Finanzmarktkalender19. September

Bank of England unter Druck

Die Bank of England wird den Leitzins diesen Monat wohl nicht weiter senken. Doch der politische Druck auf die Geldpolitiker steigt.

Bank of England unter Druck

hip London

19. September

Bank of England unter Druck

Am Finanzmarkt wird derzeit keine Leitzinssenkung der Bank of England erwartet. Stattdessen wird eine große Wahrscheinlichkeit dafür eingepreist, dass die Geldpolitiker der Notenbank am Donnerstag (19.9.) den Ball flach halten werden. Dann würde die Bank Rate auf 5,0% verharren. Viel hängt von den Inflationsdaten ab, die am Tag vor dem Zinsentscheid veröffentlicht werden.

Viele Volkswirte würden ein Stillhalten der Geldpolitiker vermutlich gutheißen. Schließlich bewegt sich das Lohnwachstum immer noch weit über dem Wert, den die Notenbank für vereinbar mit ihrem Inflationsziel von 2,0% hält. Doch wurde das Inflationsziel bereits erreicht.

Höhere Monatsraten

Das erhöht den politischen Druck auf die Bank of England. Das aktuelle Zinsniveau bedeutet schließlich, dass Schatzkanzlerin Rachel Reeves mehr Geld für den Schuldendienst aufbringen muss als im Falle einer weiteren Lockerung der Geldpolitik. Dieses Geld fehlt für sinnvollere Dinge wie etwa die Instandsetzung von Schulen oder Krankenhäusern.

Hohe Zinsen bringen auch mit sich, dass Eigenheimbesitzer nach der Refinanzierung ihrer Hypotheken weitaus höhere Monatsraten zahlen müssen. Auch kleinen und mittleren Unternehmen wäre damit gedient, wenn sie nicht mehr ganz so viel für ihre Kredite bezahlen müssten.

Hohe Tarifabschlüsse

Die Zurückhaltung der Geldpolitiker ist allerdings nicht unbegründet. Labour nahm die Regierungstätigkeit mit hohen Tarifabschlüssen für den öffentlichen Dienst auf. Krankenhausärzte wurden mit 22% mehr Gehalt bedacht, um den rücksichtslosen Streiks im öffentlichen Gesundheitswesen ein Ende zu setzen. Lokführer erhielten 15% mehr.

Auch die Teile des öffentlichen Diensts, die über weniger Verhandlungsmacht verfügen, erhielten Lohnerhöhungen deutlich über der Teuerungsrate. Das dürfte bei den Gewerkschaften Appetit auf mehr geweckt haben. Mittlerweile liegt das Lohnwachstum im öffentlichen Dienst über dem in der Privatwirtschaft. Dabei profitieren die Beschäftigten der öffentlichen Hand von einer extrem großzügigen Altersvorsorge.

Steigende Energiepreise

Neben den Tarifabschlüssen dürften sich in den kommenden Monaten auch steigende Energiepreise bemerkbar machen. Am Markt wird deshalb für das laufende Jahr nur noch mit zwei Leitzinssenkungen gerechnet. Sie werden im November und Dezember erwartet.

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