Geldpolitik

EZB prüft grünere Geldpolitik

Die EZB will die Auswirkungen des Klimawandels auf Inflation und Wirtschaftswachstum stärker in den Blick nehmen und überprüfen, ob sie ihre geldpolitischen Instrumente anpassen muss.

EZB prüft grünere Geldpolitik

EZB prüft grünere Geldpolitik

Notenbank will wirtschaftliche Auswirkungen des Klimawandels stärker in den Blick nehmen

mpi Frankfurt

Die Europäische Zentralbank (EZB) will im Rahmen ihres Mandats prüfen, ob sie angesichts der grünen Transformation der Wirtschaft ihre geldpolitischen Instrumente anpassen muss. Die Notenbank stellte am Dienstag Eckpunkte ihrer Strategie zum Umgang mit den Folgen des Klimawandels vor. „Die EZB muss die Auswirkungen des Klimawandels auf ihre Kernaufgaben besser verstehen“, erklärte EZB-Direktor Frank Elderson bei Vorstellung der Strategie.

Daher werde die Notenbank ihre Analyse der Auswirkungen von Extremwetterereignissen auf die Inflation und das Finanzsystem vertiefen. Außerdem werde sie evaluieren, wie sich dies in gesamtwirtschaftliche Projektionen integrieren lässt und welche Auswirkungen und Risiken der Übergang zu einer grünen Wirtschaft in der Eurozone mit sich bringt. „Das heißere Klima und die Zerstörung natürlicher Ressourcen zwingen unsere Wirtschaft und unser Finanzsystem zur Anpassung“, erklärte EZB-Präsidentin Christine Lagarde. „Wir müssen diese Anpassung verstehen und mit ihr Schritt halten, damit wir unser Mandat auch weiterhin erfüllen.“

Hohe Schäden

Regelmäßig richten Unwetterkatastrophen wie Fluten große wirtschaftliche Schäden an, etwa das Hochwasser in West- und Mitteleuropa im Jahr 2021 oder eine Flut in Slowenien im vergangenen Jahr, die Schäden in Höhe von 5% der jährlichen Wirtschaftsleistung des Landes verursachte. Zudem führen Unwetter und Düren auch zu einer höheren Inflation. Ernteausfälle lassen die Lebensmittelpreise steigen. Niedrige Pegelstände in Flüssen wie 2023 in Teilen Deutschlands machen diese unbefahrbar für Schiffe, was zu Lieferkettenstörungen und höheren Transportkosten führt.

Die EZB berücksichtigt schon seit längerem Klimagesichtspunkte bei ihrem Handeln. So spielten auch Nachhaltigkeitsaspekte beim Anleihekaufprogramm APP eine Rolle, solange sie das Mandat der Preisstabilität nicht beeinträchtigten. Inzwischen sind die APP-Neukäufe eingestellt. EZB-Direktor Elderson sagte, dass diese Berücksichtigung von Klimaaspekten bei den Käufen die Ziele erreicht habe und an dem Rahmenwerk festgehalten werde. Der aktive Verkauf von Anleihen, da diese zu nicht umweltfreundlichen Unternehmen gehören, sei jedoch nicht geplant.

Ein genau solches Vorgehen fordern einige Umweltverbände wie Greenpeace. Die Organisation sprach sich bereits 2022 angesichts des damals anstehenden geldpolitischen Kurswechsels dafür aus, dass die EZB „echten Klimaschutz“ betreiben solle. Doch es gibt auch Stimmen, die den Fokus der EZB auf mehr Klimaschutz mit Skepsis begleiten. Belgiens Notenbankchef Pierre Wunsch sagte etwa, dass der Klimaschutz Aufgabe der Regierungen sei – und nicht der EZB.

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