Finanzpaket treibt Dax über 23.000 Punkte
Finanzmärkte
Finanzpaket bringt Dax über 23.000 Punkte
Infrastrukturtitel legen kräftig zu – Zinsen am Rentenmarkt steigen rasant
tom Frankfurt
Die Achterbahnfahrt am deutschen Aktienmarkt hat sich auch am Mittwoch fortgesetzt. Auf einen fulminanten Wochenstart am Montag folgte am Dienstag der größte Tagesverlust seit drei Jahren. Am Mittwoch nun, mit dem geplanten milliardenschweren Finanzpaket des Bundes, ging es wieder kräftig nach oben. Zum zweiten Mal nach Montag sprang der Dax über die runde Marke von 23.000 Punkten und ging schließlich mit einem kräftigen Plus von 3,4% bei 23.081 Zählern aus dem Handel. Trotz dieses deutlichen Aufschlags reichte es aber nicht für ein neues Allzeithoch, das weiter bei 23.308 Punkten liegt. Seit Jahresbeginn hat der deutsche Leitindex bereits über 16% zugelegt.
Hinter dieser Performance musste sich am Mittwoch auch der MDax nicht verstecken, der über 5% zulegen konnte. Auch der Euro Stoxx 50 zeigte sich deutlich verbessert. Er kann wie der Dax seit Jahresbeginn prozentual zweistellige Gewinne vorweisen - im Gegensatz zu den überwiegend deutlichen Verlusten der großen US-Börsenbarometer. Aktueller Kurstreiber ist das von Schwarz-Rot geplante Sondervermögen für die Infrastruktur, sowie die höheren Verteidigungsausgaben an der Schuldenbremse vorbei. Dies wirke „wie ein riesiges Konjunkturpaket“, kommentierte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.
Infrastrukturtitel ziehen deutlich an
Die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse soll für den Bereich der Verteidigungsausgaben gelockert werden. Zudem plant die sich in Berlin anbahnende Koalition von Union und SPD ein Sondervermögen für die Infrastruktur über 500 Mrd. Euro. Zur dafür nötigen Zwei-Drittel-Mehrheit im alten Bundestag brauchen die beiden Parteien aber die Unterstützung von entweder den Grünen oder der FDP. Zudem drängt die Zeit. Spätestens am 25. März muss der neu gewählte Bundestag zusammentreten, in dem AfD und BSW zusammen eine Sperrminorität gegen derartige Änderungen des Grundgesetzes haben.
Am Montag hatte eine Rally bei Rüstungs- und Autoaktien den Dax erstmals deutlich über die Marke von 23.000 Punkten katapultiert, bevor am Dienstag Ängste vor einem globalen Handelskrieg für den heftigsten Kurseinbruch seit drei Jahren sorgten. Am Mittwoch nun waren stärker noch als Rüstung Infrastrukturtitel gefragt. An der Dax-Spitze legten Heidelberg Materials teilweise über 17% zu. Daneben waren auch Vorjahres-Primus Siemens Energy und Finanztitel wie die der Deutschen Bank und der Commerzbank sehr begehrt.
Kurssprung bei SMA Solar
Im MDax zählten die Papiere der Bauunternehmen Bilfinger und Hochtief zu den größten Gewinnern. Daneben konnten auch der Logistikdienstleister Kion und Jungheinrich kräftig zulegen. Doch auch Titel aus dem Rüstungsbereich wie Hensoldt konnten ihre Rally fortsetzen.
Größter Gewinner im SDax waren SMA Solar. Nach einem operativen Verlust will der Wechselrichter-Hersteller 2025 wieder schwarze Zahlen schreiben. Das bescherte der Aktie einen Kurssprung von über 30% an der Spitze des Nebenwerte-Indexes.
Unter den wenigen Verlierern am Mittwoch waren Titel aus der zinssensiblen Immobilienbranche, denen die rasant steigenden Zinsen am Rentenmarkt zusetzten. Dort ließ die Aussicht auf einen höheren Schuldenstand infolge des Milliarden-Finanzpakets die Kurse der zehnjährigen deutschen Anleihen einbrechen. Die Rendite erreichte im Gegenzug mit 2,681% nach 2,480% am Dienstag den höchsten Stand seit 16 Monaten. Einen so starken Anstieg der Rendite an einem Tag gab es zuletzt im September 2022. Anleger dürften für deutsche Staatsschulden nun tendenziell höhere Risikoprämien fordern, prognostizierte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Deutlich nach oben ging es auch für den Euro. Die Hoffnung auf einen wirtschaftlichen Aufschwung trieb die Gemeinschaftswährung um bis zu 0,9% auf 1,0722 Dollar, den höchsten Stand seit fast vier Monaten.