Anleger warten auf die Fed
Märkte am Mittag
Anleger warten auf die Fed
Am deutschen Aktienmarkt hat sich der Dax am Mittwoch kaum bewegt. Kurz vor der allgemein erwarteten Zinssenkung durch die US-Notenbank Fed am Abend halten sich die Investoren zurück. Der deutsche Leitindex lag gegen Mittag mit 0,1% leicht im Minus bei 18.713 Zählern. Damit hält sich der Dax in Schlagweite zum Rekordhoch vom Monatsanfang knapp unter 19.000 Punkten. Der MDax lag mit 0,1% im Plus bei 25.803 Zählern. Der Euro Stoxx 50 gab um 0,3% nach.
Zumindest kurzfristig dürfte die Zinsentscheidung der US-Notenbank nach dem europäischen Handelsende den Börsen den weiteren Weg weisen. Erwartet wird, dass die Fed ebenfalls die Zinswende einläutet, und selbst eine große Zinssenkung um 0,5 Prozentpunkte scheint möglich. „Zweifel an einer Zinssenkung bestehen nicht, die Möglichkeit wurde von Fed-Vertretern in den letzten Wochen des Öfteren betont“, schrieben die Experten der Helaba. „Die offene Frage ist: Um wie viele Basispunkte werden die Leitzinsen gesenkt? Während die Geldmarktsätze einer Senkung um 50 Basispunkte eine hohe Wahrscheinlichkeit beimessen, gibt es unseres Erachtens gute Gründe, ein eher vorsichtiges Vorgehen der Notenbank zu erwarten.“ Zum einen befinde sich die US-Wirtschaft trotz der getrübten Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe und der mäßigen Werte im Dienstleistungssektor immer noch auf Wachstumskurs. Zudem liege die US-Arbeitslosenquote im historischen Vergleich auf einem niedrigen Niveau.
BMW unter den Gewinnern
Andere Experten setzen auf einen XL-Zinsschritt. „Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Fed die Anleger mit einer Senkung um 25 Basispunkte überrascht“, sagte etwa Sonu Varghese, Stratege beim US-Finanzdienstleister Carson. „Wir gehen davon aus, dass die Fed die Zinsen um 50 Basispunkte senken wird, um dem Abwärtstrend bei den Arbeitsmarktdaten zuvorzukommen.“ In diesem Fall müssten aber Wirtschaft und Wachstum in der Folge auch positiv reagieren, mahnt Experte Stephen Innes von SPI Asset Management. Nicht zuletzt, um die hohen Bewertungen an den Aktienmärkten zu rechtfertigen. Die Marktakteure dürften also im weiteren Verlauf des Jahres die Konjunkturdaten darauf abklopfen, ob sie auch Wachstum abbilden.
Bei den Einzelwerten rückte die Aktie der Commerzbank um gut 2% vor. Das zweitgrößte deutsche Geldhaus erwägt Insidern zufolge, Finanzchefin Bettina Orlopp die Leitung der Gespräche mit der italienischen Großbank UniCredit zu übertragen. Die Aussicht auf eine Übernahme durch die Mailänder hat die Commerzbank-Aktie bislang um insgesamt mehr als 25% in die Höhe getrieben. Bei einem Zusammenschluss könnte ein Bank-Riese mit einem Marktwert von fast 74 Mrd. Euro entstehen. Das Management der Commerzbank sei allerdings nach wie vor gegen eine Übernahme durch die italienische Großbank, sagte eine mit der Situation vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters.
Im Dax zählten auch BMW mit plus 1,2% zu den Gewinnern. Die US-Bank Citigroup hat die Verkaufsempfehlung für die Aktien gestrichen. Nach der jüngsten Gewinnwarnung von BMW seien die Erwartungen an den Autobauer nun sehr niedrig, lautete die Begründung.
Ionos weitet Verluste aus
Aktien der Munich Re legten um 0,6% zu. Sie profitierten von einer Kaufempfehlung von Goldman Sachs. Auch für Allianz-Aktien riet die Investmentbank zum Kauf, der Allianz-Kurs gab anfängliche Gewinne jedoch wieder ab.
Unter den Nebenwerten weiteten Ionos den Vortagesverlust um 2,9% aus. Der Verkauf eines Aktienpakets durch den Finanzinvestor Warburg Pincus lastete nochmals auf dem Kurs des Anbieters von Internetanschlüssen.
Verluste bei Meyer Burger und Campari
In Zürich konnte der Schweizer Solarkonzern Meyer Burger mit seinen jüngsten Plänen bei den Anlegern nicht punkten. Die Papiere brachen um fast 10% ein. Meyer Burger will nach eigenen Angaben mit einem neuen Konzernchef, Restrukturierungen und dem Verkauf von Randbereichen wieder auf Kurs kommen.
Für Gesprächsstoff an der Börse in Mailand sorgte Campari mit einem Kursrückgang um gut 5%. Konzernchef Matteo Fantacchiotti trete aus persönlichen Gründen mit sofortiger Wirkung zurück, teilte der italienische Spirituosenkonzern mit. Der Manager hatte den Posten erst im April übernommen.
Am Ölmarkt ging es nach drei Tagen mit Zuwächsen nach unten. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die US-Sorte WTI verbilligten sich um jeweils mehr als anderthalb Prozent auf 72,54 bzw. 69,96 Dollar je Fass. Hintergrund sei ein Anstieg der US-Rohölvorräte, sagte Ole Hansen, Manager beim dänischen Online-Broker Saxo Bank. Dies überwiege die Sorgen über die Spannungen in Nahost.