Investmentbanken ringen mit Umbruch
xaw New York
16. Januar
Investmentbanken ringen mit Umbruch
Goldman Sachs und Morgan Stanley sind einander in bitterer Rivalität verbunden – und haben nun beide tiefgreifende Umbrüche zu bewältigen. Wenn letztgenanntes Institut am Dienstag die Zahlen zum vierten Quartal vorlegt, ist zum ersten Mal seit 2009 nicht James Gorman als CEO an Bord. Der Australier, der die in der Subprime-Krise schwer unter Druck geratene Morgan Stanley zur führenden Adresse im Wealth Management formte, hat das Steuer zum Jahreswechsel an Ted Pick übergeben.
Der vorherige Chef der institutionellen Wertpapiersparte soll das Schiff auf dem von Gorman eingeschlagenen Kurs halten, steht aber vor strukturellen Herausforderungen. Denn am Tag der Zahlenvorlage läuft auch die Konsultationsphase der Federal Reserve zu härteren Kapitalvorgaben für US-Banken ab, die der Regulator ab Mitte 2025 einführen will. Gerade für gebührenabhängige Geschäftsmodelle wie das so wichtige Wealth Management sollen deutlich härtere Regeln gelten.
Goldman wirft Ballast ab
David Solomon, CEO der Rivalin Goldman Sachs, hat sich besonders klar gegen die Pläne der Fed positioniert, die er als schädlich für die Wettbewerbsfähigkeit der US-Banken einstuft. Sein Haus trennt sich unterdessen von Ballast: Goldman hat zuletzt entscheidende Schritte getan, um den verlustreichen Ausflug ins Consumer Banking zu beenden.
Weil dadurch viel Kapital frei wird, ist die Investmentbank Keefe, Bruyette & Woods besonders optimistisch für Goldman und nimmt die Aktie auf die Liste ihrer Top-Empfehlungen im Finanzsektor. Auch kurzfristig gehen von Refinitiv befragte Analysten von einer Erholung aus. Gemäß Konsensprognosen dürfte der Gewinn pro Aktie im vierten Quartal zum Vorjahr um knapp 10% auf 3,65 Dollar gestiegen sein. Profitiert haben dürfte Goldman dabei auch von der zentralen Rolle bei einigen der größten Transaktionen während des IPO-Aufschwungs der vorangegangenen Monate.
Für Morgan Stanley herrscht dagegen eher Pessimismus, Analysten gehen von einem scharfen Rückgang des Gewinns pro Aktie aus. Anleger dürften bei der Zahlenvorlage gespannt beobachten, inwieweit die noch immer hohen Zinsniveaus einen stärkeren Aufbau der Risikovorsorge nötig machen. Bloomberg Intelligence geht jedenfalls von einem steilen Anstieg der Volumina an notleidenden Krediten im Schlussquartal 2023 aus.