MARKTCHANCEN 2019

Goldpreis dürfte 2019 leicht steigen

Platin-Notierung wohl weiter gedrückt - Handelsstreit und Konjunkturentwicklung setzen Industriemetallen zu - Chancen bei Nickel gesehen

Goldpreis dürfte 2019 leicht steigen

Von Dieter Kuckelkorn, FrankfurtRohstoffinvestoren, die 2018 auf Edel- und Industriemetalle setzten, hatten an dem gerade beendeten Jahr keine rechte Freude. Fast alle Metalle verzeichneten deutliche Preisrückgänge. So hat sich beispielsweise Gold um rund 4 % verbilligt, Silber um 14 % und Platin um 15 %. Bei den Basismetallen kam Kupfer auf ein Minus von 17 %, Nickel von 15 %, Zink von 24 % und Aluminium von 16 %.Es gab eigentlich nur eine große Ausnahme: Palladium, das man als Edelmetall oder wegen seiner Verwendung in Automobilkatalysatoren auch als Industriemetall einordnen könnte, hat sich gegenüber dem Stand von Anfang Januar 2018 um 18 % verteuert. In den vergangenen Wochen hat der Palladiumpreis ein Rekordhoch nach dem anderen markiert.Was die Entwicklung der Edelmetalle im neuen Jahr betrifft, so sind für die einzelnen Metalle jeweils Sonderentwicklungen zu erwarten, die von der jeweiligen Angebots- und Nachfragesituation abhängen, einen generellen Trend gibt es nicht. Gold hat 2018 viele Anleger und Analysten enttäuscht, die aufgrund der vielen Krisen mit einer deutlichen Verteuerung gerechnet hatten. Dass es dazu nicht gekommen ist, liegt unter anderem daran, dass Gold entgegen seinem Image nicht als Wertaufbewahrungsmittel für Krisen jeglicher Art eingesetzt wird. Gold ist vor allem in Währungskrisen und bei einer aus dem Ruder laufenden Geldentwertung das Fluchtmedium der ersten Wahl. Beides hat es 2018 aber nicht gegeben. Außerdem leidet der Goldpreis gegenwärtig noch unter den Zinserhöhungen der amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed). Diese werden aber, wie Fed-Chairman Jerome Powell bereits in Aussicht stellte, spätestens bis Ende 2019 auslaufen und damit als Belastungsfaktor für den Goldpreis wegfallen. Es darf also damit gerechnet werden, dass sich der Goldpreis ab der Jahresmitte 2019 wieder langsam erholt. Hinzu kommt, dass die Notenbanken Russlands und Chinas, aber auch der Türkei derzeit verstärkt Gold nachfragen, um den geplanten Ausstieg der jeweiligen Volkswirtschaften aus dem Dollar als wichtigster Handelswährung geldpolitisch zu alimentieren. Silber für SolarzellenWas Silber betrifft, so macht sich nach Einschätzung von Eugen Weinberg, Rohstoffanalyst der Commerzbank, bemerkbar, dass die Industrienachfrage mehr als 50 % der Silbernachfrage ausmacht. Hier dürfte sich der amerikanisch-chinesische Handelskonflikt auswirken, da Silber in China z. B. für Solarzellen benötigt wird. Zum Handelsstreit gesellt sich die zunehmende Konjunkturschwäche und – vor allem – ein Überangebot, das von Refinitiv GFMS für 2019 auf rund 35,3 Mill. Unzen geschätzt wird.Der Silberpreis dürfte also weiter enttäuschen, ebenso wie Platin, das nach wie vor als das Metall in Diesel-Katalysatoren unter dem VW-Skandal leidet. Der Preisabschlag von Platin gegenüber Gold sei so hoch wie noch niemals seit Beginn des Börsenhandels im Jahr 1987, so Weinberg. Grund dafür sei ein beträchtliches Überangebot nun schon das zweite Jahr in Folge. Somit sehen Analysten über den Abbau von Übertreibungen hinaus kaum Potenzial für eine Erholung.Palladium wird nach Einschätzung des Beratungsunternehmens Metals Focus auch 2019 einen Nachfrageüberhang aufweisen, das achte Jahr in Folge. Dafür verantwortlich ist die Autoindustrie, die 80 % der gesamten Palladium-Nachfrage ausmacht. Allerdings, so Weinberg, könnte es Substitutionseffekte der Autoindustrie hin zu Platin geben. Da sich auch die spekulativen Übertreibungen über kurz oder lang abbauen werden, ist eine deutliche Korrektur des Palladiumpreises zu erwarten. Zinserhöhungen belastenDen Industriemetallen machen der Handelsstreit, die Zinserhöhungen der Fed und die nachlassende Weltkonjunktur zu schaffen. Allerdings übertrifft bei einigen Metallen die Nachfrage das Angebot, was die preisdrückenden Faktoren ausgleichen könnte.Für Kupfer erwarten von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Marktteilnehmer und Analysten für 2019 im Schnitt einen Preis von 6 699 Dollar je Tonne, viele Produzenten gehen derzeit von rund 6 600 Dollar aus. Bezogen auf das aktuelle Preisniveau wäre das ein Anstieg um 9 %. Der Kupfermarkt sollte nach Einschätzung der International Copper Study Group 2019 ins Defizit rutschen, mit einem erwarteten Nachfrageüberhang von 69 000 Tonnen. Allerdings war man im Juni noch von einem deutlich größeren Defizit ausgegangen. 2018 soll es einen kleinen Überschuss von 13 500 Tonnen gegeben haben.Für Zink rechnen die von Reuters befragten Analysten für 2019 mit einem Durchschnittspreis von 2 732 Dollar je Tonne. Damit sehen die Chancen für Anleger recht gut aus, denn bezogen auf das aktuelle Niveau wäre das eine Erholung um immerhin 8 %. Nach Angaben der International Lead & Zinc Study Group (ILZG) war zwar in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres ein Marktdefizit von 305 000 Tonnen festzustellen, das die Lagerbestände um 64 000 Tonnen reduzierte. In den Lagerhäusern der London Metal Exchange (LME) befinden sich die Zinkbestände mit 124 450 Tonnen auf dem niedrigsten Niveau seit Mai 2008. Für 2019 wird aber nur ein moderates Defizit von 65 000 Tonnen erwartet, das jedoch den Preis immer noch weiter nach oben treiben sollte. Produktion von BatterienBei Nickel rechnet die International Nickel Study Group (INSG) für 2019 nur noch mit einem Defizit auf dem Weltmarkt von 33 000 Tonnen nach geschätzten 146 000 Tonnen im gerade beendeten Turnus. Das Angebot soll steigen aufgrund der in den kommenden Jahren hohen Nickelnachfrage aus der Batterieproduktion, zudem hat Indonesien sein Verbot der Ausfuhr unbehandelten Erzes inzwischen gelockert. Das Thema Elektromobilität soll für eine anhaltend hohe Nachfrage in den kommenden Jahren sorgen. Außerdem soll 2019 die Edelstahlproduktion, für die Nickel benötigt wird, weltweit um fast 5 % steigen. Bei der Commerzbank geht man von 13 000 Dollar je Tonne Nickel Ende 2019 aus. Von Reuters befragten Experten gehen für 2019 im Schnitt von 14 200 Dollar je Tonne aus, was einen kräftigen Anstieg um 30 % gegenüber dem jetzigen Stand bedeuten würde.Was Aluminium betrifft, so hängt viel davon ab, ob es neue und weitergehende amerikanische Sanktionen gegen den russischen Produzenten Rusal gibt. Sollte es nicht dazu kommen, dürfte der Markt gut versorgt sein. Allerdings wird mit Blick auf die chinesischen Infrastrukturinvestitionen mit einer kräftigen Nachfrage aus dem Reich der Mitte gerechnet. Im Schnitt sagen die von Reuters befragten Analysten für 2019 einen Aluminiumpreis von 2 175 Dollar je Tonne aus, ein Anstieg von 14 % gegenüber der aktuellen Notierung.