Chinesische Zentralbank unter Druck
nh Schanghai
Chinas Währungshüter wehren sich mit bescheidenem Erfolg gegen die Schwäche der heimischen Devise gegenüber dem Greenback. Am Montag setzte die People’s Bank of China (PBOC) erstmals seit Juli 2020 wieder einen Referenzkurs jenseits der Marke von 7 Yuan je Dollar bei 7,0298, womit der Bewegungsspielraum im Rahmen der zulässigen Schwankungsbegrenzung im Spothandel von 2% zwischen 6,8892 und 7,1704 lag.
Wie schon in der vergangenen Woche ließ die ungebrochen negative Einschätzung der Marktteilnehmer zum Erholungspotenzial des Yuan den Spotkurs im Schanghaier Onshore-Handel auf bis zu 7,1690 und damit ganz nah an die untere Grenze fallen. Zum Schluss des offiziellen Handels notierte der Yuan dann bei 7,1464, was ein 26-Monats-Tief bedeutete.
Referenzkurs folgt Markt
Die Zentralbank hat sich im Rahmen des Wechselkurssystems mit einem sogenannten „Managed Float“ zum Dollar mit dem von ihr handelstäglich gesetzten Mittelkurs zwar zunehmend von den jeweiligen Marktvorgaben des Vortags entfernt, um den Sinkflug der Währung abzubremsen. Sie kann allerdings nicht verhindern, dass der Referenzkurs im Rahmen der Spanne von 2% den Marktbewegungen folgt und sukzessive schwächer ausfällt.
Sollte der Trend in den nächsten Tagen weiter anhalten, nähert sich das untere Ende der Wechselkursspanne unweigerlich der Marke von 7,1854 Yuan je Dollar. Das würde dann den Yuan auf den tiefsten Stand zum Dollar seit Anfang 2008 bringen. Entsprechend zieht die Zentralbank eilig neue Register, um den Spekulationsdruck zu lindern. Dabei schielt man auf den chinesischen Nationalfeiertag am 1. Oktober, dem sich eine gesamte Feiertagswoche anschließt, in der die Finanzmärkte auf dem Festland geschlossen bleiben und damit auch den Währungshütern eine Verschnaufpause gönnen.
Teurere Forward-Geschäfte
Wie sehr sich die PBOC unter Druck gesetzt fühlt, zeigt die nun verkündete Maßnahme, beginnend am Mittwoch die Mindestreserve auf Fremdwährungs-Terminkäufe von 0 auf 20% anzuheben. In einer Mitteilung der Notenbank heißt es, dies werde die Markterwartungen im Devisenhandel stabilisieren und das „makroprudenzielle Management“ stärken. Durch die Abführung einer Mindestreserve verteuern sich indirekt Forward-Geschäfte, bei denen die Banken im Kundenauftrag vorab Dollar kaufen, was eine fortgesetzte Baissespekulation damit unattraktiver macht.
Marktteilnehmern zufolge dürfte sich der in Rechnung gestellte Forward-Kurs um 500 bis 700 sogenannte Pips verteuern. Mit Pip bezeichnet man eine Veränderung um eins bei der vierten Nachkommastelle des Yuan-Dollar-Wechselkurspaars. Bislang hatte die PBOC nur zweimal in 2015 und 2018 in einer akuten Schwächephase des Yuan den entsprechenden Mindestreservesatz auf 20% angehoben und dann nach der Trendwende mit Wiedererstarkung des Yuan die Mindestreservequote wieder deaktiviert, beziehungsweise auf null gestellt.
Unabhängig davon hatte die PBOC bereits zur Septembermitte eine andere Steuergröße für Devisengeschäfte der Banken, nämlich den Mindestreservesatz auf ihre Fremdwährungsguthaben, von 8 auf 6% gesenkt. Mit dieser sanften Maßnahme zielt man als indirekte Stützungsmaßnahme darauf ab, den Liquiditätsspielraum für Fremdwährungsverkäufe zu erhöhen.
Sichere Häfen gefragt
Devisenhändler betonen, dass auch die jüngste Mindestreserveaktion zur Verteuerung von Wetten gegen den Yuan die Baisse zum Dollar nur abbremsen dürfte, ohne jedoch eine Trendumkehr einzuleiten. Angesichts des Zinsauftriebs in den USA und der von geopolitischen Spannungen und Rezessionsgefahren entfachten Marktunsicherheit, die Umschichtungen in den Dollar als Safe-Haven-Währung weiter fördern, dürfte der Yuan wie auch praktisch alle anderen asiatischen Währungen auf absehbare Zeit unter Abwertungsdruck zum Greenback stehen. Während die Konsensprognose der Analysten für das diesjährige Tief der chinesischen Valuta bislang bei der Marke von 7,2 Yuan je Dollar lag, die nun schon fast erreicht worden ist, sieht man nun 7,3 Yuan je Dollar als neue realistische Untergrenze an.