Kryptowährungen

Cyberdevisen gewinnen im Krieg an Bedeutung

Die Ukraine hat offenbar großvolumige Spenden in Form von Krypto-Assets erhalten. Fallen die Mittel jedoch in die falschen Hände, könnte dies für Cyberdevisen erhebliche Imageschäden nach sich ziehen.

Cyberdevisen gewinnen im Krieg an Bedeutung

xaw Frankfurt

Kryptowährungen könnte nach Einschätzung von Marktstrategen im Zuge des Ukraine-Kriegs eine steigende Bedeutung zukommen. Denn Cyberdevisen wie Bitcoin existieren außerhalb zentralisierter Zahlungssysteme, was eine Nachverfolgung von digitalen Transaktionen insbesondere abseits zu­gelassener Handelsplattformen er­schwert. In der Folge ist eine Diskussion darüber entbrannt, inwieweit russische Oligarchen und Institutionen die Cyberdevisen zur Umgehung von Sanktionen nutzen könnten.

Noch im Januar hatte die russische Zentralbank ein Verbot von Bitcoin & Co. angestoßen. Die Regierung entschloss sich in der Folge zur Überraschung von Marktteilnehmern da­zu, Cyberdevisen zu legalisieren und als Währung anzuerkennen. Die Entscheidung erschien mit der Invasion der Ukraine in einem neuen Licht. Allerdings bleibt laut Experten fraglich, in welchem Umfang Bitcoin-Zahlungen außerhalb zugelassener Handelsplätze tatsächlich als Ausweichmöglichkeit für großvolumige Transaktionen taugen.

Andererseits versucht auch die Ukraine, sich digitale Assets zunutze zu machen. So rief die Regierung in Kiew am Samstag über den Kurznachrichtendienst Twitter zu Spenden in Form von Bitcoin, der nach Marktkapitalisierung zweitgrößten Digitalwährung Ether und dem Stablecoin Tether auf. Seitdem sind offenbar digitale Assets im Gegenwert von über 10 Mill. Dollar eingegangen. Laut Beobachtern tauscht die ukrainische Regierung diese nun wohl über Handelsplattformen in Fiat-Währungen um. Auch Nichtregierungsorganisationen werben mit ihren Wallet-Adressen im Netz für Krypto-Spenden.

Die Ukraine hatte Bitcoin und andere Cyberdevisen im vergangenen Jahr offiziell für Geldgeschäfte zugelassen, zuvor waren Transaktionen nur für Privatpersonen er­laubt. Diese Legitimation hat für eine deutlich anziehende Krypto-Aktivität im Land gesorgt, gerade der an den Dollar gekoppelte Stablecoin Tether ist laut Beobachtern äußerst beliebt. „Die starke Nachfrage nach Tether und anderen Token in den vergangenen Tagen unterstreicht die Bedeutung von Krypto-Assets – nicht nur als Alternative, wenn das Vertrauen in und der Zugang zu Fiat-Währungen begrenzt ist, sondern auch als Werkzeug für einen kollektiven Wandel“, sagt Simon Peters, Analyst bei der Investmentplattform Etoro.

Allerdings warnen Beobachter da­vor, dass Krypto-Spenden bei einem Sturz der ukrainischen Regierung in russische Hände fallen könnten. Dies könne zu Image-Rückschlägen für Digitalwährungen führen – ebenso wie eine weitreichende Nutzung von Cyberdevisen zur Umgehung westlicher Sanktionen. Gerade auf institutionelle Investoren, die zuletzt verstärkt den Sprung ins Segment gewagt haben, hätte dies wohl eine abschreckende Wirkung.

Vorerst befand sich Bitcoin zu Wochenbeginn aber auf Erholungskurs. Nachdem die führende Digitalwährung in der Vorwoche noch unter die Marke von 35000 Dollar abgerutscht war, stieg sie bis Montagabend um 9% auf 41234 Dollar. Allerdings bleibt sie angesichts der hohen Risikoaversion im Zuge des Ukraine-Kriegs laut Analysten anfällig für Rückschläge.