Bondmärkte bieten nun Chancen
kjo Frankfurt
Das Jahr 2022 ist für Rentenportfolios historisch schwierig gewesen. Auch wenn das Umfeld herausfordernd bleibt, gibt es doch wieder Chancen für aktive Anleger, meinen die Strategen von Bellevue AM Deutschland. Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell habe auf der jüngsten Pressekonferenz der Fed darauf hingewiesen, dass der Prozess der Disinflation begonnen habe, es aber zu früh sei, „den Sieg zu erklären“. „Sowohl die Fed als auch die Europäische Zentralbank sind daher nach dem dauerhaften Überschreiten ihrer selbst gesetzten Inflationszielvorgaben zurzeit bemüht, die sich abzeichnende Entspannung des Preisdrucks nicht in eine weniger restriktive Geldpolitik zu übertragen. Zu unklar bleibt weiterhin, auf welchem Niveau sich die Inflationsraten mittelfristig einpendeln werden“, sagt Gerit Heinz, Leiter Portfoliomanagement bei Bellevue AM.
Für Staatsanleihen bester Bonität bedeutet die Aussicht auf weiter restriktiv agierende Zentralbanken vor allem eins: Die Volatilität dürfte hoch bleiben. In den vorigen Monaten hätten Anleiheinvestoren immer wieder vergeblich versucht, ein vorzeitiges Ende des Zinserhöhungszyklus zu antizipieren. „Das hat dazu geführt, dass wir neben den im Trend gestiegenen Renditeniveaus auch heftige Kursausschläge von Staatsanleihen beobachten konnten – und das über alle Laufzeiten hinweg. Auch in diesem Jahr könnte es zu Anpassungen in der Erwartung über den Zinspfad der Notenbanken kommen“, so Heinz.
Denn während Investoren an den Terminbörsen bereits Zinssenkungen im zweiten Halbjahr einpreisen würden, signalisierten die US-Notenbankgouverneure bislang nach Erreichen eines Zielzinsniveaus von über 5% im Sommer ein Kurshalten bis zum Jahresende. Eine vergleichbare Kommunikation und eine daraus resultierende implizite Forward Guidance sei auch in der Eurozone zu erkennen.
Mit Blick auf die Bondmärkte sei nach einem historisch schwachen Jahr allerdings davon auszugehen, dass sich Wachstums- und Inflationsabschwächung positiv auf die Kursentwicklung von Staatsanleihen bester Bonität sowohl in den USA als auch in der Eurozone auswirken dürften. Die Renditeanstiege aus dem vorigen Jahr dürften der Vergangenheit angehören. Im Laufe des Jahres dürfte es daneben dazu kommen, dass die ausgeprägte Zinskurveninversion vor allem aufgrund nachgebender Renditen von Staatsanleihen kurzer Laufzeit zurückgehen sollte. Denn im späteren Verlauf des Jahres dürften Anleiheinvestoren verstärkt Zinssenkungen einpreisen, was sich überproportional in fallenden Staatsanleiherenditen von Kurzläufern niederschlagen sollte.