Devisen

Barclays warnt vor Folgen sinkender Dollarreserven

Senken Staaten ihre Dollarreserven, könnte sich das auf die Preise von Vermögenswerten weltweit auswirken. Denn dadurch könnten die längerfristigen US-Zinsen steigen, heißt es in einer Barclays-Studie .

Barclays warnt vor Folgen sinkender Dollarreserven

hip London

Barclays hat vor den möglichen Auswirkungen schrumpfender Währungsreserven auf die Assetpreise weltweit ge­warnt. Alle Jahre wieder nehmen sich die Strategen der britischen Großbank für ihre „Equity Gilt Study“ Zeit für einen Blick über das Tagesgeschehen hinaus. In der 67. Ausgabe geht es unter anderem darum, wie die Manager von De­visenreserven weltweit auf das Einfrieren russischer Assets durch die EU und ihre Verbündeten reagieren könnten. „Jahrzehntelang galten Reserven als die ultimative Versicherung gegen finanzielle Instabilität“, heißt es in der Studie. „Ungeachtet des Niveaus des wirtschaftlichen und politischen Drucks würden sie in Notzeiten immer für die souveräne Nation verfügbar sein, die sie angesammelt hat.“ Doch Russland verlor den Zugang zu rund der Hälfte seiner auf mehr als 600 Mrd. Dollar geschätzten Dollar- und Fremdwährungsreserven.

Greenback-Alternative fehlt

Aus Sicht der Verfasser gibt es keine Alternative zum Dollar. Möglich sei lediglich eine Welt mit niedrigeren Devisenreserven. Ihr Herunterfahren gehe mit der Tilgung von Verbindlichkeiten in Dollar und einer Stärkung der eigenen Währung einher. Länder wie Brasilien, China oder Taiwan, deren Reserven ihre Verschuldung im Ausland und in Fremdwährungen begebene Anleihen wesentlich übertreffen, könnten davon profitieren. Eine solche Schrumpfung könnte sich aber auf die langfristigen US-Zinsen auswirken. Dem Modell der Bank zufolge hat eine Ausweitung der weltweiten Dollarreserven um 1 Bill. Dollar in der Vergangenheit die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen um 55 Basispunkte gedrückt. Für die Volksrepublik würde eine Reduzierung der Devisenreserven dem Ende einer Ära des exportgetriebenen Wachstums, unterdrückter Inlandsnachfrage und großer Leistungs­bilanzüberschüsse gleichkommen. Der Yuan könnte dadurch auf­werten.

Theoretisch hätte der Aufstieg der Eurozone und der Volksrepublik zu einem ausgewogeneren Weltwährungssystem führen können. „Doch Anlagen in Euro bringen idiosynkratische Risiken mit sich, die mit dem Zusammenhalt der Eurozone verbunden sind, der im vergangenen Jahrzehnt wesentlichen und immer noch weitgehend ungelösten Herausforderungen ausgesetzt war“, schreiben die Verfasser. Die gegen Russland angewandten Sanktionen könnten auch gegen andere Nationen zum Einsatz kommen. Zudem verfüge der Euro nicht über die antizyklischen Eigenschaften, die den Dollar attraktiv machten. Der Yuan sei nicht frei konvertierbar, der chinesische Kapitalmarkt nicht frei zugänglich. Es gebe nicht viele Länder, die für ihren Handel mit China Yuan-Reserven bräuchten. Zudem bringe die Natur der chinesischen Kommandowirtschaft schwer zu prognostizierende politische Risiken mit sich.

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