China-Aktien lassen Luft ab
nh Schanghai
Chinas Aktienmärkte sind nach einer knapp drei Monate währenden Rally-Phase seit Januarende wieder in den Korrekturmodus übergegangen. Das Thema „Wiederöffnung“ mit der vom Wandel der chinesischen Coronapolitik und der Abschaffung sämtlicher Mobilitätsrestriktionen und anderen wirtschaftsdämpfenden Schikanen ausgelösten Kursfantasie scheint mittlerweile ausgereizt zu sein. Insbesondere an der von internationalen Investoren frequentierten Hongkonger Börse hat sich das Blatt relativ jäh gewendet. Zum Februarbeginn sah man den ersten Wochenverlust seit Oktoberende, nachdem die jüngsten chinesische Konjunkturdaten ein noch sehr gemischtes Bild über die tatsächliche konjunkturelle Erholungsbewegung seit Pekings Ausstieg aus der Null-Covid-Politik offenbart hatten.
Am Montag sorgte die Affäre um einen in den US-Luftraum eingetretenen und letztlich abgeschossenen mutmaßlichen chinesischen Spionageballon für verstärkte Sorge über diplomatischen Unfrieden zwischen Peking und Washington. US-Außenminister Antony Blinken hatte am Freitag seine fürs Wochenende geplante China-Reise wegen des Ballonthemas wieder abgesagt. Zuvor hatten sich die Marktteilnehmer von den geplanten hochrangigen Gesprächen tendenzielle geopolitische Entspannungssignale versprochen.
Nun allerdings leben wieder Diskussionen über ein mögliches Hochschaukeln von handels- und industriepolitischen „Strafmaßnahmen“ und die Gefahr einer weiteren schweren Belastung für die Wirtschaftsbeziehungen der beiden Großmächte auf. Davon zeigten sich insbesondere die in Hongkong notierenden Werte chinesischer Großunternehmen beeindruckt. Der Hang Seng China Enterprises Index verlor daraufhin 2,7% und zog den Hongkonger Leitindex Hang Seng mit in die Tiefe. Der in den letzten Monaten im Vergleich zum Hang Seng deutlich weniger volatile Leitindex CSI 300 für die Festlandbörsen in Schanghai und Shenzhen verlor am Montag 1,3%, was aber immer noch den kräftigsten Tagesverlust seit sieben Wochen bedeutet.
Der Hongkonger Hang Seng büßte am Montag letztlich 2% auf 21222 Punkte ein und hat damit seit dem Jahreshoch vom 27. Januar binnen sechs Handelstagen bereits knapp 7% abgegeben. Vom furiosen Auftakt im Januar, als der Index um fast 13% zulegen konnte, verbleibt jetzt nur noch ein Plus von gut 5% für das aufgelaufene Kalenderjahr. Auch von dem Eintritt in einen „Bullenmarkt“ mit mehr als 20% Abstand auf das 52-Wochen-Tief von Ende Oktober, den man beim Hang Seng wie auch beim CSI 300 kürzlich fast erreicht hatte, ist jetzt nicht mehr die Rede. Eher scheinen Gewinnmitnahmen zum Thema zu werden. Im Januar hatte man einen Rekordzufluss von internationalen Investorengeldern in Chinas Aktienmärkte verbucht, dem nun eine neuerliche Rückzugsphase folgen könnte.