grabenwarter, Europäischer Investitionsfonds

Der EIF habe mit seinen Investments deshalb den Anspruch, dem Privatsektor Mainstream-Renditen zu liefern. „Tatsache ist, dass wir bei Venture Capital und Private Equity über die letzten Jahre durchwegs Renditen im soliden zweistelligen Bereich erwirtschaftet haben“, sagt Grabenwarter. Mit diesen Nettorenditen sei man in der jetzigen Zinslandschaft absolut konkurrenzfähig. Die übrigen privaten Anlageklassen bezeichnet er als defensiver, weshalb die Renditen dort zwar nicht im hohen zweistelligen Bereich, aber durchaus marktkonform seien.

EIF-Gelder kommen teilweise von institutionellen Investoren

Die Mittelbeschaffung beim Europäischen Investitionsfonds – im Fachjargon spricht man vom Fundraising – bezeichnet Grabenwarter hingegen als eine „höchst komplexe Angelegenheit“. Auf der Eigenkapitalseite habe der EIF ungefähr 60 Investitionsmandate von unterschiedlichen Geldgebern. Dazu würden neben der Europäischen Investitionsbank und der Europäischen Kommission auch rund 30 europäische Finanzinstitute zählen, die im Aktienkapital des EIF abgebildet seien.

Von diesen Parteien habe der EIF eine ganze Reihe von Investitionsmandaten. „Und darüber hinaus haben wir seit 2017 auch Mandate, die wir für den privaten Sektor managen“, sagt Grabenwarter. Das seien institutionelle Investoren aus dem privaten Sektor, die über eine Dachfondsstruktur mit dem Europäischen Investitionsfonds in die europäische Risikokapitallandschaft investieren wollten. Der EIF tritt damit im Fundraising theoretisch in Konkurrenz zu den Privatmarktfonds, in die er als Fund-of-Fund-Manager investiert.

EIF konkurriert mit privaten Fondsmanagern

In der Praxis würde es diese Konkurrenz laut Grabenwarter aber nicht geben. Gerade bei Venture Capital sei das Kapitalangebot in Europa kleiner als die Nachfrage. Das sei auch der Grund, weshalb sich der EIF in dieses Feld bewegt habe. „Wir haben das nicht von uns aus initiiert, sondern es sind institutionelle Investoren an uns herangetreten“, sagt Grabenwarter. Schließlich habe der EIF nach dem Tech Crash im Jahr 2000 den europäischen Venture-Capital-Markt praktisch mit aufgebaut.

Wenn wir heute von einem erfolgreichen institutionellen VC-Manager in Europa sprechen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass wir in den ersten Fondsgenerationen investiert waren.

Uli Grabenwarter, Europäischer Investitionsfonds

Grabenwarter schätzt, dass der Europäische Investitionsfonds seit der Jahrtausendwende schätzungsweise zwischen 30 und 33 Mrd. Euro an Kapital am Markt platziert hat. Bei der Auswahl der Fondsmanager gehe der EIF sehr selektiv vor. Von zehn Fonds werde im Schnitt lediglich in einen investiert. Die Managerauswahl sei in einer gewissen Form die Spezialität des EIF geworden, sagt der Fondsmanager. „Wenn wir heute von einem erfolgreichen institutionellen VC-Manager in Europa sprechen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass wir in den ersten Fondsgenerationen investiert waren.“ Den Marktanteil des EIF im europäischen VC-Markt schätzt Grabenwarter auf rund 20%.

EIF steht über der Regulierung

Und dennoch unterscheidet sich der Europäische Investitionsfonds in einigen Punkten von institutionellen Investoren aus dem Privatsektor. So müsse der EIF laut Grabenwarter bei der Investmentselektion trotz der wettbewerbsfähigen Rendite stets auch eine wirtschaftspolitische Komponente berücksichtigen. „Das kann Innovation sein, das kann Beschäftigung sein, das kann aber auch die Thematik Nachhaltigkeit und Umwelt sein.“

Das ist ein Luxus, den ein Investor aus dem Privatsektor in dieser Form nicht hat.

Uli Grabenwarter, Europäischer Investitionsfonds

Der entscheidende Vorteil ist aber, dass der Europäische Investitionsfonds in gewisser Weise über der Regulierung steht. So sind dem EIF beispielsweise keine Allokationsgrenzen für einzelne Anlageklassen gesetzt. „Das ist ein Luxus, den ein Investor aus dem Privatsektor in dieser Form nicht hat“, sagt Grabenwarter. Institutionelle Investoren hatten beispielsweise nach der Zinswende stark darunter gelitten, dass mit der Abwertung ihrer liquiden Vermögenswerte der relative Anteil ihrer illiquiden Vermögenswerte nach oben geschossen ist. Ein Problem, das der EIF sicherlich nicht hat.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.