Fondshaus rät zu Kapitalsicherung
wbr Frankfurt
Der Schutz des Kapitals ist nach Ansicht von J.P. Morgan Asset Management (JPMAM) derzeit besonders wichtig. Nach Einschätzung der Fondsgesellschaft sollten Investoren angesichts weiter steigender Inflationsraten und geopolitischer Risiken die Allokation ihres Vermögens überprüfen. „Ein gutes Vehikel zur Absicherung sind Aktien“, sagte Tilmann Galler, Global Market Strategist von JPMAM, am Dienstag auf einer Online-Veranstaltung. Der Anlagestratege zeichnet generell ein vorsichtig optimistisches Bild von den Märkten.
Für Galler gibt es mehrere Faktoren, die die Folgen der Krise abmildern. In der Eurozone seien es beispielsweise höhere staatliche Ausgaben sowie die Zuschüsse aus dem EU-Wiederaufbaufonds an ausgewählte EU-Länder. Hinzu komme einer aus Sicht von JPMAM gute Verfassung der Privathaushalte, die über hohe finanzielle Reserven verfügen. „Es gibt viel Gegenwind, aber es ist nicht zwangsläufig, dass es zu einer Rezession kommt“, sagt Galler. Neben den hohen Ersparnissen mache ihn zuversichtlich, dass die Arbeitnehmer eine gute Verhandlungsmacht hätten. „Die Arbeitsmärkte sind derzeit sehr arbeitnehmerfreundlich.“ In den USA beispielsweise gebe es 11 Millionen offene Stellen im Vergleich zu 6 Millionen Arbeitslosen, das sei eine gewaltige Diskrepanz. „Damit ist zu erwarten, dass es zu stärkeren Lohnsteigerungen kommt, was entsprechend zu mehr Konsum führt.“ Genau dieser Effekt bereite auf der anderen Seite den Notenbanken Kopfzerbrechen. Die hartnäckige Inflation sowie hohe Lohnsteigerungen führen aus Sicht von Galler zu zügigen Leitzinserhöhungen der US-Notenbank, während höhere Wachstumsrisiken die EZB zögern lassen. „Es sind eher die Zentralbanken, die durch eine monetäre Vollbremsung eine Rezession verursachen“, sagt Galler und verweist auf Beispiele in der Vergangenheit. Dabei seien die Leitzinsen nicht das Problem. „Die erwartete Zinssteigerung von bis zu 2% in den USA verbreitet keinen Schrecken. Das ist immer noch ein moderates Niveau, mit dem die US-Wirtschaft gut leben kann.“ Auch die Märkte kämen mit den avisierten Zinserhöhungen gut zurecht. „Aber es wird holpriger, wenn die Fed im Mai mit einer Bilanzreduktion beginnt.“
Aktien fair bewertet
Besonders aussichtsreich sind für Galler Aktien. Mit Ausnahme von US-Large-Caps seien viele Märkte relativ fair oder zum Teil günstig bewertet. „Die Ertragslage der Unternehmen ist immer noch relativ stabil. Das liegt daran, dass viele Unternehmen Preissteigerungen an die Endkunden weitergeben können.“ Damit seien auch die Gewinnerwartungen momentan noch relativ stabil.
Besonderen Fokus legt der Assetmanager auf Value-Aktien. Diese würden von der steigenden Inflation unterstützt, während die Wachstumsrisiken Zyklikern schaden würden „Wir haben die größte Value-Outperformance seit 1999 gesehen und die Aktien sind weiterhin günstig bewertet.“ Galler erwartet eine nachhaltige Dividendenerholung, die durch aktuell niedrige Ausschüttungsniveaus unterstützt werde. Trotz dieser Aussichten würden Aktien mit höheren Dividendenrenditen immer noch mit einem ungewöhnlich hohen Bewertungsabschlag gegenüber dem breiteren Markt gehandelt. Einer der Favoriten mit einem attraktiven Gewinnwachstum ist Trane Technologies. Das Unternehmen sei führend im Bereich Forschung Entwicklung bei der Klimatisierung mit geringeren Treibhausgasemissionen. Hervorzuheben sei auch Prologis mit einem widerstandsfähigen Wachstum im E-Commerce. Als drittes Beispiel nennt Galler Volvo mit nachhaltig hohen Auszahlungen und führend im Bereich Elektrifizierung bei schweren Lkw.
Bei festverzinslichen Papieren seien aus Sicht von Anlagestratege Galler in einzelnen Segmenten attraktive Spreads zu finden. JPMAM bevorzugt Anleihen mit kurzer Duration, US-Hochzinspapiere sowie Schwellenländeranleihen, sofern die Länder Rohstoffe exportieren. Zusätzlich seien asiatische Investment-Grade-Anleihen als Diversifikation gut geeignet. „Wir nutzen solche Chancen, sind aber vorsichtig bei Ländern, die Rohstoffe und Nahrungsmittel importieren. Dort sind die Risiken größer.“ Bei der Währung sei der Dollar zu bevorzugen, da das Zinsdifferential und ein Krisenbonus für den Greenback sprechen – auch wenn der Dollar fundamental teurer sei.
Optimistisch ist JPMAM beim Blick nach Osten. Das Momentum in Asien habe sich verbessert. „In China verändern sich die Dinge. In der Geldpolitik, der Fiskalpolitik und der Regulierung sieht man einen Wandel.“ Die Notenbank könne sich eine unterstützende Geldpolitik leisten, weil die Inflation in China vergleichsweise niedrig sei. Möglich sei, dass in China wieder marktfreundliche Töne angeschlagen werden.
Vielfältige Risiken
Die guten Aussichten für bestimmte Aktien dürften aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Angebotsengpässe, höhere Finanzierungskosten und wachsende Unsicherheit das Wachstum belasten dürften. Dabei seien die Rezessionsrisiken in Europa höher aufgrund der wirtschaftlichen Nähe zu Osteuropa. Risiken bestünden auch in der Geldpolitik. Dennoch gibt sich der Stratege zuversichtlich: „Die Welt ist durch Ölpreisschocks nicht mehr so verwundbar wie in den siebziger Jahren.“ Die Energieintensität der Wirtschaft habe abgenommen und Länder wie die USA fördern einen großen Teil ihres Bedarfs selbst, stellt Galler fest.