KommentarEU-Klimaziele

Dramatischer Spannungsabfall im Geschäft mit Elektroautos

Der Absatz von Elektroautos in der EU ist rückläufig. Eine Studie zeigt nun, dass auch die Kundenzufriedenheit in vielen Ländern gering ausfällt. Für die EU-Klimaziele sind das keine guten Nachrichten.

Dramatischer Spannungsabfall im Geschäft mit Elektroautos

Elektroauto-Markt

Dramatischer Spannungsabfall

Von Sebastian Schmid

Der Anteil von Elektroautos am EU-Neuwagenmarkt ist im Mai erneut gesunken. Während im Gesamtmarkt 3% weniger Pkw abgesetzt wurden, ging es für die rein batterieelektrischen Fahrzeuge um 12% nach unten. Experten wie Constantin M. Gall von der Strategieberatung EY führen das etwa auf die gesunkene Förderung in einigen Ländern zurück, aber auch auf das weiter überschaubare Kundeninteresse an der Technologie. Eine Studie von McKinsey deutet nun darauf hin, dass sich am mangelnden Interesse so bald kaum etwas ändern dürfte.

Der Studie zufolge, für die allein in Deutschland über 4.000 Menschen befragt wurden, erwägen 24% der Elektroautobesitzer, als nächstes Fahrzeug wieder einen Verbrenner zu kaufen. Dass jeder vierte E-Auto-Fahrer so unzufrieden ist, dass ein Wechsel zurück infrage kommt, spricht gegen eine schnelle Akzeptanz in den nächsten Jahren. Zumal zugleich die Zahl derjenigen sank, die beim nächsten Kauf überhaupt ein E-Auto in Erwägung ziehen. Die eigentlich schlechte Nachricht für die Automobilhersteller ist aber, dass die deutschen Kunden mit diesen Werten international sogar noch zu den zufriedeneren zählen. In Australien erwägt jeder zweite E-Autokäufer (49%) die Rückkehr zum Benziner. In den USA sind es 46% und selbst in China, wo sich Elektroautos am schnellsten durchsetzen, liegt der Anteil mit 28% höher als hierzulande.

Letzteres sollte den hiesigen Herstellern zumindest etwas Hoffnung machen, da sie im Reich der Mitte bislang vor allem mit Verbrennern punkten konnten. Derweil müssen sie im Heimatmarkt die Konkurrenz aus Fernost fürchten – trotz neuer Importzölle. Gut drei von zehn E-Auto-Interessenten hierzulande ziehen als nächstes Fahrzeug ein chinesisches in Erwägung. Bei den Premiumkunden, die Audi, BMW, Mercedes und Porsche im Visier haben, liegt der Anteil mit 35% sogar noch höher. Gefährdet sind indes nicht nur die Absatzziele der Autobauer, sondern auch die Klimaziele der EU. Der dramatische Spannungsabfall im Elektroauto-Markt macht diese unrealistischer denn je.

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