Dax versucht Stabilisierung vom DeepSeek-Gewitter
Der Dax hat sich am Dienstag von den Kursturbulenzen zu Wochenbeginn erholt. Der deutsche Leitindex legte im frühen Handel um 0,50 % auf 21.366,87 Punkte zu. Damit näherte sich das Börsenbarometer wieder etwas seinem erst am Freitag erreichten Rekordhoch von 21.520 Punkten.
In der zweiten deutschen Börsenreihe gab der MDax der mittelgroßen Werte geringfügig nach auf 26,082,02 Punkte. Der EuroStoxx 50 als Börsenbarometer für die Eurozone legte um 0,1 % zu.
Ein regelrechtes KI-Gewitter, ausgelöst durch Sorgen vor chinesischer Konkurrenz durch das neueste KI-Modell des Start-up DeepSeek, hatte den europäischen Aktienmarkt am Montag zunächst fest im Griff gehabt. Der Dax war um etwa 1,5 % bis auf 21.081 Punkte abgerutscht. Auslöser war die Erkenntnis, dass Software mit Künstlicher Intelligenz möglicherweise mit viel weniger Rechenleistung trainiert werden kann als bisher gedacht. Gegen Mittag hatten sich am Vortag die Gemüter bereits wieder beruhigt, indem der Abschlag auf ein halbes Prozent zusammengeschmolzen war. Daran knüpfte der Dax nun mit seinem freundlichen Start an. Nicht zu vergessen: Der Dax hatte am Freitag erst ein weiteres Rekordhoch erreicht und da im noch jungen Jahr bereits wieder 8 % gewonnen.
Der Experte Sandeep Deshpande von der JPMorgan erinnerte mit Blick auf europäische Halbleiterwerte und DeepSeek-Auswirkungen an das alte Paradigma, dass Kostensenkungen im Technologiebereich stets zu Marktwachstum führten. Dies werde in diesem Fall mittel- bis langfristig nicht anders sein.
Hierzulande nimmt die Berichtssaison der Unternehmen Fahrt auf.
Von dem Kurseinbruch um 20 Prozent zum Wochenanfang erholte sich Siemens Energy nach überraschend starken Quartalszahlen nur teilweise und legte um gut drei Prozent zu.
Auch das boomende Cloud-Geschäft bei SAP, das Europas größtes Softwarehaus immer schneller wachsen lässt, schlägt sich nur mäßig im Aktienkurs nieder. Anfängliche Kursgewinne von drei Prozent bröckeln in den ersten Handelsminuten fast vollständig wieder ab.
Dax-Spitzenreiter ist mit einem Plus von mehr als zehn Prozent Sartorius. Der Pharma- und Laborzulieferer habe im abgelaufenen Geschäftsjahr besser abgeschnitten als erwartet, sagte ein Händler.
Eurokurs gibt weiter nach - US-Zollpolitik belastet
Der Kurs des Euro ist am Dienstag weiter gesunken. Am Morgen wurde die Gemeinschaftswährung zu 1,0430 US-Dollar gehandelt und damit etwa einen halben Cent tiefer als am Vorabend. In der vergangenen Nacht gaben Aussagen zur möglichen künftigen Zollpolitik der neuen US-Regierung dem Dollar Auftrieb.
Jüngste Aussagen deuten darauf hin, dass die US-Regierung generell höhere Zölle anstrebt. Der neue amerikanische Finanzminister Scott Bessent will nach einem Bericht der „Financial Times“ die Einführung von universellen Zöllen auf US-Importe, die bei 2,5 % beginnen sollen. Präsident Donald Trump hatte auf Nachfrage von Journalisten auf den Medienbericht reagiert und gesagt, dass er viel höhere Zölle anstrebe.
„Neue Trump-Äußerungen zur Zollpolitik gaben Impulse zugunsten des US-Dollars“, heißt es in einem Morgenkommentar von Analysten der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Im weiteren Handelsverlauf wird nicht mit stärkeren Kursbewegungen am Devisenmarkt gerechnet. Vor den Zinsentscheidungen der US-Notenbank Fed am Mittwoch und der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag dürften sich die Anleger eher zurückhalten.
Für etwas Bewegung könnten allerdings US-Konjunkturdaten sorgen, die am Nachmittag auf dem Programm stehen. Unter anderem werden Daten zum Auftragseingang erwartet.
Japanische Börse mit weiteren Verlusten
Die wichtigsten Aktienmärkte im asiatisch-pazifischen Raum haben am Dienstag geschwächelt. Neue Zolldrohungen von US-Präsident Donald Trump verunsicherten. Wegen der Neujahrsfeierlichkeiten war allerdings eine ganze Reihe der Börsen wie China, Südkorea und Taiwan geschlossen.
Deutlich nach unten ging es in Japan. Der japanische Leitindex Nikkei 225 beendete den Handel mit einem Minus von 1,39 % auf 39.016,87 Punkten. Die Kurse reagierten damit auf die Schwäche der US-Technologiewerte, wie die Marktstrategen der Deutschen Bank anmerkten. Damit setzten sich die deutlichen Abgaben der Technologiewerte und besonders von Aktie mit Bezug zu Künstlicher Intelligenz fort. So standen Aktien von Advantest und Softbank unter Druck.
Allerdings bleibt abzuwarten, was die Märkte aus dem Schock durch das chinesische KI-Modell DeepSeek-R1 letztlich machen werden. „Die Lage ist ausgesprochen undurchsichtig“, betonte Anlagestratege Ulrich Stephan von der Postbank. „Orientierung könnten die Quartalsberichte großer US-Technologieunternehmen im Wochenverlauf liefern.“ Man solle auch die positiven Effekte von DeepSeek nicht vergessen. So könnten günstigere Anwendungen mit geringerem Energieverbrauch von einer größeren Zahl von Unternehmen verwendet werden. Dies dürfte einen schnelleren Anstieg der Produktivität bedeuten und sich insgesamt positiv auf die Gesamtwirtschaft auswirken.
Besser hielt sich unterdessen der australische Markt. Der Leitindex S&P/ASX 200 verlor 0,12 % auf 8.399,07 Punkte.