Fondsindustrie und Aktieninstitut streiten über Dax-Kappungsgrenze
Disput über Kappung beim Dax
Fondsindustrie plädiert für 10 Prozent, Aktieninstitut für 15 Prozent
Bis zum 8. November konnten sich Marktteilnehmer bei der Deutsche-Börse-Tochter Stoxx zur Kappungsgrenze im Dax äußern. Das Deutsche Aktieninstitut (DAI) begrüßt den Vorschlag von Stoxx, die Kappungsgrenze anzuheben. Der BVI und Union Investment sprechen sich strikt dagegen aus.
wrü Frankfurt
Bis zum Mittwoch, den 8. November, haben Marktteilnehmer Zeit gehabt, sich zum Vorschlag der Deutsche-Börse-Tochter Stoxx zu äußern, das maximale Gewicht eines Wertes im Dax von bisher 10% auf 15% anzuheben. Das Ergebnis dieser Marktkonsultation wird dann bis zum 22. November bekannt gegeben. Eine höhere Kappungsgrenze könnte dann bereits bei der Indexüberprüfung im März 2024 eingeführt werden.
"Das Deutsche Aktieninstitut unterstützt den Vorschlag, die Kappungsgrenze der Dax Auswahlindizes von 10 auf 15% anzuheben", heißt es in der Stellungnahme des DAI. "Mit der Anhebung der Kappungsgrenze auf 15% schließen die Dax Auswahlindizes zu international vergleichbaren Auswahlindizes auf." Insbesondere dürften Wachstumsunternehmen nicht wie derzeit am Kapitalmarkt bestraft werden, indem insbesondere Indexfonds Anteile verkaufen müssten, wenn die Kappungsgrenze überschritten werde.
Hingegen erklärt der deutsche Fondsverband BVI: "Den Vorschlag, die Kappungsgrenze für den Dax von 10% auf 15% zu erhöhen, unterstützen wir derzeit nicht. Alle Finanzindizes sollten breit diversifiziert sein, damit (aktive) Vermögensverwalter in möglichst viele Bestandteile eines Finanzindex investieren können. In dieser Hinsicht müssen deutsche Vermögensverwalter die im deutschen Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB, § 206) und in der OGAW-Richtlinie festgelegten Anlagegrenzen einhalten. Es ist zu bezweifeln, dass der Vorschlag von Stoxx, die Kappungsgrenze anzuheben, die Marktattraktivität der deutschen Dax-Indizes erhöhen wird. Eine Anhebung der Kappungsgrenze wird in der Regel keine angemessene Risikoverteilung auf den Markt widerspiegeln, sie kann auch die Liquidität für kleinere Indexteilnehmer verringern. Dies kann nicht im Interesse dieser Unternehmen sein. Die Auswirkungen einer höheren Indexgewichtung lassen sich an den US-Indizes ablesen, in denen große Technologieunternehmen fast alle Indexbewegungen dominieren. So zeigt der S&P 500 vor allem die Entwicklung von zehn Unternehmen, aber nicht mehr die breiten Marktentwicklungen der übrigen 490 Indexmitglieder." Auch eine Ausweitung der Kappungsgrenze beim Rest der Dax-Familie auf 15% unterstützt der BVI nicht.
Deutliche Wettbewerbsverzerrung
"Union Investment ist strikt gegen eine Anhebung der Kappungsgrenze auf 15%, denn dies würde eine deutliche Wettbewerbsverzerrung für aktiv gemanagte Fonds bedeuten", erklärt Benny Gärtner, Leiter Aktienfondsmanagement bei Union Investment. "Als aktiver Fondsmanager innerhalb der EU unterliegen wir den gesetzlichen und regulatorischen Anforderungen der Europäischen Ucits-Richtlinie und des deutschen Investmentrechts. Hierzu gehört, dass ein einzelner Fonds nicht mehr als 10% seiner Mittel in eine einzelne Aktie investieren darf. Hintergrund ist die Vermeidung von Klumpenrisiken und der Wunsch nach einer breiten Diversifikation. Die Erweiterung des Dax von 30 auf 40 Werte hat u.a. diesem Aspekt Rechnung getragen. Ein 15-prozentiger Cap würde dem nun wieder entgegenwirken und wäre ein Rückschritt. Darf oder kann ein Index mehr als 10% in der Gewichtung einzelner Werte aufweisen, wäre ein Fondsmanager in seiner relativen Anlageentscheidung nicht mehr frei und müsste auch bei einer positiven Aktieneinschätzung eine zwangsweise Untergewichtung in Kauf nehmen. Die Messbarkeit der Leistung bzw. das aktive Management wäre mit einer solchen Benchmark nur noch eingeschränkt möglich. Auch das Kundenversprechen unserer Fonds im Hinblick auf Produktklarheit und -wahrheit, unsere Fonds aktiv zum Dax zu managen, wäre negativ betroffen."
In einem Schreiben an Stoxx nimmt auch der DIRK (Deutscher Investor Relations Verband) Stellung. "Im Zuge einer Umfrage unter über 250 börsennotierten Unternehmen haben wir festgestellt, dass rund 60% der antwortenden Unternehmen eine Erhöhung der Kappungsgrenze bevorzugen würden, während rund 40% eine solche Anhebung nicht befürworten würden", schreibt DIRK-Geschäftsführer Kay Bommer. Als wesentliche Argumente für eine Anhebung der Kappungsgrenze nennt er die Harmonisierung europäischer Standards, die Verhinderung des Abwanderns von Index-Schwergewichten sowie die Kontinuität der Indexberechnung.
Auch vom DSW liegt eine Stellungnahme vor. Für ihn scheint eine Erhöhung der Kappungsgrenze im Dax40 von 10% auf 15% noch vernünftig. Bei den anderen Dax-Indizes sieht er keine Notwendigkeit.