Einigkeit im EZB-Rat bei Zinssenkungen beginnt zu bröckeln
6. März
Einigkeit im EZB-Rat
bei Zinssenkungen bröckelt
mpi Frankfurt
Am kommenden Donnerstag wird die EZB aller Voraussicht nach ein weiteres Mal die Leitzinsen um 25 Basispunkte senken. Es könnte der letzte Zinsentscheid im laufenden Zyklus werden, bei dem im EZB-Rat große Einigkeit herrscht. Denn mit dann 2,5% wird der Einlagensatz nach der Lockerung auf einem Niveau liegen, das der ein oder andere Notenbanker nicht mehr für zwingend restriktiv hält.
Bereits jetzt hat EZB-Direktorin Isabel Schnabel Zweifel, ob die Höhe der Leitzinsen die Wirtschaft noch ausbremst. „Ich bin nicht sicher, ob unsere Geldpolitik noch immer restriktiv ist“, sagte sie. Sie spricht sich deshalb dafür aus, dass die Notenbanker die Diskussion darüber beginnen, wann der Zeitpunkt gekommen sein könnte, von dem an die EZB mit Zinssenkungen pausiert oder diese sogar ganz stoppt.
Große Spannbreite bei Schätzungen zum neutralen Zins
Ganz so weit geht Bundesbankpräsident und EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel nicht. Doch auch er deutet an, dass er den Spielraum für weitere Zinssenkungen für begrenzt hält. „Das ist wohl nicht mehr weit entfernt vom neutralen Zinsniveau“, sagte er bezogen auf den aktuellen Einlagensatz von 2,75%.
Andere Notenbanker verorten den neutralen Zinssatz dagegen bei 2% oder sogar leicht darunter. Zudem sprechen sich einige wie der portugiesische Notenbankchef Mário Centeno dafür aus, dass die EZB möglicherweise unter das neutrale Niveau geht und damit eine expansivere Geldpolitik betreibt.
Aufmerksamkeit werden am Donnerstag neben der Kommunikation von EZB-Präsidentin Christine Lagarde auch die neuen Projektionen der Notenbank zu Inflation und Wirtschaftswachstum erhalten.