Anleihemärkte

Bond-Bärenmarkt ist wohl bald vorbei

Der Assetmanager T. Rowe Price rechnet mit einer aufziehenden Rezession. Das sollte dazu führen, dass der Bärenmarkt am Bondmarkt sich demnächst seinem Ende nähern wird.

Bond-Bärenmarkt ist wohl bald vorbei

kjo Frankfurt

Die Baisse bei festverzinslichen Wertpapieren scheint vorbei zu sein. Die Geschwindigkeit der Wachstumsverlangsamung in den vergangenen Monaten zeigt, dass eine Rezession eher früher als später eintreten wird. Dann dürfte der Inflationsdruck nachlassen, was die Wahrscheinlichkeit böser Zinserhöhungsüberraschungen auf kurze bis mittlere Sicht verringert, so die Einschätzung von T. Rowe Price.

Der Markt scheine zu akzeptieren, dass eine Rezession bevorstehe. Gleichzeitig herrsche eine weit verbreitete Ansicht, dass diese frühestens im Dezember eintreten werde, möglicherweise sogar erst weit nach 2023. „Dies ist wahrscheinlich zum Teil auf den starken US-Arbeitsmarkt zurückzuführen und zum Teil auf die Annahme, dass der Abstieg in die nächste Rezession historisch gesehen relativ gemächlich verlaufen wird. Der Arbeitsmarkt ist jedoch ein nachlaufender Indikator, kein vorausschauender – er ist kein nützlicher Vorbote einer Rezession“, sagt Ken Orchard, Portfoliomanager bei T. Rowe Price. „Und die Geschwindigkeit, mit der sich die Fundamentaldaten in diesem Jahr verschlechtert hatten, haben uns davon überzeugt, dass diese Rezession viel schneller kommen wird, als wir normalerweise erwarten“, führt er weiter aus.

Zinshochs sind eingepreist

Da man mit einer baldigen Rezession rechne, könnte der Bärenmarkt für Anleihen wahrscheinlich vorerst vorbei sein. Starke Renditeanstiege seien in der Regel episodisch – sie würden in der Regel über einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten auftreten, bevor sich der Markt wieder stabilisiere. Der Markt habe den Höchststand des Leitzinses im Juni eingepreist, und die Inflationserwartungen schienen vorerst ihren Höhepunkt erreicht zu haben. „Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Fed die Zinsen stärker anheben muss, als derzeit eingepreist ist. Ich vermute sogar, dass sie die Zinserhöhungen früher als erwartet aussetzen wird. Damit will sie sicherstellen, ob die von ihr vorgenommenen Erhöhungen die gewünschte Wirkung erzielt haben“, sagt Orchard.

Aus diesen Gründen halten die Experten des Assetmanagers im Portfolio derzeit die längste Durations­position aller Zeiten. „Bislang haben wir uns in erster Linie auf US-Long-Duration-Positionen konzentriert, da die USA weiter im Aufwärtstrend sind. Wir haben auch damit begonnen, die Kurve nach unten zu verschieben, da das lange Ende nach den Zinserhöhungen der Zentralbanken stärker verankert wurde – nachdem wir zunächst die Duration bei zehnjährigen Anleihen erhöht haben, schauen wir jetzt auf zweijährige Treasuries.“ Es sei schwer zu sagen, ob die bereits eingepreisten Zinserhöhungen die Inflation unter Kon­trolle bringen würden oder ob eine weitere Runde der Straffung erforderlich sein werde. „In den frühen 80er Jahren brauchte es zwei Runden aggressiver Zinserhöhungen durch die Fed und eine Double-Dip-Rezession, um die Inflation auf ein akzeptables Niveau zu bringen. Wir wissen nicht, was dieses Mal nötig sein wird, aber die Aussicht auf unerwartete Zinserhöhungen hat sich vorerst verflüchtigt.“