Anleger werden vorsichtiger
Märkte am Mittag
Anleger werden vorsichtiger
Nach einer zunächst fortgesetzten Jahresendrally mit Rekordhoch ist der Dax am Montag in die Verlustzone gedreht. Gleich zum Börsenstart ging es für den deutschen Leitindex über 20.460 Punkte. Dann bröckelten die Gewinne rasch ab, zumal eine Unterstützung durch die US-Börsen nicht in Sicht ist. Jenseits des Atlantiks zeichnen sich für den Handelsstart an der Wall Street moderate Verluste ab.
Zur Mittagszeit stand für den Dax ein Minus von 0,2% auf 20.417 Zähler zu Buche. Der MDax büßte 0,8% auf 27.085 Zähler ein. Insgesamt herrscht Vorsicht, denn mit den US-Inflationsdaten am Mittwoch und der EZB-Zinsentscheidung am Donnerstag stehen wichtige Termine auf dem Börsenkalender. In der darauf folgenden Woche entscheidet außerdem noch die Notenbank Fed über die Leitzinsen in den USA.
Börsianer sichern sich ab
Laut Martin Utschneider, Chartexperte von Finanzethos, ist die Jahresendrally für den Dax weiterhin intakt. Es gebe „immer noch keine Verkaufssignale“, schreibt er. Die Markttechnik spreche mittel- bis langfristig für eine „intakte übergeordnete Aufwärtstendenz“. Portfolio-Manager Thomas Altmann ist da skeptischer. Ihm zufolge ist der Dax inzwischen „deutlich überkauft“. Börsianer sicherten daher ihre Positionen zunehmend gegen Rücksetzer ab.
Sollte der deutsche Leitindex seine im bisherigen Jahresverlauf erzielten Gewinne halten, wäre es das beste Anlegerjahr seit 2019. Alleine in den ersten fünf Handelstagen im Dezember hatte den Dax die Jahresendrally um rund 4% nach oben geführt, womit er dem Wall-Street-Index Dow Jones Industrial in der vergangenen Woche die Show stahl.
Compugroup legen kräftig zu
Unter den Einzelwerten hierzulande stachen die Aktien der Compugroup im SDax hervor. Ein Übernahmeangebot des Finanzinvestors CVC Capital ließ die Papiere des auf das Gesundheitswesen spezialisierten Softwareanbieters um knapp 32% auf 21,72 Euro in die Höhe schnellen. CVC bietet 22 Euro je Aktie. Compugroup hat an der Börse seit Februar nach einer Gewinnwarnung allerdings immer noch mehr als 40% seines Wertes verloren. CVC will die Beteiligung für mindestens zwei Jahre halten, das Unternehmen aber von der Börse nehmen.
Für Stabilus ging es im MDax nach anfänglichen Gewinnen zuletzt um 3,8% abwärts. Der Autozulieferer gab endgültige Geschäftsjahreszahlen bekannt. Zwar will er im neuen, bis Ende September laufenden Geschäftsjahr 2024/25, mindestens so viel umsetzen wie im Vorjahr, aber mit 1,15 Euro je Anteilsschein eine deutlich geringere Dividende für das Jahr 2023/24 zahlen.
Rüstungs-Titel mit Abschlägen
Hellofresh büßten mit 6,8% Abschlag am deutlichsten ein. Sie litten unter einem Medienbericht zu Kinderarbeit in einer Fertigungsstätte in den USA. Die Verluste der Aktie sind laut Jefferies-Analyst Giles Thorne allerdings nicht gerechtfertigt, denn das Arbeitsministerium in den USA untersuche nicht den Kochboxenversender, sondern den Zeitarbeitsvermittler, der als Dienstleister für Hellofresh tätig war. Mit diesem sei die Zusammenarbeit nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe außerdem sofort beendet worden.
Rüstungsunternehmen wie Rheinmetall mit minus 3,7% oder Hensoldt mit minus 7,1% litten unter Gewinnmitnahmen. Der Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad gab den Anstoß. Zudem meldete sich der designierte US-Präsident Donald Trump auf der Weltbühne zurück. Er kam im Élysée-Palast mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zusammen, um über das Schicksal des von Russland angegriffenen Landes zu reden. Danach forderte er eine Waffenruhe in dem Konflikt und rief Kremlchef Wladimir Putin direkt zum Handeln auf.
Ölpreise ziehen an
Der Sturz des syrischen Machthabers Baschar Al-Assad sorgte für leicht steigende Preise am Ölmarkt. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die US-Sorte WTI verteuerten sich um jeweils rund 1% auf 71,78 und 67,95 Dollar je Fass. „Die Entwicklungen in Syrien schaffen eine neue Ebene der politischen Unsicherheit im Nahen Osten“, sagte Tomomichi Akuta, Chefökonom beim Analysehaus Mitsubishi UFJ in Tokio.
Hoffnungen auf Geschäfte beim Wiederaufbau in Syrien nach dem Machtwechsel trieben die Aktien im türkischen Bausektor nach oben. Zu den Gewinnern zählten die Titel des größten Baukonzerns der Türkei, Enka Insaat, die Papiere der Zementfirmen Oyak Cimento und Bursa Cimento, sowie die Titel des Stahlherstellers Iskenderun Demir Celik.