Geldanlage

Durchhalten lohnt sich: Ausblick für langfristige Anleger so optimistisch wie zuletzt 2010

Das herausfordernde Marktumfeld für Multi-Asset-Strategien sorgt nach den dramatischen Neubewertungen in diesem Jahr nun für ein Comeback der Anleihen, Chancen am Aktienmarkt und ein insgesamt erfreulich erhöhtes Ertragsniveau.

Durchhalten lohnt sich: Ausblick für langfristige Anleger so optimistisch wie zuletzt 2010

In diesem Jahr standen Aktien- und Anleihenmärkte gleichermaßen unter Druck. Die negative Korrelation beider Anlageklassen war außer Kraft gesetzt, was insbesondere für Multi-Asset-Anleger unangenehme Folgen hatte. So gab es im Spektrum der klassischen Anlageklassen wenig „Zufluchtsorte“, und auch für breit diversifizierte Portfolios war es kaum möglich, sich dem Abwärtstrend zu entziehen. Denn sieht man einmal von der Erhöhung von Cash-Positionen ab, waren die einzig positiven Anlageklassen Währungen wie der Dollar und Rohstoffe. Diese sind in unserem Verständnis aber keine „Income“-Anlageklasse, da sie keine laufende Ertragskomponente aufweisen. Die gute Nachricht ist: In der Vergangenheit folgte nach Korrekturen von mehr als 10% für Aktien und Anleihen gleichzeitig im Folgejahr stets ein sattes Plus. Die Neubewertungen bieten insbesondere für ertragsorientierte Anleger sowohl auf der Aktien- als auch Anleihenseite eine gute Einstiegs- oder Nachkaufmöglichkeit. Das gilt auch für den Fall, dass wir vor einer schwachen Wachstumsphase stehen oder in eine rezessive Phase eintreten. Für unser ausgewogenes Mischportfolio sehen wir nun tatsächlich die besten langfristigen Ertragschancen seit mehr als einer Dekade.

Zuversicht bei Ausschüttung

Die anhaltenden und berechtigten Inflations- und Rezessionssorgen werden zu Revisionen der Gewinnschätzungen und einem deutlichen Gewinnrückgang 2023 führen. Von daher erachten wir es als sinnvoll, vorerst eine defensive Positionierung beizubehalten, bleiben aber gleichwohl weiterhin im Markt investiert. Durch die Auswahl defensiver Sektoren und ertragsstarker Dividendenaktien, die weniger zyklisch als der breite Aktienmarkt sind, konnten wir etwa das gewichtete Aktienbeta im Fonds senken.

Auch für das Ausschüttungsniveau der Dividendentitel sind wir zuversichtlich, dass dies auf dem aktuellen Niveau verbleiben sollte. Die Ausschüttungsquote der Unternehmen ist im historischen Vergleich weiterhin sehr niedrig. Sie liegt in diesem Jahr bei 35% für globale Aktien; der 25-Jahres-Durchschnitt liegt bei über 40%. Selbst wenn sich also das Ge­winnwachstum im Jahr 2023 sehr stark abschwächt, besteht damit immer noch ein gutes Polster für die Gewinnausschüttungen.

Nicht zuletzt ist der Bewertungsabschlag zum Growth-Segment trotz der immensen Korrekturen der Technologietitel weiterhin vorhanden: Trotz der Bewertungsnormalisierung liegen Dividendenaktien weiterhin noch 3 bis 4 KGV-Punkte unterhalb des langfristigen Durchschnitts ihres Abschlags zu Wachstumstiteln. Diese Schere wird sich weiter schließen, was ebenfalls einen gewissen Puffer bietet.

Als Teil einer defensiveren Positionierung ist es aktuell ebenfalls sinnvoll, die Duration der Anleihenallokation im Portfolio weiterhin niedrig zu halten. Die Inflation wird noch weiter auf dem erhöhten Niveau bleiben, und die Zentralbanken haben deutlich gemacht, dass die Inflationsbekämpfung ihre Hauptpriorität ist. So ist der Zinserhöhungszyklus – aufgrund dessen die dramatische Neubewertung der Anleihen in diesem Jahr zum größten nominellen Kursverlust bei US-Staatsanleihen in der Geschichte führte – also noch nicht ganz abgeschlossen. Nachdem die Anleihenrenditen gestiegen sind, liegen sie nun aber wieder näher an den fairen Niveaus und werden auch für Anleger wieder interessanter.

Attraktives Niveau

So erreichen beispielsweise US-Staatsanleihen langsam wieder das Renditeniveau der Dividenden. Das wird zu einem großen Wandel bei vielen Kapitalsammelstellen führen. Auch die Bewertungen von Hochzinsanleihen befinden sich derzeit auf einem historisch attraktiven Niveau, das ordentliche Ertragschancen erwarten lässt und eine gute Kompensation für die Rezessionsrisiken bietet. Dass wir aktuell eine vergleichsweise hohe Cash-Quote halten, hat verschiedene Gründe. Mit den liquiden Mitteln lässt sich nicht nur das Risiko im Portfolio gut managen, bis wir es für sinnvoll halten, noch stärker unsere Positionen auf der Aktien- und Hochzinsseite zu erhöhen. Sondern mit diesem Liquiditätspuffer können wir auch sehr flexibel auf Marktsignale reagieren.

Inflation im Blick behalten

Besonders die Inflation gilt es aber weiter im Auge zu behalten. In un­serer Multi-Asset-Solutions-Gruppe haben wir vier verschiedene langfristige Muster identifiziert, je nachdem ob die Inflation niedrig oder hoch ist und ob diese steigt und fällt. In diesem Jahr gab es erstmals seit Jahrzehnten wieder eine hohe, weiter steigende Inflation – in diesem Um­feld profitieren Rohstoffe, inflationsgesicherte Anleihen und Immobilien. Gerade befinden wir uns an der Schwelle zur nächsten Phase, also einer hohen, fallenden Inflation. Damit ändern sich die Korrelationsmuster und die Performance der Anlageklassen massiv. In diesem Umfeld werden Aktien, Unternehmensanleihen und auch Reits, also börsennotierte Immobilienfonds, profitieren. Darauf haben wir unsere Multi-Asset-Income-Portfolios eingestellt.

Auch wenn es in den nächsten Monaten vorerst weiter volatil an den Märkten bleibt: Wir sind der Meinung, dass das Gröbste der Korrekturen nun hinter uns liegt. Das neue Umfeld eröffnet vielfältige Chancen im Aktien- als auch Anleihensegment, die wir mit unseren ertragsorientierten Strategien nutzen werden. Die Vorzeichen für ein „Comeback“ der gemischten Portfolios stehen also sehr gut.