jsc-Internationale Umfrage zur Bereitschaft eines Bank Runs (60 od. 90 Z)
Bank Runs ohne Allheilmittel
Einlagensicherung senkt Risiko einer Kundenflucht nur teilweise, wie eine Umfrage zeigt
jsc Frankfurt
Bank Runs bleiben auch in einem System mit einer Einlagensicherung für viele Menschen eine Option: Zwar sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Privatperson im Krisenfall ihr Geld abrupt vom Konto abzieht, in einem System mit Einlagensicherung deutlich, wie eine Studie mit Unterstützung der International Association of Deposit Insurers (IADI) an der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel zeigt. Die Gefahr bleibt aber hoch.
In einer Online-Umfrage konfrontierten die Forscher die Privatpersonen mit einem fiktiven Szenario einer Bankkrise. Die Befragten sollten sich demnach vorstellen, auf ihrem Handy eine Nachricht einer Kundenpanik zu erhalten. Auf einem Bild ist eine Menschenschlange vor einer Filiale zu sehen. In der Kommentarspalte rufen Freunde etwa dazu auf, “das Geld zu packen und zu rennen”. Daraufhin wollten die Forscher wissen, unter welchen Umständen Personen ihr Geld ebenfalls abziehen würden. Befragt wurden rund 2800 Menschen in den USA, Großbritannien, Irland, Australien, Neuseeland und Indien.
Ergebnis: Wenn die Befragten mit einem Szenario konfrontiert werden, in dem ihr Geld von keiner Einlagensicherung geschützt ist, geben 56% an, ihr Geld vom Konto abzuziehen. Liegt hingegen eine Einlagensicherung vor, sinkt der Wert auf 25%. Ein Sicherungssystem senkt also die Bereitschaft für einen Bank Run deutlich, schafft die Gefahr aber nicht aus der Welt. Die Ergebnisse sind dabei über alle Länder hinweg ähnlich. Aktuelle Beispiele wie die Silicon Valley Bank, deren Kunden sich tatsächlich in sozialen Medien zu einem Bank Run anstachelten, erwähnt die Studie allerdings nicht.
Achtung, Ansteckung!
Die Studie bestätigt dabei auch die Gefahr einer Ansteckung: Viele Menschen erklären, ihr Geld auch dann abzuziehen, wenn der fiktive Bank Run ein anderes Geldhaus erfasst. Das geben 36% zu Protokoll, wenn sie mit einem Szenario ohne Einlagensicherung konfrontiert werden. Doch auch mit Sicherungssystem fällt der Wert lediglich auf 21%.
Der Autor Edwin Weinstein von der Unternehmensberatung Brondesbury und die Autorin Gulnur Muradoglu von der Queen Mary University of London heben die Bedeutung von Vertrauen hervor: So sei es wichtig, dass eine Einlagensicherung möglichst bekannt sei. Wenn eine Bank in Schwierigkeiten gerate, sei es wichtig, die Menschen mit “klaren und einfachen Worten” über den Schutz zu informieren. In der Umfrage wollten die Forscher auch von den Privatkunden wissen, ob sie ihrer Regierung oder aber ihrer Bank vertrauen. Wer diese Fragen bejaht, lässt sein Geld im Krisenfall viel eher bei der Bank liegen.
Das Alter macht laut Studie einen großen Unterschied: Zwar ziehen alte wie junge Menschen überwiegend ihr Geld ab, wenn ihre eigene Bank betroffen ist und kein Einlagenschutz existiert. Wenn es aber ein Sicherungssystem gibt, lassen sich ältere Menschen davon viel eher beruhigen. Einkommen und Finanzvermögen der Privatperson spielen hingegen keine große Rolle: Wer finanziell mehr Spielraum hat, lässt sein Geld zwar eher auf dem Bankkonto liegen. Der Effekt ist hingegen lediglich schwach ausgeprägt.