Umfrage

Fonds­manager werden pessi­mistisch

Internationale Fondsmanager werden zunehmend pessimistisch, was die konjunkturelle Lage betrifft und die Entwicklung der Unternehmensgewinne betrifft. Gleichzeitig fürchten sie die steigende Inflation.

Fonds­manager werden pessi­mistisch

ku Frankfurt

„Die Bullen gehen in den Lockdown“, überschreiben die Analysten der Bank of America die Auswertung ihrer aktuellen monatlichen Umfrage unter internationalen Fondsmanagern. Es handele sich um die am stärksten pessimistischen Ergebnisse seit Oktober 2020, betonen sie. Mit 4,7% nach 4,3% im Vormonat befindet sich die Cash-Quote auf einem Zwölfmonatshoch. An der Umfrage teilgenommen haben 380 Fondsmanager, die insgesamt 552 Mrd. Dollar unter Verwaltung haben.

Negative Aussichten

Erstmals seit 18 Monaten gehen die institutionellen Investoren mehrheitlich davon aus, dass die konjunkturellen Aussichten negativ sind. Dies sagt eine Mehrzahl von netto 6% der Befragten. Im April hatte noch eine breite Mehrheit von netto 21% mit einer Verbesserung der globalen Volkswirtschaft gerechnet. Dementsprechend sind auch die Erwartungen an die Entwicklung der Unternehmensgewinne drastisch gesunken. Aktuell sagt nur noch eine Minderheit – netto 15% – voraus, dass die Ergebnisse im Unternehmenssektor steigen werden. Im März dieses Jahres waren netto 89% von einem Anstieg ausgegangen. Bank of America betont, es handele sich um die negativste Einschätzung seit dem Frühjahr 2020 auf dem Höhepunkt der ersten Pandemiewelle. Eine breite Mehrheit von netto 51% erwartet auch, dass die Gewinnmargen weiter nachlassen. Gegenüber dem Vormonatswert von 29% ist das eine sehr deutliche Veränderung.

Dauerhafte Inflation

Die internationalen Investoren stellen sich zunehmend auf ein Szenario der Stagflation ein. Inzwischen glauben bereits 36% der Fondsmanager, dass es sich bei der gegenwärtig zu beobachtenden hohen Inflation um eine dauerhafte Entwicklung handelt. Im vergangenen Monat waren es lediglich 28%. Auf die Frage, ob mit Wachstum unterhalb des langfristigen Trends bei gleichzeitig höherer Inflation zu rechnen sei, antworteten 34% zustimmend, ein Anstieg von 14 Prozentpunkten gegenüber dem Niveau des Vormonats. Der Anteil der Investoren, die von einer Versteilung der Zinsstrukturkurve ausgehen, fällt. Aktuell sind dies nur noch 23% der Teilnehmer nach 48% im September. Es handele sich damit um den schwächsten Wert seit Juni 2019. Eine breite Mehrheit rechnet auch damit, dass die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) gegen die hohe Inflation vorgehen wird. 68% der Befragten haben einen oder zwei Zinsschritte der Fed im kommenden Jahr auf dem Radarschirm. Als Ergebnis des Taperings der Fed, das nach Einschätzung der Investoren im November beginnt, wird mit höherer Volatilität, einem festeren Dollar und sich ausweitenden Credit Spreads gerechnet. Eine Mehrheit von netto 27% sagt eine Aufwertung des Greenback voraus, der höchste Wert seit Juni 2018. Was die Anlageentscheidungen betrifft, so sind die Fondsmanager derzeit umfangreich mit Long-Positionen bei Rohstoffen engagiert, die derzeit starke Preisanstiege verzeichnen. Positiv gesehen werden zudem Banken, Immobilienwerte sowie generell amerikanische Aktien. Die stärkste monatliche Veränderung der Allokation fand nach Angaben der Investoren in die Sektoren Energie, Banken und Rohstoffe und heraus aus den Bereichen Healthcare, Güter des täglichen Konsums und Industriewerte statt.

Die Analysten von Bank of America betonen, dass es niemals zuvor eine derart negative Einstellung gegenüber Anleihen gegeben habe. Netto 80% sagen, es gebe bei ihnen keine Übergewichtung in Bonds. Mit Blick auf die schwierigere Situation in China gibt eine knappe Mehrheit von netto 5% der Investoren an, sie seien in den Emerging Markets untergewichtet.

Als größtes Risiko für die Finanzmärkte wird derzeit die Inflation genannt mit 48% der Voten, ein deutlicher Anstieg gegenüber Vormonat. Weitere Gefahrenstellen nach Einschätzung der Investoren die Lage in China mit 23% der Nennungen sowie allgemein Überbewertungsblasen an den Märkten dar.

US-Aktien positiver gesehen

US-Aktien werden wieder deutlich positiver gesehen mit netto 16% Übergewichtung, ein Anstieg um 6 Prozentpunkte. Europäische Aktien sind nach wie vor beliebter mit netto 34% der Nennungen, allerdings ist dieser Anteil rückläufig. Netto 5% sind in den Emerging Markets untergewichtet, die negativste Einstellung seit September 2018. Übergewichtet sind die Investoren auch in japanischen Dividendentitel mit netto 7% der Nennungen, ein Anstieg um immerhin 8 Prozentpunkte gegenüber dem Wert des Vormonats. Gemieden werden britische Aktien mit netto 12% Untergewichtungen. 28% der Fondsmanager sind derzeit in Rohstoffen übergewichtet sowie netto 8% in Immobilienwerten.