Finanzmarktkalender6. Februar

Bank of England ist am Zug

Mit „Forward Guidance“ hat man bei der Bank of England schlechte Erfahrungen gemacht. Doch etwas mehr Klarheit, wo in diesem Jahr die Prioritäten liegen, wäre angebracht.

Bank of England ist am Zug

6. Februar

Bank of England ist am Zug

Mit „Forward Guidance“ hat man bei der Bank of England schlechte Erfahrungen gemacht. Doch etwas mehr Klarheit, wo in diesem Jahr die Prioritäten liegen, wäre angebracht. Ihre Geldpolitiker haben bei der Bekanntgabe der allgemein erwarteten Zinssenkung um 25 Basispunkte die Chance, dafür zu sorgen.

Von Andreas Hippin, London

Zumindest in einer Hinsicht ist man sich am Finanzmarkt einig: Das geldpolitische Komitee (Monetary Policy Committee, MPC) der Bank of England wird bei seiner nächsten Sitzung die Bank Rate von 4,75% auf 4,50% senken. Am Donnerstag (6.Februar) wird der Zinsentscheid bekanntgegeben. Doch darüber, wie schnell es danach mit der geldpolitischen Lockerung weitergeht, gehen die Meinungen auseinander.

Die mehr als 300 Kunden auf der 33. Global Strategy Conference von Goldman Sachs, die gerade in London stattfand, hatten keine klare Vorstellung, was 2025 von der britischen Notenbank zu erwarten ist. In einer Umfrage unter den Teilnehmern fanden sich für die Antworten zwei, drei oder vier Zinsschritte ähnlich viele Stimmen. So große Abweichungen gab es nicht, als nach dem weiteren Vorgehen von EZB und Federal Reserve gefragt wurde.

Anhaltende Wachstumsschwäche

Im ersten Halbjahr 2024 war Großbritannien die am schnellsten expandierende Volkswirtschaft unter den G7-Staaten. Doch seit dem Wahlsieg von Labour am 4. Juli stagniert die Entwicklung. Damit das Wachstum im Schlussquartal nicht ins Minus rutscht, müsste das Bruttoinlandsprodukt im Dezember nach Rechnung der Volkswirte der Lloyds Banking Group um mindestens 0,25% gestiegen sein.

Vielen Unternehmen macht die Entscheidung von Schatzkanzlerin Rachel Reeves zu schaffen, nicht nur die Sozialversicherungsbeiträge für Arbeitgeber kräftig zu erhöhen, sondern auch die Schwelle drastisch zu senken, ab der sie erhoben werden. Der Arbeitsmarkt dreht, das Verbrauchervertrauen schwindet. Dem MPC ist sicher klar, dass der Leitzins nicht so hoch bleiben kann, ohne die Wirtschaft weiter zu schwächen.

„Vorbeugende“ Zinssenkungen

Doch haben seine Mitglieder in der Öffentlichkeit unterschiedliche Einschätzungen vertreten. Die einen wollen verhindern, dass die Inflation unter den Zielwert von 2,0% rutscht, und befürworten deshalb für eine schnelle Lockerung. Alan Taylor sprach sich in seiner ersten Rede als MPC-Mitglied mit Blick auf die Gefahr eines wirtschaftlichen Abschwungs für „vorbeugende“ Zinssenkungen aus. Der Columbia-Professor gehört dem Komitee seit August vergangenen Jahres als externes Mitglied an.

Andere fürchten, dass es beim Preisauftrieb noch Überraschungen geben könnte. Diesem Lager werden die beiden externen Mitglieder Catherine Mann und Megan Greene zugerechnet. Das dürfte für spannende Debatten in dem neunköpfigen Komitee sorgen. Am Ende haben die internen Mitglieder, also die Führungsspitze der Bank of England, die Mehrheit. Doch Huw Pill, der Chefvolkswirt der Zentralbank, neigte bislang dazu, den geldpolitischen Falken zuzustimmen. Etwas mehr Klarheit wäre wünschenswert.