Nicht da und doch im Zentrum der Davos-Debatten: Donald Trump
20.‒24. Januar
Neue, alte Sorgen in Davos
Am 20. Januar steht nicht nur die Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump an. In Davos startet auch das jährliche Weltwirtschaftsforum. Trump wird wesentliches Gesprächsthema sein, auch wenn er selbst nicht anreist, sondern sich am Donnerstag nur zuschalten will. Eine neue, alte Sorge steht 2025 wieder stärker im Fokus: bewaffnete Konflikte zwischen Staaten.
Von Sebastian Schmid, Frankfurt
Mit Blick auf den Massen-Exodus von US-Unternehmen aus globalen Klimaschutzinitiativen liegt der Gedanke nahe, das Thema habe insgesamt an Bedeutung verloren. Die jährliche Befragung des World Economic Forums zur globalen Risikowahrnehmung deuten darauf indes noch nicht hin. Die vier größten Risiken auf Zehnjahressicht sind demnach noch immer dem Klimawandel oder damit verbundenen Effekten zugeordnet. Auf Rang 1 stehen Extremwetterereignisse, gefolgt vom Verlust von Biodiversität und dem Zusammenbruch von Ökosystemen. Je kurzfristiger der Blickwinkel, desto mehr geraten indes andere Themen in den Vordergrund. Für das laufende Jahr wird rückt eine alte Angst neu in den Fokus: Bewaffnete Konflikte zwischen Nationen.
Das Thema, das nach dem Ende des kalten Kriegs zumindest in Europa an Bedeutung eingebüßt hatte, feiert eine unliebsame Renaissance – nicht zuletzt wegen des andauernden Angriffskriegs von Russland in der Ukraine und der sich ausweitenden Kämpfe im Nahen Osten. Allerdings dürften auch die von Donald Trump geäußerten imperialen Ambitionen nicht dazu geeignet gewesen sein, entsprechende Sorgen zu reduzieren.
In Davos dürften die verschiedenen Konflikte eine wesentliche Rolle spielen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist als Ehrengast in Davos zugegen. EU-Präsidentin Ursula von der Leyen wird in dem Bergdorf aufschlagen, wie auch Vertreter aus China oder Israel. Politiker aus aller Welt nutzen das Forum seit Jahren für Gespräche in informellem Rahmen. Gegründet hat es 1971 der deutsche Professor Klaus Schwab (86). Er ist in Davos dabei, zieht sich aber aus der operativen Arbeit zurück. Der grundlegende Leitsatz des Forums ist: „Den Zustand der Welt verbessern“.
Trump virtuell am Donnerstag
US-Präsident Donald Trump hat es derweil selbst in der Hand, manche Sorge zumindest etwas zu verringern. Sein virtueller Auftritt ist wohl für Donnerstag angesetzt. Zumindest zeigt der Auftritt, dass der Amerikaner bei allen markigen Sprüchen, den Ankündigungen von Strafzöllen und dem Interesse an Grönland, Kanada und dem Panamakanal durchaus an einem internationalen Austausch interessiert scheint. Er selbst war schon zweimal in Davos zugegen und das auch während seiner ersten Amtsperiode. Andere US-Regierungschefs hatten das Forum nie persönlich besucht.
Dieses Jahr steht das WEF unter dem Motto „Zusammenarbeit für das intelligente Zeitalter“. Angespielt wird dabei auf die wachsende Bedeutung generativer Künstlicher Intelligenz. Diese gilt indes auch als einer der wesentlichen kurz- wie langfristigen Risikofaktoren für die Welt. Zum Einen mit Blick auf die immer glaubwürdiger erscheinende Desinformationskampagnen, die bei den kurzfristigen Risiken (auf Zwei-Jahres-Sicht) auf Rang 1 liegen. Zum anderen mit unbeabsichtigten Nebenwirkungen von Künstlicher Intelligenz, die es bei den langfristigen Risiken knapp hinter den zahlreichen Herausforderungen mit Bezug zum Klimawandel auf Rang 6 ebenfalls in die zehn größten Risiken aus Sicht der WEF-Mitglieder geschafft haben. Jede Menge Diskussionsstoff also zu neuen und alten Sorgen in Davos.