Europas Verbriefungsmarkt hat Luft nach oben
Europas Verbriefungsmarkt hat reichlich Luft nach oben
Bank of America: Große Abhängigkeit von US-Assetmanagern
hip London
Der europäische Verbriefungsmarkt ist im vergangenen Jahr rasant gewachsen. Nach Ansicht der Experten der Bank of America wird er 2025 weiter expandieren. Luft nach oben gibt es reichlich. Schließlich ist der Markt bislang nur so groß wie der australische, obwohl Europa wirtschaftlich ein ganz anderes Gewicht hat als der Fünfte Kontinent.
Ein Wachstumshemmnis ist die Aufsicht. „Die Schritte, die die EU-Kommission in den kommenden sechs Monaten ergreift, werden für die Regulierung europäischer Verbriefungen die Richtung vorgeben“, sagte Alexander Batchvarov, Head of International Structured Finance Research bei Bank of America, dieser Zeitung. „Die europäische Regulierung von Verbriefungen hat sich als beschwerlich, teuer umzusetzen und nicht risikosensitiv erwiesen." Alles in allem schade sie der Erholung des europäischen Markts.
Verhältnismäßigkeit eingefordert
Andererseits hätten Draghi, Letta, Noyer und andere in ihren Berichten die Notwendigkeit eines dynamischen Markts herausgestrichen. „Es geht nicht um eine `Lockerung´ der Regulierung, sondern um Verhältnismäßigkeit zum Risiko und faire Wettbewerbsbedingungen“, sagte Batchvarov. „Due Diligence und Offenlegungspflichten sollten für alle Asset-basierten Instrumente gleichermaßen gelten.“
Die regulatorischen Anforderungen seien derart belastend, dass sich viele Banken entschieden hätten, am Sekundärmarkt überhaupt nicht tätig zu werden, sagte der Investmentbanker vor Journalisten in London. Der Mini-Crash am britischen Bondmarkt im Herbst 2022 sei „ein hervorragendes Beispiel dafür, wie ineffizient der europäische Markt ist“.
Europäische Firmen im Abseits
Damals waren britische Pensionsfonds gezwungen, liquide Assets zu verramschen, um Margin Calls nachzukommen. „Die großen Nutznießer waren große US-Assetmanager“, sagte Batchvarov. „Europäische Vermögensverwalter waren nicht in der Lage, daran zu partizipieren.“ Das sei keine Art, einen Markt zu entwickeln. Der europäische Verbriefungsmarkt sei in hohem Maße von großen US-Assetmanagern abhängig, was Liquidität und Flows angehe.
Bank of America rechnet nicht damit, dass sich regulatorische Schritte auf das Emissionsvolumen im laufenden Jahr auswirken werden, sagte Batchvarov. Man erwarte, dass sich die 2024 beobachteten Trends fortsetzen werden. Er rechne jedoch mit einem schwierigen Jahr, das in vielerlei Hinsicht volatil sein werde.
Platziertes Volumen entscheidend
Bank of America bezifferte das platzierte Emissionsvolumen für 2024 auf 144 Mrd. Dollar. Hinzu kämen 15 Mrd. bis 18 Mrd. an platzierten synthetischen Verbriefungen. Nehme man noch private Platzierungen hinzu, ergibt sich Batchvarov zufolge ein Gesamtvolumen von 175 Mrd. bis 180 Mrd. Dollar.
Offizielle Schätzungen lägen bei 400 Mrd. Euro, aber darin seien der Nominalwert synthetischer Verbriefungen und einbehaltene Verbriefungen enthalten. Für das laufende Jahr erwartete das Institut Ende November ein platziertes Emissionsvolumen von 150 Mrd. Euro.
Rekordvolumen bei Autoverbriefungen
Bei verbrieften Autofinanzierungen habe das Emissionsvolumen im vergangenen Jahr so hoch gelegen wie nie zuvor, sagte der Bank-of-America-Analyst Mark Nichol. Mittlerweile seien auch Hyundai und Toyota in Europa in diesem Geschäft aktiv. Die Ausfallraten seien nicht gestiegen, obwohl rund 250 Basispunkte der steigenden Zinsen weitergereicht wurden. Selbst unter den schwächsten Schuldnern sei die Performance gut.
Nichol gab zugleich ein weiteres Beispiel für die Tücken der europäischen Regulierung. Hybridfahrzeuge sind nach der EU-Taxonomie nicht „grün“. Deshalb gebe es dort bislang keine einzige „grüne“ Verbriefung von Autokrediten.
Neue Abnehmer für CLOs
CLOs seien das einzige Segment gewesen, in dem die Investorenbasis gewachsen sei – von einst 67 auf mehr als 200, sagte Batchvarov.