Der Dax kommt nicht vom Fleck
Der Dax hat sich am Dienstag kaum vom Fleck bewegt. Vor den im Wochenverlauf erwarteten Inflationssignalen aus der Eurozone und den USA herrscht Zurückhaltung. Um die Mittagszeit sank der deutsche Leitindex um 0,1% auf 15.956 Punkte. Der MDax verlor 0,6% auf 25.951 Zähler.
Solange das deutsche Börsenbarometer bei um die 15.900 Punkte stabil bleibe, könnte es bei einer Verschnaufpause bleiben, kommentierte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets. "Der heutige Handelstag dürfte eher ruhig verlaufen", erwartet er mit Blick auf die am Mittwoch und Donnerstag anstehenden Preisdaten. "Sollten diese in der Tendenz fallend bleiben, könnte die Verschnaufpause aber auch ganz schnell wieder vorbei sein." Das erneute Überwinden der 16.000-Punkte-Hürde und ein Weiterlaufen der Jahresendrally wird dann am Markt als "gut möglich" angesehen, zumal das charttechnische Bild laut der Landesbank Helaba weiterhin freundlich ist, auch wenn die Dynamik nachlasse.
Zuletzt starker Lauf
In der vergangenen Woche hatte der vierwöchige starke Lauf den deutschen Leitindex dicht an das Zwischenhoch von Ende August bei knapp unter 16.043 Punkten herangeführt. Seit seinem Zwischentief im Oktober konnte sich der Dax somit um nahezu 10% erholen.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte zum Wochenstart angesichts weiterhin bestehender Unsicherheiten vor verfrühten Siegesfeiern im Kampf gegen die Inflation gewarnt. Auch Bundesbank-Präsident Joachim Nagel warnte davor, zu schnell die Zinsen im Euroraum wieder zu senken. Die Inflation sei in den vergangenen Monaten zwar deutlich zurückgegangen, doch es sei keine ausgemachte Sache, dass sich dieser Rückgang fortsetzen werde.
RWE springt an die Spitze
Am späteren Vormittag rückte unter den Einzelwerten der Energiekonzern RWE mit seinem Kapitalmarkttag in den Blick. Das RWE-Papier sprang mit plus 4,1% an die Dax-Spitze. Wie von einigen Analysten erwartete, steckte sich RWE höhere Ziele für das laufende Jahrzehnt. In den Jahren 2024 bis 2030 sollen weltweit 55 Mrd. Euro netto investiert werden und das grüne Portfolio auf mehr als 65 Gigawatt ausgebaut werden, teilten die Essener mit. Von den Ambitionen dürfen auch die Aktionäre profitieren. Die Dividende soll jährlich um bis zu 10% steigen. Bereits für 2024 sind 1,10 Euro je Aktie geplant. Für 2023 sind derzeit 1,00 Euro je Anteilsschein angedacht.
Infineon stiegen als zweitstärkster Wert um 1,2%. Zum Chiphersteller äußerte sich Jefferies-Analyst Janardan Menon optimistischer als bisher. Er hob das Papier von "Hold" auf "Buy" und das Kursziel von 40 auf 46 Euro. Infineon verfügte über das führende Portfolio im Automotive-Bereich und dürfte seine Marktanteile ausbauen. Der Münchener Konzern sei bestens aufgestellt für steigenden Bedarf in Fahrzeugen. Abseits des Autogeschäfts böten die Bereiche Erneuerbare Energien und Datenzentren reichlich Wachstumspotenzial.
Merck geben nach
Von der DZ Bank abgestuft von "Kaufen" auf "Halten" gaben derweil die Anteile der Merck KGaA um 0,9% nach.
Im MDax gewannen Freenet 0,3%, während Telefonica Deutschland (O2) sich kaum verändert zeigten. Wie das "Handelsblatt" unter Berufung auf Insider berichtet, bereitet O2 eine weitreichende Partnerschaft mit der Konkurrentin Freenet vor. Die Unternehmensführung erwäge, den Hamburgern mit attraktiveren Konditionen entgegenzukommen und den Zugang zum schnellen 5G-Netz des Konzerns zu eröffnen, heißt es. Die Discountmarke von Freenet, Klarmobil, könnte so womöglich ebenfalls Tarife auf Basis der O2-Infrastruktur verkaufen. "Das wäre positiv für beide Seiten", sagte ein Händler.