Dax stagniert auf Rekordniveau
Finanzmärkte
Dax stagniert auf Rekordniveau
Leitzinssenkung bringt keine neuen Impulse – Gewinnmitnahmen bei Siemens Energy
Der deutsche Leitindex hat kaum auf die bereits erwartete Zinssenkung der EZB reagiert. Das Börsenbarometer steht knapp unter seinem Allzeithoch, frische Impulse fehlten aber zuletzt. Beim größten Gewinner des Jahres gab es erneut Gewinnmitnahmen. Stärker zeigte sich zuletzt wieder der Bitcoin.
tom Frankfurt
Auch die Zinssenkung der EZB hat dem deutschen Leitindex am Donnerstag keine neuen Impulse geben können. Das Börsenbarometer startete nur knapp unter seinem Rekordhoch bei 20.461 Punkten in den Handel und bewegte sich im Tagesverlauf kaum davon weg. Zum Handelsschluss notierte der Dax bei 20.426 Zählern (+0,1%). Unter dem Strich steht beim Leitindex inzwischen ein stattliches Jahresplus von rund 22%. Auf Rekordkurs war zuletzt auch der Nasdaq Composite. Der Technologieindex übersprang am Mittwoch erstmals die runde Marke von 20.000 Punkten.
Die Zinssenkung durch die Europäische Zentralbank (EZB) war von Anlegern erwartet worden und bereits eingepreist. Die EZB senkte bereits zum vierten Mal in diesem Jahr den Leitzins. Mit der Senkung um 0,25 Prozentpunkte reagierte sie auf die schwächelnde Konjunktur im Euroraum. Auch die Inflations- und Wachstumsprognosen wurden leicht nach unten angepasst. „Das war nicht der letzte Schritt nach unten“, kommentierte der Chefvolkswirt der DekaBank, Ulrich Kater. „Inzwischen haben die Konjunkturpessimisten im EZB-Rat ein großes Gewicht. Die Leitzinsen werden sich im kommenden Jahr mindestens auf ein neutrales Niveau von 2% abwärts bewegen“, so Kater.
Bei den Einzelwerten gab es im Dax wenig Bewegung. Etwas schwächer zeigten sich die Papiere on Siemens Energy, die am Donnerstag mit einem Minus von deutlich über 3% unter den größten Verlierern im Leitindex waren. Einem Börsianer zufolge machten Anleger nach dem guten Lauf der Aktie in diesem Jahr Kasse. Der Wert der Titel hat sich seit Jahresbeginn mehr als vervierfacht.
Nemetschek schwächer
Im MDax verloren Nemetschek als einer der schwächsten Werte am Nachmittag knapp 4%. Die US-Bank J.P. Morgan hatte die Bewertung des Bausoftwarespezialisten mit „Underweight“ aufgenommen. Die Gewinnentwicklung werde überschätzt, und die üppige Bewertung lasse kaum Spielraum für Enttäuschungen, hieß es. Noch deutlicher abwärts ging es für die Titel von Schott Pharma nach eher durchwachsenen Geschäftsjahreszahlen und nach einem ebenfalls gemischten Ausblick. Die Aktie markierte ein neues Rekordtief.
Die Aktie von Hugo Boss hat ihre Erholung vom jüngsten Mehrjahrestief unter 32 Euro auch am Donnerstag weiter fortgesetzt. Beim Kurs von 42 Euro liegen die Papiere der Metzinger 2024 aber noch immer rund 38% im Minus. Analyst Manjari Dhar von der kanadischen Bank RBC kam mit einem positiven Eindruck aus einer Runde mit dem Management. Die Umsatzentwicklung habe sich im schwierigen Marktumfeld stabilisiert. Bei den Sport-Marken ist Adidas der Favorit der RBC. Die Aktie erreichte knapp ein weiteres Jahreshoch.
Der Euro, der am Donnerstag mit 1,0510 Dollar leicht fester notierte, dürfte bei weiteren Zinssenkungen im Euroraum laut Experten das Nachsehen haben. Auf Jahressicht hat er fast 5% an Wert verloren. Deutlich schwächer notierte am Donnerstag zeitweise auch der Schweizer Franken. Der Dollar stieg nach dem Zinsentscheid der Schweizer Nationalbank (SNB) um bis zu 0,6% auf 0,8891 Franken. Die SNB hatte die Zinsen zuvor überraschend stark um 50 Basispunkte auf 0,5% gesenkt und ihre Bereitschaft zu einer weiteren geldpolitischen Lockerung signalisiert.
Auf Rekordniveau wird dagegen weiter der Bitcoin gehandelt. Zwar gab die Kryptowährung am Donnerstag im Vergleich zum späten Mittwoch leicht nach, sie kostete aber weiter mehr als 100.000 Dollar. Auf der Handelsplattform Bitstamp lag der Kurs der bekanntesten Kryptowährung bei rund 100.500 Dollar. Damit hat der Bitcoin die kleine Schwächephase von Anfang der Woche wohl überwunden. Zum Wochenstart war der Kurs zeitweise bis auf knapp 94.000 Dollar gefallen, nachdem er Ende vergangener Woche erstmals die 100.000er-Schwelle überwunden hatte und bis auf fast 104.000 Dollar geklettert war. Die Kryptowährung befindet sich jetzt seit knapp zwei Jahren auf Höhenflug. Jüngster Treiber der Rally war die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten. Seitdem legte der Bitcoin-Kurs um etwas mehr als 40% zu.