Aufgestaute Kauflaune als Aktien-Treiber
wbr Frankfurt
Massive Fiskalhilfen und ein Mangel an Konsumgelegenheiten im vergangenen Jahr haben in allen großen Volkswirtschaften zu einer enormen Anhäufung der privaten Ersparnisse geführt. Das ist aus Sicht von J.P Morgan Asset Management einer der wesentlichen Faktoren für die weitere positive Entwicklung der Wirtschaft und der Kapitalmärkte. „Man sieht, wie die Sparquoten nach oben geschossen sind seit Beginn der Pandemie. Und das ist nichts anderes als eine enorme aufgestaute Nachfrage“, sagte Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan, in einer Online-Veranstaltung. Er weist darauf hin, dass „die Einzelhandelsumsätze in den USA in den vergangenen Monaten explodiert sind. In den USA sieht man besonders stark, wie die Konsumstimmung durch die Decke gegangen ist. Das kann in abgemilderter Form auch in Europa passieren.“
Nach Ansicht des Assetmanagers trifft die enorme Nachfrage auf eine Angebotslage, die noch immer unter der Pandemie zu leiden hat. Das führe dazu, dass die Lieferzeiten immer länger würden. Hinzu kämen entsprechende Preissteigerungen bei Rohstoffen und im Transportsektor.
Stratege Galler erläuterte zudem, dass aus seiner Sicht der Inflationsdruck nun von mehreren Seiten drohe. Neben der Preisentwicklung komme hinzu, dass US-Unternehmen keine Mitarbeiter mehr fänden und die Firmen zunehmend Lohnsteigerungen planen würden. „Das wird in die Unternehmensgewinne mit einfließen und dürfte dazu führen, dass man etwas weniger euphorisch sein sollte.“
Aktien zählen für Galler weiter zu den favorisierten Anlageklassen. Allerdings müsse man bei Aktien feststellen, dass die Bewertungen schon sehr hoch seien – so hoch, wie sie normalerweise in einer späteren Phase des Wirtschaftszyklus sind. „Die Wirtschaft wiederum befindet sich in einer frühzyklischen Phase.“ Gewinnwachstum und Anlegernachfrage würden die Aktienmärkte aber weiterhin stützen. Das Haus hat daher eine leichte Übergewichtung von Aktien mit einer Präferenz für Asien und US-Value. Steigende Renditen, wie man sie zuletzt in den USA am langen Ende beobachtet hat, können positiv für die Aktienmärkte sein, da sie ein Wachstum reflektieren.
Für den Strategen von J.P. Morgan sind Unternehmensanleihen mit einem Investment-Grade-Rating derzeit die besseren Staatsanleihen. Interessant sind aus Sicht von Galler auch qualitativ höherwertige High-Yield-Investments. Denn diese Anlageklasse habe ein vergleichsweise hohes Ertragspolster, um Verluste durch steigende Renditen zu absorbieren.