ESG-Strategien als Teil des Risikomanagements
Im Podcast: Henrik Pontzen
ESG als Risikomanagement
Der CSO von Union Investment über Langfristziele und Engagement-Erfolge
sar Frankfurt
Sind Nachhaltigkeitsinitiativen auf dem absteigenden Ast? Zumindest für die Dax-Unternehmen lässt sich das nicht bestätigen – im Gegenteil. „Die Stimmung ist deutlich schlechter als die Sachlage“, sagt Henrik Pontzen, Chief Sustainability Officer der Union Investment, im Podcast „Nachhaltiges Investieren“ der Börsen-Zeitung. Er war positiv überrascht von den Fortschritten, die die jüngste Dax-Klimastudie des Assetmanagers den Konzernen im Leitindex etwa bei der Bereitstellung vollständiger Klimaziele attestiert.
Dax-Unternehmen halten an ESG-Zielen fest
Die Dax-Unternehmen rückten dabei eine Langfristperspektive in den Fokus: „Wir sehen kein Zurückschrauben der Klimaziele, und das hat eben auch damit zu tun, dass wir es hier mit Aufgaben zu tun haben, die uns über Jahrzehnte beschäftigen werden“, erklärt Pontzen. Vom geopolitischen Gegenwind dürfe man sich dabei nicht beeindrucken lassen. „Wir haben es mit einer Aufgabe zu tun, die Jahrzehnte an konsequenter Anstrengung erfordert.“ Die Präsidentschaft von Donald Trump beispielsweise sei in diesem Kontext „eben nur eine von doch vielen maßgeblichen Einheiten.“
Aus Pontzens Sicht muss das nachhaltige Investieren „raus aus der Ecke ‚Investieren mit gutem Gewissen‘“, stattdessen gehe es „um ein besseres, weil vorausschauendes Risikomanagement und ein früheres Besetzen von langfristigen Investitionsthemen“. ESG-Strategien würden zunehmend als Teil des Risikomanagements gesehen. „Die grundsätzliche Ableitung ist: Wer langfristig Geld anlegt, kann auf der einen Seite ein besseres Risikomanagement bekommen, indem gerade langfristig wirkende Risiken – Nachhaltigkeitsrisiken – systematisch analysiert werden“, sagt Pontzen. Auf der anderen Seite könne man „frühzeitiger Renditequellen anzapfen“, wenn man früh auf langfristige Investmenttrends setze.
Union Investment sieht Fortschritte durch Austausch
Pontzen geht davon aus, dass der Umgang mit geopolitischen Risiken in den kommenden Monaten auch auf den anstehenden Hauptversammlungen ein Hauptthema in der Auseinandersetzung mit den Unternehmenslenkern sein werde – auch dies sei letztlich ein Risiko- und damit ein Governance-Thema.
Im Rahmen einer Engagement-Serie geht Union Investment auch direkt mit Unternehmen aus dem eigenen Investmentportfolio in den Austausch. „Wir haben in den letzten zwei Jahren mit über 100 Unternehmen gesprochen“, berichtet Pontzen. Seitdem hat sich einiges getan: Zu Beginn der Dialoge hätte ein gutes Drittel der Unternehmen keine vollständigen Klimaziele vorweisen können, mittlerweile seien es nur noch vier Unternehmen. „Engagement wirkt“, bilanziert Pontzen. „Das ist allerdings auch beruhigend – denn es ist sehr, sehr viel Aufwand und Arbeit.“