Finanzmarktkalender17. Oktober

Wirtschaft beunruhigt EZB

Vor einigen Wochen galt eine weitere Zinssenkung der EZB bereits im Oktober als unwahrscheinlich. Nun spricht vieles dafür, dass es dazu kommt. Nicht nur schreitet die Disinflation voran, die konjunkturelle Entwicklung der Eurozone bereitet der EZB Sorgen.

Wirtschaft beunruhigt EZB

17. Oktober

Wirtschaft beunruhigt EZB

Vor einigen Wochen galt eine weitere Zinssenkung der EZB bereits im Oktober als unwahrscheinlich. Nun spricht vieles dafür, dass die Notenbank in der kommenden Woche die Geldpolitik lockert. Nicht nur schreitet die Disinflation voran, die konjunkturelle Entwicklung der Eurozone bereitet der EZB Sorgen.

Von Martin Pirkl, Frankfurt

Ungewöhnlich deutlich hat EZB-Präsidentin Christine Lagarde Ende September bei einer Anhörung vor dem EU-Parlament eine Zinssenkung der Notenbank in der kommenden Woche angedeutet. Die jüngsten Fortschritte bei der Disinflation würden die EZB in ihrer Einschätzung bestärken, dass sie 2025 ihr Inflationsziel nachhaltig erreichen wird. „Wir werden dies bei unserer nächsten geldpolitischen Sitzung im Oktober berücksichtigen“, sagte Lagarde.

Ebenso bemerkenswert sind die Aussagen der beiden Deutschen im EZB-Rat. Bundesbankpräsident Joachim Nagel und EZB-Direktorin Isabel Schnabel könnten eine Zinssenkung in der kommenden Woche befürworten – dabei gehören beide dem Falken-Lager an, das für eine grundsätzlich eher restriktive Geldpolitik steht. „Ich bin durchaus offen, darüber nachzudenken, ob wir möglicherweise noch mal einen Zinsschritt gehen könnten“, sagte Nagel im Podcast von „Table.Briefings“. Die jüngste Inflationsentwicklung gehöre zu den „guten Nachrichten“.

Inflation unter 2%

Die Inflation ist im September mit 1,8% auf den niedrigsten Wert seit rund drei Jahren und unter das EZB-Ziel von 2,0% gefallen. In den kommenden Monaten dürfte die Teuerung jedoch wieder auf über 2% steigen. Nichtsdestotrotz ist die Inflation im September etwas stärker gesunken als erwartet, was vor allem an der Preisentwicklung in den beiden großen Volkswirtschaften Frankreich und Spanien lag.

Schnabel wiederum betonte in einer Rede die schwache wirtschaftliche Entwicklung im Euroraum. „Wir können den Gegenwind für das Wachstum nicht ignorieren“, sagte sie. Anders als von der EZB prognostiziert, zieht der Konsum der privaten Haushalte bislang nicht an. Zudem sind eine Reihe von Konjunkturindikatoren wie Einkaufsmanagerindizes seit der letzten Zinssitzung der Notenbank im September enttäuschend ausgefallen. Damals hatte Lagarde noch signalisiert, dass eine weitere Zinssenkung bereits im Oktober eher unwahrscheinlich ist.

Finanzmärkte erwarten Zinssenkung

Inzwischen haben sich nicht nur die Signale einiger Währungshüter geändert, sondern auch die Markterwartungen. Eine Lockerung in der kommenden Woche ist an den Finanzmärkten mittlerweile zu rund 90% eingepreist.

Ein niedriges Wirtschaftswachstum verringert bei Unternehmen den Spielraum für Preiserhöhungen und senkt so den Inflationsdruck. Außerdem werden bei einer schwachen wirtschaftlichen Entwicklung deutliche Lohnerhöhungen unwahrscheinlicher. Das Lohnwachstum war zuletzt einer der Treiber der Inflation – vor allem bei Dienstleistungen.

Die Tauben im EZB-Rat betonen schon länger die schleppende Euro-Konjunktur und sprechen sich deshalb für schnellere Zinssenkungen aus. Nun scheinen sich einige der Falken dieser Argumentation anzuschließen. Die EZB war zuletzt immer wieder beim Ausblick auf die Wirtschaft zu optimistisch und musste ihre Prognosen anschließend nach unten korrigieren. Die nächsten Projektionen stehen jedoch erst im Dezember an.

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