Siemens vor Bewährungsprobe
8. August
Siemens vor Bewährungsprobe
Siemens steuert auf das Ende des Geschäftsjahres zu, denn der Konzern schließt am 30. September weitgehend die Bücher für die Periode. Insofern hat die Quartals-Präsentation im August eine besondere Bedeutung. Das Management muss sich dann entscheiden, ob die Prognose für das Geschäftsjahr Bestand hat.
Von Michael Flämig, München
Wenn Vorstandsvorsitzender Roland Busch und Finanzvorstand Ralf Thomas am 8. August ihre Sicht des dritten Quartals darlegen, werden Analysten und Journalisten in diesem Jahr besonders genau hinhören. Denn Siemens kämpft in der Kernsparte Digital Industries mit einer flauen Nachfrage. Hohe Lagerbestände in China sorgen dafür, dass der Absatz in dem Land, aber auch in den exportorientierten Volkswirtschaften Westeuropas stockt. Die Kernfrage lautet: Wann zieht das Geschäft wieder substanziell an?
Analysten skeptisch
Am Donnerstag wird demnach der Blick in das kommende Geschäftsjahr hinein eine Rolle spielen. Vor allem steht jedoch die Prognose 2023/2024 im Mittelpunkt. Der Konzern streicht seine Zielsetzungen nur in Notfällen.
Thomas hatte bereits bei der Vorlage der Halbjahreszahlen im Mai erklärt, das vergleichbare Wachstum des Umsatzes werde sich eher im unteren Bereich der Prognose für das Geschäftsjahr abspielen. Siemens peilt eine Erlössteigerung von 4 bis 8% an, im Halbjahr standen 3% zu Buche.
Die Prognose zielt darüber hinaus auf ein unverwässertes Ergebnis je Aktie vor Effekten aus der Kaufpreisallokation von 10,40 bis 11,00 Euro. Dabei sind bisher aufgelaufene positive Einflüsse in Höhe von 0,61 Euro je Aktie aus der Beteiligung an Siemens Energy nicht enthalten.
Kapitalmarkt hat die Erwartungen heruntergeschraubt
Die Analysten trauen Siemens nicht mehr zu, das angepeilte Wachstum zu erreichen. In Research-Berichten, die der Konzern ausgewertet hat, werden im Schnitt 3,2% erwartet. Der bereinigte Gewinn pro Aktie soll mit 10,43 Euro dagegen knapp in der Spanne des Ausblicks landen. Die Zahlen zeigen, wie ausgeprägt der Kapitalmarkt seine Erwartungen heruntergeschraubt hat. Das vergleichbare Umsatzplus war vor der Vorlage der Halbjahreszahlen bei 4,5% gesehen worden.
Der Gegenwind für Digital Industries schlägt sich in den gesenkten Vorgaben nieder, die der Vorstand der Sparte im Mai gegeben hat. Anfangs waren 20 bis 23% angepeilt worden, nun gelten 18 bis 21% als Ziel. Der Umsatz wird nicht bestenfalls stagnieren, sondern um 4 bis 8% sinken. Allerdings sollte die Talsohle nun überwunden sein. Im Automatisierungsgeschäft allerdings wäre ein spürbarer Aufschwung eine Überraschung. Die Konjunktur bleibt mau. Wichtig ist, dass keine Marktanteile eingebüßt werden. Die Sparte dürfte von kräftigen Software-Aufträgen profitieren, die teils im vierten Quartal verbucht werden könnten.
Im Vergleich mit dem Vorjahr ist wichtig, dass sich die Zahlen rückwirkend ändern. Nach der Vereinbarung zum Innomotics-Verkauf wechselt die Gesellschaft von den Portfolio Companies in nicht fortzuführende Geschäfte. Darüber hinaus endet die Historie der Portfolio Companies. Die Assets Flughafenlogistik und Energiegeschäft in Indien wandern in die Spalte „Überleitung Konzernabschluss“.