Tech-Boom sorgte für Momentum bei ESG-Strategien
Tech brachte Momentum bei ESG-Strategien
ESG-Tracker von Metzler zeigt Outperformance – Kulturkampf in den USA
tom Frankfurt
Für den republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump sind ESG-Investitionen „linksradikaler Müll“. Trump spricht von „Finanzbetrügereien“, will gar ein Verbot. Das Thema ESG ist ein Reizthema in den USA. Für die Spezialisten von Metzler Asset Management ist das „befremdlich“. Denn wie Metzlers Tracker für das erste Halbjahr 2024, der der Börsen-Zeitung vorab vorliegt, zeigt, waren ESG-Aktienstrategien auch in diesem Jahr überlegen und konnten ganz überwiegend ihre Vergleichsindizes schlagen.
Untersucht wurden vier Strategien: Best-in-Class-Portfolios mit einer Präferenz für hohe ESG-Scores, Positivlisten mit einer Präferenz für Aktien von Unternehmen aus nicht kontroversen Geschäftsfeldern, Impact-Portfolios mit einer Präferenz für Aktien von Unternehmen, die hohe Umsätze, die ökologischen Zielen zuzurechnen sind, erwirtschaften und Klima-Portfolios mit einer Präferenz für Aktien von Unternehmen, die ein niedriges Erwärmungspotenzial ausweisen.
Metzler AM kommt in seiner Analyse zu dem Schluss, dass das Krisenjahr 2022 abgehakt ist und dass der Börsenboom bei Tech-Aktien für ein positives Momentum auch für nachhaltige Investmentstrategien gesorgt hat. Die klare Mehrheit der nachhaltigen Strategieportfolios konnte seine Vergleichsindizes schlagen. Damit bestätigte sich ein Trend aus dem Vorjahr. Zugleich zeigte sich diese überdurchschnittliche Performance auch bei US-Portfolios. Das macht den amerikanischen Kulturkampf um nachhaltige Geldanlagen aus europäischer Sicht auch so befremdlich.
Eine Outperformance war zu beobachten bei Best-in-Class-Strategien, bei Strategien mit Ökologie-Fokus und bei Strategien, die auf kontroverse Geschäftsfelder wie Rüstung, Tabak, Kohle verzichteten. Growth- und Tech-Werte haben einen Gutteil dazu beigetragen. Belastend – aus ESG-Sicht – wirkte dagegen die Rally bei vielen Rüstungswerten, die sich auch im ersten Halbjahr 2024 stark entwickelten. Underperformer waren laut Metzlers ESG-Analyse Unternehmen, deren CO2-Emissionen weit von den Zielen des Pariser Klimaabkommens entfernt sind. Auch die klimafreundlichen Strategieportfolios waren gegenüber Investitionen in Unternehmen mit hohem Erwärmungspotenzial grundsätzlich überlegen, aber die Paris-kompatible Anlagestrategie konnte den breiten Markt nicht immer schlagen.
In den USA beeinflusste die Kontroverse rund um das Thema ESG auch das Anlegerverhalten. Die Zustimmungsquoten für ESG-bezogene Aktionärsanträge sanken auf das Niveau von 2015. Aus ESG-Fonds wurden im ersten Quartal 9 Mrd. Dollar abgezogen. Es war bereits das sechste Quartal in Folge mit Abflüssen. Ganz anders das Bild in Europa, wo im ersten Quartal 2024 Zuflüsse von 11 Mrd. Dollar in nachhaltige Fonds zu beobachten waren.
Best-in-Class-Strategien, die auf Unternehmen setzen, die die höchsten MSCI ESG-Rating-Scores aufweisen und die die ESG-Risiken und -Chancen besonders gut managen, brachten im ersten Halbjahr 2024 eine Überrendite zwischen 2,6 Prozentpunkten in den Emerging Markets und 12,5 Prozentpunkten in den USA. In allen betrachteten Ländern und Regionen fiel die Wertentwicklung besser aus als die Performance der Vergleichsindizes. In den USA schlägt zudem die herausragende Entwicklung von Aktien aus dem Technologie-Sektor wie die hochgewichteten Nvidia durch.
Bei der Strategie Positivlisten war das globale Portfolio 0,3 Prozentpunkte besser als der Vergleichsindex – dank US-Tech und trotz des Rüstungsbooms. Der MSCI Europe Aerospace und Defense Index legte im Untersuchungszeitraum 20,5% zu, sein Pendant in den Schwellenländern sogar 62,5%.
Bei der Impact-Strategie mit einem Fokus auf die Erreichung ökologischer und sozialer Ziele dominieren Pharma-Titel wie Eli Lilly, Johnson & Johnson und Merck & Co. Diese Strategie schnitt mehrheitlich schwächer als die Vergleichsindizes ab, weil der Pharma-Sektor im ersten Halbjahr 2024 kein Outperformer war. Eine Ausnahme stellte hier Europa dar, wo das Strategie-Portfolio 6,3 Prozentpunkte vor dem Vergleichsindex ins Ziel ging. Zu verdanken war diese Outperformance besonders Novo Nordisk, die dank Abnehmspritze im ersten Halbjahr 44,5% zulegen konnten.
In allen von Metzler AM untersuchten Ländern und Regionen war eine 1,5°C-konforme Ausrichtung des Portfolios gegenüber einer Investition in Unternehmen mit einem hohen Erwärmungspotenzial von mehr als 3°C im ersten Halbjahr 2024 überlegen. Auch dieser Trend zeichnete sich bereits im Jahr 2023 ab. Insbesondere CO2-intensive Unternehmen aus der Grundstoffindustrie konnten im Jahr 2024 bisher nicht mit der Wertentwicklung des breiten Marktes mithalten. Zu einer Outperformance der Paris-konformen Portfolios kam es in Europa, wo das Strategieportfolio 4,4 Prozentpunkte vor dem Vergleichsindex lag, und den Emerging Markets, wo das Strategieportfolio 6,6 Prozentpunkte besser abschnitt als der Vergleichsindex.