Chinas Aktienmarkt

Bären schlagen „Nationalteam“

Trotz massiver Stützungskäufe von Seiten staatlicher Vehikel und Fondsgesellschaften stehen die Leitindizes der chinesischen Festlandbörsen stark unter Druck. Gewichtiger Grund dafür ist der rigidere geldpolitische Kurs der People’s Bank of China. Doch auch Nachrichten vom Volkskongress schlagen auf die Stimmung.

Bären schlagen „Nationalteam“

nh Schanghai

Am chinesischen Aktienmarkt nimmt eine ausgeprägte Abverkaufswelle weiter an Fahrt auf. Am Dienstag büßten die führenden Leitindizes für das Börsengeschehen in Schanghai und Shenzhen am vierten Handelstag in Folge ein. Das Blue-Chip-Barometer CSI300 verlor 2,2% auf 4971 Punkte, hat nun seit Donnerstag bereits 8,8% abgegeben und ist erstmals in diesem Jahr unter die Marke von 5000 Punkten abgerutscht.

Marktteilnehmer betonen, dass es am Dienstag zu massiven Stützungskäufen seitens staatlicher Vehikel und Fondsgesellschaften gekommen ist. Sie werden im Zusammenspiel als „Nationalteam“ bezeichnet, das in akuten Schwächephasen am Aktienmarkt eingreift, um die Kurse zu stabilisieren und Panikreaktionen seitens chinesischer Kleinanleger beziehungsweise eine sich selbst verstärkende Abverkaufswelle zu verhindern. Am Dienstag bäumte sich der Markt denn auch zeitweilig wieder auf, gegen Ende der Nachmittagssitzung aber hatten die Bären wieder die Oberhand gewonnen.

Nach einer einwöchigen Ferienpause zum chinesischen Neujahrsfest hatten die chinesischen Blue Chips Mitte Februar noch einmal kräftig zugelegt und ihre Jahresauftaktrally fortgesetzt. Der CSI-300-Index, der am 18. Februar auf ein Allzeithoch von 5930 Punkten geklettert war, ist nur knapp drei Wochen später gut 19% von dieser Marke entfernt. Schlimmer noch hat es das Chinext genannte Technologie- und Wachstumswertesegment an der Börse Shenzhen erwischt. So hat der Chinext-Index seit Mitte Februar bereits 24% eingebüßt.

Rigider geldpolitischer Kurs

Zwar hat sich Chinas Konjunktur in den vergangenen Monaten äußerst freundlich entwickelt und zeigt praktisch keine coronabedingten Bremsspuren mehr, doch scheinbar hat ein rigiderer geldpolitischer Kurs der Zentralbank den Anlegern den Schneid abgekauft. Auch wenn sich die People’s Bank of China (PBOC) bislang nicht öffentlich zu einer Verabschiedung vom Stimulierungsmodus in Coronazeiten geäußert hat, wurden insbesondere am Geldmarkt die Zügel bereits angezogen und Liquidität aus dem Markt genommen. Eine entsprechende Versteifung am kurzen Laufzeitenende zeigt eindeutig Wirkung am Aktienmarkt. Auch sehen die Anleger mit einiger Skepsis, dass die stramme Aufwertung des chinesischen Yuan gegenüber dem Dollar zuletzt aus dem Tritt gekommen ist.

Zudem scheinen der am Freitag gestartete chinesische Volkskongress und die Vorlage des Jahreswirtschaftsberichts mit den Zielplanungen der Regierung den Anlegern eher auf den Magen zu schlagen. So hat Peking ein relativ schwaches Wachstumsziel für 2021 gesetzt, peilt eine Straffung des Budgetdefizits an und betont die verstärkte Kontrolle von systemischen Finanzrisiken. Von der chinesischen Korrekturbewegung sind gegenwärtig vor allem zyklische Konsumwerte, die zuletzt auf sehr hohe Bewertungsrelationen gekommen sind, betroffen. Demgegenüber werden Bankaktien, die an der bis Mitte Februar laufenden Hausse kaum partizipiert hatten, nun stärker favorisiert.