Tief frustrierte Aktionäre
Von Daniel Zulauf, Zürich
In der neuen Woche richtet sich das Interesse im Bankensektor einmal mehr auf die beiden prominentesten Schweizer Adressen. Credit Suisse und UBS haben ihre Anteilseigner zu den Generalversammlungen eingeladen – und im Fall der Credit Suisse dürfte es die letzte in ihrer 167-jährigen Geschichte sein.
Die Übernahme durch die UBS soll noch vor dem Jahresende abgeschlossen sein. Bis dahin wird die Credit Suisse ihre Geschäfte eigenständig fortsetzen. Die Schweizer Regierung hatte unter Anwendung von Sonderrecht entschieden, dass die Verwaltungsräte der beiden Banken die Transaktion ohne den Segen ihrer Aktionäre beschließen können. Die Aushebelung der Aktionärsrechte sei einfach der Dringlichkeit der Transaktion geschuldet gewesen, erklärte Finanzministerin Karin Keller-Sutter das ungewöhnliche Vorgehen. Man habe eine Güterabwägung vorgenommen und festgestellt, dass die Aufhebung der Eigentumsrechte der Aktionäre im Interesse des Landes gewesen sei.
Auf den nun anstehenden ordentlichen Jahresversammlungen der beiden Institute geht es um so gewöhnliche Dinge wie die Zustimmung zur Jahresrechnung, die Zustimmung zum Vergütungsbericht, den Beschluss über den Dividendenvorschlag des Verwaltungsrates, die Wiederwahl der Verwaltungsräte, die Entlastung des Verwaltungsrates und der Geschäftsleitung sowie ein paar weitere Themen.
Freilich ist es der Credit Suisse per Regierungsbeschluss vorerst untersagt, ihren Aktionären die beantragte Dividende von 5 Rappen pro Aktie beziehungsweise von insgesamt knapp 200 Mill. sfr auszuschütten. Zudem hat die Regierung einen Teil der im laufenden Jahr zur Auszahlung fällig werdenden variablen Vergütungen vorsorglich gestoppt.
Hochemotionales Treffen
Vor allem die letzte Generalversammlung der Credit Suisse dürften viele enttäuschte Aktionärinnen und Aktionäre dazu nutzen, um ihre tiefe Frustration über den Niedergang ihrer Bank auszudrücken. Es ist mit einer hochemotionalen Mammutveranstaltung zu rechnen.
Auch auf der UBS-Generalversammlung wird die Übernahme natürlich für viel Gesprächsstoff sorgen. Nicht allen Aktionärinnen und Aktionären dürfte die Transaktion gefallen, zumal die neue Schweizer Superbank mit einer heftigen Verschärfung der regulatorischen Anforderungen rechnen muss.
Wie sich die UBS künftig organisieren will, ist bisher öffentlich noch nicht bekannt. Offenbar will sie die Marke Credit Suisse beibehalten. Innenpolitisch gibt es jetzt starke Kräfte, die höhere Kapital- und Liquiditätsanforderungen für die UBS fordern, damit diese Riesenbank mit einer künftigen Bilanzsumme von 1,7 Bill. sfr – mehr als dem zweifachen Bruttoinlandprodukt der Schweiz – für das Land risikomäßig tragbar wird. Es gibt auch Forderungen, dass die UBS das Inlandgeschäft der Credit Suisse wieder abspalten und verselbständigen soll.