Outperformer MDax und SDax

Besser als der große Bruder

MDax und SDax haben in den vergangenen Monaten den Dax markant geschlagen. Die Outperformance der Nebenwerte dürfte sich fortsetzen.

Besser als der große Bruder

In den vergangenen Tagen sind nicht nur die US-Aktienindizes S&P 500 und Nasdaq Composite auf Allzeithochs geklettert, auch die deutschen Nebenwertebarometer MDax und SDax haben markant zugelegt und Rekordstände erreicht. Dabei fällt auf, dass die unterhalb des Dax 30 angesiedelten Auswahlindizes der Deutschen Börse ihren großen Bruder deutlich geschlagen haben. So haben MDax und SDax in den vergangenen drei Monaten ein Plus von 15% beziehungsweise 20% er­zielt, während der Dax nur auf rund 6% kommt. Auf Jahresfrist werden die Unterschiede noch deutlicher: Hier kommt der Dax auf magere 3%, während MDax und SDax eine Performance von 12% sowie 22% hingelegt haben.

Für Investoren stellen sich vor diesem Hintergrund zwei Fragen. Zunächst einmal natürlich die nach dem Grund: Warum haben kleinere Aktien hierzulande die größeren Blue Chips zuletzt so deutlich geschlagen? Vor allem aber möchten Anleger gerne wissen, wie die Chancen stehen, dass sich die starke Outperformance der Nebenwertebarometer fortsetzt.

Dass Small Caps im Durchschnitt langfristig deutlich besser abschneiden als die Large Caps, ist ein Phänomen, das in der Kapitalmarktforschung sehr gut dokumentiert ist. Die kleineren Aktien sind weniger bekannt und gelten als risikoreicher als die Blue Chips, auch wenn sie es vielleicht nicht sind. Viele Anleger kaufen lieber eine SAP, Bayer oder Allianz als eine Nemetschek, Sartorius oder Hypoport. Darüber hinaus sind die großen Standardwerte natürlich liquider als die kleineren Titel, was für große Investoren wie Pensionskassen durchaus eine Rolle spielen mag. Übersehen wird mitunter, dass etliche Kleine wesentlich dynamischer wachsen als die großen Börsentanker, über hochprofitable Geschäftsmodelle verfügen und häufig in Nischen stark sind.

Die jüngste Party bei SDax und MDax hat aber noch mehrere andere Ursachen. Gerade in Phasen des wirtschaftlichen Aufschwungs schneiden Small und Mid Caps besonders gut ab, was auch in größeren zyklischen Komponenten begründet ist. Weltweit kommt der aktuelle Konjunkturaufschwung derzeit besonders den Nebenwerten zugute. So hat in den USA der Russell-2000-Index in den vergangenen drei Monaten satte 33% zugelegt, während der S&P 500 nur ein Plus von 11% aufweist. Hinzu kommt jetzt noch, dass mehrere große Werte des Dax 30 wie SAP oder Bayer in den vergangenen Monaten enttäuscht haben. Und auch Versicherungsriesen wie Allianz oder Münchener Rück sind alles andere als an den Weltbörsen gefragte Wachstumswerte oder Digitalisierungsgewinner.

Hingegen hat die 2018 von der Deutschen Börse vorgenommene Reform ihrer Auswahlindizes dem MDax und besonders auch dem SDax gut getan und sorgt gerade in Coronazeiten für Kurszuwächse. Denn seitdem finden sich auch wachstumsstarke Technologiewerte, Biotechnologie eingeschlossen, nicht allein im TecDax, sondern auch in den beiden Nebenwerteindizes.

Für Anleger ist der Dax mit seiner geringen Marktbreite von 30 und ab September 40 Titeln kein allzu attraktiver Index. Denn, wie Bernhard Breloer von Invesco in einer Untersuchung aufgezeigt hat, wird das Standardwertebarometer systematisch dadurch belastet, dass in den Dax die Performance der Absteigerwerte eingeht. Hingegen legen die Kurse von Dax-Aspiranten bereits vor dem Aufstieg zu. Dann aber im MDax, dessen Performance durch seinen Charakter als Aufsteigerindex befördert wird. Ähnliches gilt auch für den SDax. Langfristig waren Anleger am deutschen Aktienmarkt jedenfalls erfolgreicher, wenn sie nicht allein in den Dax, sondern auch in MDax und SDax investierten.

Aufgrund dieser Indexkonstruktion sowie der geschilderten Vorzüge von Nebenwerten dürften MDax und SDax langfristig besser abschneiden als der Dax. Dies zumal eine massive Überbewertung der Nebenwerteindizes wie seinerzeit beim hochgehypten Neuen Markt aktuell nicht vorliegt.

Auch kurzfristig stehen die Chancen gut, dass sich die Outperformance von MDax und SDax fortsetzt. Denn die Märkte befinden sich in einer Aufschwungphase, die den Nebenwerten zugutekommt. Auch finden sich viele Wachstumswerte und Digitalisierungsgewinner in den beiden Indizes. Zusätzlich sollte der MDax davon profitieren, dass der Dax im September auf 40 Titel erweitert wird und somit in diesem Jahr bis zu zehn MDax-Titel in die erste Börsenliga aufsteigen werden.