Investment Outlook

Wo Schroders Capital in privaten Märkten jetzt Chancen sieht

Der Vermögensverwalter Schroders Capital sieht ein verbessertes Umfeld für Investitionen in die Anlageklassen Private Equity, Private Debt, Immobilien und Infrastruktur. Sowohl der Transaktions- als auch der Kapitalbeschaffungsmarkt würden sich stabilisieren. Vor allem setzt der Assetmanager aber auf Marktineffizienzen.

Wo Schroders Capital in privaten Märkten jetzt Chancen sieht

Schroders sieht Chancen für private Märkte

Kleinere Private-Equity-Fonds im Vorteil – Renditeanstieg bei Private Debt – Immobilienbranche in Sippenhaft

phh Frankfurt
Von Philipp Habdank, Frankfurt

Der Vermögensverwalter Schroders Capital verwaltet 84,8 Mrd. Euro und sieht ein verbessertes Umfeld für Investitionen in die Anlageklassen Private Equity, Private Debt, Immobilien und Infrastruktur. Sowohl der Transaktions- als auch der Kapitalbeschaffungsmarkt würden sich stabilisieren.

Nach zwei Jahren mit geopolitischen Krisen und steigenden Zinsen wird das Umfeld für Investitionen in private Märkte laut Schroders Capital wieder attraktiver. Das geht aus dem aktuellen Investment Outlook des Vermögensverwalters hervor. Die Bewertungskorrekturen und Kapitalbeschaffungen würden sich wieder normalisieren, schreibt Chief Investment Officer Nils Rode. Sofern zudem Inflation und Zinsen sinken, könnte dies kurz- bis mittelfristig in den privaten Märkten für Rückenwind sorgen.

Konkret geht Schroders in dem Ausblick auf die vier Anlageklassen Private Equity, Private Debt, Immobilien und Infrastruktur ein. Das Private-Equity-Geschäft habe sich weitgehend normalisiert, und das Fundraising- und Transaktionsvolumen habe wieder das Niveau von vor der Covid-Krise erreicht, heißt es. Zwar gebe es verglichen mit 2019 weniger große Unternehmensverkäufe (Exits), doch der Markt für kleinere Deals sei stabil.

Sinkende Private-Equity-Bewertungen

„Wir bevorzugen kleine bis mittelgroße Buy-outs gegenüber größeren, da das Umfeld für Dry Powder günstiger ist und ein Bewertungsabschlag von etwa 6x EV/Ebitda besteht“, heißt es im Report. Das bedeutet, dass große Firmen im Schnitt um das Sechsfache teurer sind als kleinere, gemessen an deren Verhältnis von Unternehmenswert (Enterprise Value, EV) zum operativen Gewinn (Ebitda).

Werden kleinere Firmen mit einem Unternehmenswert von maximal 1 Mrd. Dollar aktuell durchschnittlich nur mit dem 7,8-Fachen ihres Gewinns bewertet, liegt der Multiplikator bei großen Unternehmen jenseits der 1 Mrd. Dollar Unternehmenswert bei dem 13,7-fachen Ebitda. Schroders geht zudem davon aus, dass kleinere Unternehmen leichter und besser verkauft werden können, und setzt dabei auf den hohen Anlagedruck der großen Private-Equity-Fonds, auf die rund 60% des eingeworbenen, aber noch nicht investierten Kapitals (Dry Powder) entfielen.

Steigende Renditen für Private Debt

Laut Schroders sind die Renditen zuletzt in den meisten Märkten sehr attraktiv geworden. Doch die Anlageklassen Private Debt und Credit würden hervorstechen. Für besonders riskante Produkte seien die Renditen in der Spitze auf bis zu 20% gestiegen. Im Gegensatz zum privaten Eigenkapital haben sich die gestiegenen Zinsen auf private Fremdkapitalinstrumente positiv ausgewirkt. Ein höheres Zinsniveau bringt grundsätzlich auch höhere Zinserträge mit sich. Obwohl die Zinsen in den Industrieländern ihren Höchststand erreicht hätten, geht Schroders davon aus, dass sie weiterhin über dem Niveau der vergangenen beiden Jahrzehnte liegen werden.

Die Anlageklasse Private Debt profitiere davon, dass Banken in den USA und in Europa ihre Kreditvergabe weiter reduzieren würden. Grund dafür sei der steigende Druck der Aufsichtsbehörden. Aber auch Probleme in ihren gewerblichen Immobilienkreditportfolios spielen eine Rolle. Das verknappte Bankenangebot wiederum führe zu steigenden Risikoprämien, die alternative Kreditgeber abseits des Banken- und liquiden Fremdkapitalmarkts verlangen können. Gleichzeitig seien die Risikoprämien an den meisten liquiden Märkten derzeit historisch niedrig.

Infrastruktur ist ein Käufermarkt

Chancen liegen dem Vermögensverwalter zufolge in Sektoren, die durch Notlagen emotional beeinflusst sind. In der gewerblichen Immobilienfinanzierung hätten beispielsweise die strukturellen Probleme im Büromarkt auch den stabilen Wohnungsmarkt nach unten gezogen. Die weltweiten Wertberichtigungen von Immobilien böten daher gute Einstiegsmöglichkeiten. „Tatsächlich deutet unser proprietäres Bewertungsmodell darauf hin, dass 2024 und 2025 günstige Jahre für Immobilieninvestitionen sein werden“, schreibt Schroders.

Der Infrastrukturbereich profitiere von der Energiewende. Erneuerbare Energien stünden mit 600 Mrd. Euro für 45% aller EU-Infrastrukturtransaktionen. Bis 2030 soll sich das Transaktionsvolumen auf 1,3 Bill. Euro mehr als verdoppeln. Der Markt habe sich zu einem Käufermarkt entwickelt, wobei Schroders eine Renditediskrepanz zwischen börsennotierten und privaten Märkten ausgemacht hat.

Das wiederum führe dazu, dass mehr Infrastruktur-Unternehmen von der Börse genommen würden. Laut Schroders ist zwischen Projekten in erneuerbaren Energien und begrenzten Kapitalinvestitionen eine Lücke entstanden. Das mache vor allem das Umfeld für moderate Risikostrategien (Core-/Core+) attraktiv. Dort seien die Renditen in den vergangenen 18 Monaten um über 200 Basispunkte gestiegen.

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