Die Anleihemärkte zur Jahresmitte: Qualität und Rendite sind immer noch vereinbar
An den Anleihemärkten geht es auch im Jahr 2024 erneut lebhaft zu. Wie schon im letzten Jahr bewegen sich die Staatsanleiherenditen in einer ziemlich großen Spanne. In diesem volatilen Umfeld haben die Zinsen zuletzt höher tendiert. Anstatt sechs Zinssenkungen der US-Notenbank (Fed) erwarten die Märkte in diesem Jahr inzwischen höchstens noch eine Lockerung. An den Euro-Staatsanleihemärkten sieht es etwas stabiler aus, aber auch hier sind die Erwartungen von rund 150 Basispunkten (Bps) an Zinssenkungen auf nur noch 50 Bps gesunken. Angesichts der klareren gesamtwirtschaftlichen Lage in der Eurozone mit einem schwächeren Wachstum und einer niedrigeren prognostizierten Inflation könnte die Europäische Zentralbank (EZB) durchaus mit der Tradition brechen und die Zinsen vor der Fed senken. In diesem Umfeld könnte sich ein Engagement in länger laufenden Anleihen auszahlen, vor allem in Europa: Falls die Zinsen auf dem derzeitigen Niveau bleiben, würden diese eine angemessene Rendite bieten. Falls sich doch umfangreichere Zinssenkungen abzeichnen sollten, würden Anleger von Kapitalwachstum profitieren.
Spreads sind enger geworden
Auch wenn an den Kreditmärkten immer noch ausgewählte interessante Anlagechancen zu finden sind, ist dies vielleicht nicht der beste Zeitpunkt, um das Kreditrisiko zu erhöhen. Zum einen sind die Spreads deutlich enger geworden und die Rendite speist sich mehr aus den Zinsen als aus den Risikoprämien. Darüber hinaus stellt die Aussicht auf eine längere Phase höherer Zinssätze eine Belastung für Unternehmen dar, die ihre Schulden refinanzieren müssen. Daher könnten wir am Beginn einer Stressphase an den Kreditmärkten stehen. In diesem Umfeld könnte es sinnvoll sein, das Engagement in risikoreicheren Marktsegmenten zu reduzieren und in bonitätsstärkere Emittenten umzuschichten. Kurzlaufende Unternehmensanleihen und Geldmarktanlagen können helfen, die Volatilität zu reduzieren, und dank der höheren kurzfristigen Zinsen und geringeren Opportunitätskosten von Barbeständen trotzdem noch eine auskömmliche Rendite liefern.
Bei vorrangigen Bankschuldtiteln hochwertiger Emittenten können sich derzeit ebenfalls interessante Anlagemöglichkeiten bieten. Diese Anleihen sind zwar etwas weniger großzügig verzinst als nachrangige Anleihen, aber dank ihrer Stellung an der Spitze der Kapitalstruktur unter Risiko-Rendite-Gesichtspunkten attraktiv, zumal der Bankensektor insgesamt in einer guten Verfassung ist. Wir bevorzugen große Banken mit einem diversifizierten Geschäftsportfolio, deren Bilanzen durch eine Schwäche in einem Teil der Wirtschaft weniger stark unter Druck geraten dürften.
Wir sehen zwei mögliche Szenarien, in denen es sich lohnen könnte, stärker ins Risiko zu gehen. Das erste wäre eine Fortsetzung des starken Wachstums in den USA mit einer hartnäckig höheren Inflation. In diesem Szenario könnten die Erwartungen an den Zinspfad der US-Notenbank nochmals angepasst werden und die Spreads weiter werden, wenn der Markt nicht mehr an eine weiche Landung glauben sollte.
Bessere Möglichkeiten
Sollte das Wachstum dagegen enttäuschen, könnte dies Befürchtungen wecken, dass die Zentralbanken hinter die Kurve zurückgefallen sind, das Wachstum der US-Wirtschaft stärker auf die fiskalischen Anreize zurückzuführen ist und die Wirtschaft vor dem Absturz stehen könnte. Das könnte gut für Staatsanleihen sein, aber sehr negativ für die Spreads. In diesem Umfeld geben wir uns mit dem angemessenen Renditeniveau, das auf dem Markt verfügbar ist, zufrieden und lassen beim Kreditrisiko etwas Vorsicht walten. Insgesamt ist das Umfeld für Anleihen nach den Zinserhöhungen gut. Trotzdem meinen wir, dass es in anderen Marktbereichen bessere Möglichkeiten geben könnte, um mehr Risiko ins Portfolio zu holen.