Regulierungskampagne

China auf neuem Weg der Aktienmarkt­beruhigung

Erfolgreich haben Chinas Zentralbank und Wertpapieraufsicht mit einer konzertierten Aktion die von der Pe­kinger Tech-Regulierungskampagne aufgewühlten Börsen in Hongkong und Schanghai beruhigen können.

China auf neuem Weg der Aktienmarkt­beruhigung

nh Schanghai

Chinas Zentralbank und die heimische Wertpapieraufsicht haben mit einer konzertierten Aktion einen erfolgreichen Versuch unternommen, die von einer Pe­kinger Tech-Regulierungskampagne aufgewühlten Börsen in Hongkong und Schanghai wieder zu beruhigen. Dort bäumten sich die Leitindizes nach einer schweren Korrektur zu Wochenbeginn wieder auf.

So überraschte die People’s Bank of China (PBOC) am Donnerstag mit einer Liquiditätsspritze via Offenmarktgeschäfte und injizierte via die einwöchigen Reverse Repos neue Mittel über 30 Mrd. Yuan (3,9 Mrd. Euro) in den Geldmarktkreislauf. Die Maßnahme führte zu einer fühlbaren Senkung der Refinanzierungskosten am Interbankmarkt und wurde an den Börsen als unmissverständliches Signal verstanden, dass die chinesische Regierung alles daransetzen wird, die von einer heftigen Abverkaufswelle geprägten Märkte und ein drastisch verunsichertes Anlegersentiment zu reparieren.

Parallel dazu versuchte es die Aufsichtsbehörde China Securities Regulatory Commission (CSRC) mit „moral suasion“ und bat Topmanager von chinesischen Wertpapierhäusern und Investmentbanken zu einem Video-Call, mit dem sie darauf eingeschworen wurden, Baisse-Spekulationen zu unterlassen. Dabei soll die CSRC vermittelt haben, dass die Pekinger Regierung nach der Serie von regulatorischen Attacken gegen chinesische Tech-Firmen keineswegs die Absicht habe, auch andere Ausschnitte­ der Privatwirtschaft mit vergleichbaren Kampagnen zu belegen.

Das ruppige Vorgehen gegen die Tech-Branche hatte sich in dieser Woche in teils dramatischen Kursverlusten bei führenden chinesischen Internetwerten entladen und eine Panikstimmung aufkommen lassen, die zu einem Sell-off an breiterer Front führte. Dahinter steht die Befürchtung, dass die Pekinger Regulierungsmethoden auch andere Sektoren unter ein kaum kalkulierbares „politisches Risiko“ stellen, das Marktbewertungsrelationen über den Haufen wirft und insbesondere auch ausländische Investorenkreise in die Flucht schlägt.

Tencent holen auf

Die Beruhigungsmanöver der Finanzregulatoren und eine bereits zuvor eingesetzte Kampagne in staatlichen Medien mit der Aufforderung zu Schnäppchenkäufen am Aktienmarkt haben am Donnerstag Wirkung gezeigt. Der Blue-Chip-Index für Festlandwerte CSI300 kletterte um 1,9%. Zuvor war das Barometer an den ersten beiden Wochentagen um jeweils mehr als 3% abgesackt und auf ein Achtmonatstief gegangen. An der Hongkonger Börse, wo chinesische Sektorriesen wie Alibaba, JD.com, Meituan und Tencent notieren, konnte das Ruder ebenfalls herumgerissen werden. So legt der Leitindex Hang Seng am Donnerstag um 3,3% zu und verbuchte damit den größten Tagesgewinn seit Juli 2020. Dabei verbuchten die zuvor regelrecht geknüppelten Internetkonzerne Meituan und Tencent spektakuläre Kursavancen von jeweils knapp 10%. Entsprechend zog auch der Hongkonger Hang Seng Tech Index um gut 8% an.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.