Aktien

Dax ist nicht gleich Dax

Die Aktie der Deutschen Börse entwickelte sich deutlich besser als der Dax. Kurzfristig sollte allerdings, so wie dies bei einem solchen Ausbruch üblich ist, eine Korrekturbewegung erfolgen.

Dax ist nicht gleich Dax

Von Christoph Geyer*)

Als Charles Henry Dow den ersten Aktienindex in Form des Dow Jones Industrial Index (er ist das „Dow“ im Index) aus der Taufe gehoben hatte, wollte er ein Messinstrument für die Gesamtheit der Börse oder zumindest die größten Werte schaffen. Dies ist ihm mit der Auswahl von elf Aktien und der Addition dieser Aktien auch gelungen. Er nahm damals eine sehr einfache Art der Berechnung vor, indem er die Aktien addierte und durch elf teilte. Dividendenausschüttungen oder die Größe der Unternehmen wurden bei diesem ersten Kursindex nicht berücksichtigt.

Erst später wurden die Performance-Indizes erfunden. Hier wird z. B. die Marktkapitalisierung oder der Free Float für eine Gewichtung im Index berücksichtigt. Dies hat dann zur Folge, dass einige Aktien stärker als andere im Index berücksichtigt sind. Es ist aber nicht nur die Gewichtung, die eine Rolle bei der Indexbewegung spielt. Anders als beim Dow Jones reinvestiert ein Performance-Index nämlich rechnerisch die Ausschüttungen und legt diese entsprechend der Ausschüttungshöhe wieder in dem jeweiligen Wert an.

VW-Turbulenzen

Es liegt auf der Hand, dass nicht jede Aktie die Indexbewegung eins zu eins nachvollzieht. Dies konnte beobachtet werden, als vor einigen Jahren die VW-Übernahme ge­scheitert ist. Fondsgesellschaften und institutionelle Anleger mussten nachallokieren, was zur Folge hatte, dass (damals noch 30 Werte im Dax) 29 Aktien fielen und die VW-Aktie exorbitant stieg. Als sich abzeichnete, dass der Deal scheitern würde, stiegen die 29 Werte wieder an und VW brach zusammen.

Börse-Aktie führt Eigenleben

Solche extremen Ausschläge gibt es für gewöhnlich nicht. Es ist aber immer wieder zu beobachten, dass sich einige Aktien dauerhaft gegen den Markttrend, also gegen den Dax bewegen. Ein solches Eigenleben legt die Aktie der Deutschen Börse AG seit Jahren an den Tag. Auch wenn der Wert gegen Börsencrashs nicht resistent ist, weist er doch eine deutlich sichtbare andere Bewegung auf als der Dax. Während sich dieser vom Corona-Crash nur zögerlich erholen konnte und das Vor-Crash-Niveau erst Anfang 2021 wieder erreichte, schaffte die Deutsche Börse dies bereits Ende Mai 2020 und konnte sogar im Sommer des gleichen Jahres einen neuen Topstand erreichen. Allerdings schaffte es die Aktie der Deutschen Börse nicht, diesen Anstieg auszubauen. Vielmehr rutschte der Wert wieder ab und konnte sich im Jahr 2021 nur mit einem Seitwärtstrend auf deutlich niedrigerem Niveau anfreunden. Der Dax blickt im vergangenen Jahr auf eine weit bessere Bilanz zurück als die Deutsche Börse. So konnte der Index im Jahresverlauf immerhin gut 2000 Punkte zulegen. Bei dem deutschen Marktbetreiber waren es nur rund 5% Kursanstieg.

Betrachtet man das aktuelle Jahr, so muss man feststellen, dass der Dax deutlich unter die Räder geraten ist und sich seit Jahresbeginn in einem Abwärtstrend befindet. Zwischenzeitlich waren über 3500 Punkte Verlust zu beklagen. Die Deutsche Börse generierte zwar zunächst einen zwischenzeitlichen Rückschlag, vom Tief dieses Seitwärtstrends hat die Aktie bis zuletzt aber knapp 30% zulegen können. Die Volatilität ist zuletzt bei der Deutschen Börse allerdings sichtbar höher als beim deutsche Standardwerteindex.

Was ist im Rest des Jahres vom Dax und der Deutschen Börse noch zu erwarten? Dazu beurteilt man am besten die saisonale Entwicklung der Vergangenheit. Betrachtet man den Dekadenzyklus des Dax, so sind die Aussichten bis Anfang Oktober nicht allzu gut. In diesem Zeitraum konnten nur zwei Jahre, die auf eine 2 endeten, mit einer positiven Bilanz abschließen. Vier Jahre waren dagegen mit einem Minuszeichen versehen. Bis zum Jahresende verbessert sich die Bilanz allerdings auf ein 3:3. Da die Daten der Deutschen Börse nicht so weit zurückreichen, kann hier nur ein allgemeiner Blick auf alle Jahre bis zum Jahresende geworfen werden. Dieser zeigt aber erneut, dass sich die Aktien des Börsenbetreibers besser entwickeln konnten als der Dax. 13 positive Jahre stehen hier nur 8 negativen gegenüber.

Klares Statement

Die klassische technische Analyse bei der Deutschen Börse zeigt seit 2012 einen Aufwärtstrend an, der nur wenig Volatilität aufweist. Aktuell glänzt der Wert mit dem Erreichen eines neuen Rekordwertes. Dieser wurde erreicht, als das Top vom März überschritten wurde. In diesem März hatte es die Aktie noch nicht geschafft weiterzulaufen, da das oben beschriebene Top vom Sommer 2020 noch zu stark nachwirkte. Der Ausbruch ist ein klares Statement zur Aktie. Auch wenn sommerbedingt die Marktbreite beim Ausbruch fehlte (die Umsätze verharrten auf niedrigem Niveau), war die Dynamik, mit der der Ausbruch erfolgte, beeindruckend.

Korrektur wahrscheinlich

Kurzfristig sollte allerdings, so wie dies bei einem solchen Ausbruch üblich ist, eine Korrekturbewegung erfolgen. Diese dürfte dann an die Ausbruchslinie führen. Da die Indikatoren ebenfalls für eine solche Korrekturbewegung sprechen, sollte diese über kurz oder lang unausweichlich sein. Insgesamt stellt sich die Aktie aber deutlich besser dar als der Dax.

*) Christoph Geyer ist freier technischer Analyst der VTAD e.V.