Geld oder Brief

Bechtle geht eine Wette auf 2024 ein

Die Aktie des IT-Dienstleisters Bechtle befindet sich auf Erholungskurs. Trotz einer schwachen Konjunktur setzt das MDax-Mitglied auch 2024 auf einer Steigerung des Umsatzes und Gewinns. Der Vorstand konnte die Anleger mit diesem jüngsten Ausblick überzeugen. Nur wenige Analysten zweifeln.

Bechtle geht eine Wette auf 2024 ein

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Bechtle geht eine Wette auf 2024 ein

Von Stefan Kroneck, München

Die Aktie von Bechtle befindet sich auf Erholungskurs. Nach dem im Juli vergangenen Jahres verzeichneten 52-Wochentief von unter 35 Euro hat das Papier des schwäbischen IT-Dienstleisters zwei Fünftel an Wert zugelegt. Zum Vergleich: Der MDax, dem die Firma angehört, büßte im gleichen Zeitraum 7% ein. Der im SDax notierte Wettbewerber Cancom aus München blieb unverändert. Am Donnerstag zeigte die Kurstafel für Bechtle zeitweise 48 Euro. Das entspricht einer Marktkapitalisierung von 6,1 Mrd. Euro.

Zur Bilanzvorlage am Freitag vergangener Woche stemmte sich die Konzernführung gegen die Befürchtung mancher Analysten, dass nach Zuwächsen Umsatz und Ergebnis in diesem Jahr stagnieren könnten. Als Argument führten sie die schwache Wirtschaft in Deutschland an.

Vom Mittelstand hängt es ab

Vorstandschef Thomas Olemotz hielt entgegen, dass sich die Lage insbesondere in der zweiten Hälfte 2024 aufhellt. Deshalb sagt er „deutlich“ wachsende Konzernlöse und operative Gewinne voraus, wenngleich die Marge vor Steuern konstant bleiben werde. Die Prognose des CEO überzeugte die Anleger. Im Xetra-Handel legte der Anteilschein daraufhin über 7% auf mehr als 52 Euro zu. Dieses Niveau erreichte die Aktie zuletzt vor zwei Jahren.

Olemotz baut mit seinem optimistischen Ausblick auf den Mittelstand, der sich noch mit Investitionen zurückhält. Ein dringender Nachholbedarf bei der Modernisierung der IT würde aber im Laufe des Jahres dazu führen, dass die Nachfrage steigt, so die Konzernspitze. Der Vorstandsvorsitzende geht damit eine Wette ein. Trifft seine Prognose ein, dürfte das Investoren verstärkt anlocken, die Aktie von Bechtle zu kaufen. Geht seine Kalkulation aber nicht auf, würden sie sich womöglich von dem Wert abwenden. 

Kaufempfehlung überwiegt

Unter den Analysten überwiegt die Kaufempfehlung. Von insgesamt 18 Experten, die Bechtle „begleiten“, raten 13 zum „Kauf“, drei zum „Halten“ und nur zwei zum „Untergewichten“.  Das durchschnittliche Kursziel beträgt knapp 54 Euro. Einige Geldhäuser wie die Baader Bank (64 Euro), Berenberg (57 Euro) und die Deutsche Bank sowie Warburg (jeweils 59 Euro) liegen deutlich darüber. Mit einem im vergangenen Jahr erwirtschaften Konzernumsatz von 6,42 Mrd. Euro (+7%) übertraf Bechtle die Konsensschätzung (6,37 Mrd. Euro) nur geringfügig. Beim erzielten Vorsteuergewinn von 375 Mill. Euro erreichte das Unternehmen mit Sitz in Neckarsulm eine Punktlandung in Bezug auf die Markterwartung.

1,5 Prozent Dividendenrendite

Für 2023 schlägt die Verwaltung der Hauptversammlung eine um 5 Cent auf 0,70 Euro je Aktie erhöhte Dividende vor. Bei einem in 126 Millionen Anteilscheinen aufgeteilten Grundkapital entspricht das einer Ausschüttungssumme von 88,2 Mill. Euro – das sind 6,3 Mill. Euro mehr als im Jahr zuvor. Bechtle überweist somit nahezu konstant ein Drittel des Konzernüberschusses an die Anteilseigner. Mit Blick auf dem Schlusskurs zum Jahresultimo von 45,39 Euro beträgt die Dividendenrendite magere 1,5% - auf Tagesgeldkonten bekommt man derzeit deutlich mehr.

Gründerfamilie dominiert

Auf ihrer Internetseite schreibt Bechtle von einer „auf Kontinuität ausgerichteten aktionärsfreundlichen Dividendenpolitik“ seit dem Börsengang vor 24 Jahren. Einen Rückgang der Dividende habe es seitdem noch nie gegeben. Die die Verwaltung ist das ein Beleg für die „Zuverlässigkeit der Ausschüttungspolitik“.

Das dürfte der Ankeraktionär mit Genugtuung registrieren. Die Gründerfamilie Schick hält 35% des Grundkapitals. Der Clan dominiert somit das Unternehmen. Auf den Streubesitz entfallen 65%; wobei Bechtle auf die Feststellung Wert legt, dass bedeutende institutionelle Investoren darin vertreten sind. Flossbach von Storch, Deutschlands größter bankunabhängiger Vermögensverwalter, kontrolliert 5,2%, Allianz Global Investors 5% und die US-Investmentgesellschaft Blackrock 3,2%.

Für Bechtle ist das ein Vertrauensbeweis namhafter Adressen des Kapitalmarktes in die Unternehmensstrategie. Das bedeutet zugleich für den Vorstand, regelmäßig zu liefern.

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