Fundamentaldaten verbessert

Gute Perspektiven für Aktien und Anleihen in den Emerging Markets

Emerging Markets bieten im zweiten Halbjahr attraktive Perspektiven für Aktien und Bonds. Analysten erwarten dank gelockerter Geldpolitik und stabilem Wachstum erhebliche Erträge.

Gute Perspektiven für Aktien und Anleihen in den Emerging Markets

Gute Perspektiven für die Emerging Markets

Assetmanager raten zum Einstieg in Aktien und Bonds – Attraktive Renditen in Aussicht – Verbesserte Fundamentaldaten

Die Emerging Markets weisen derzeit gute Perspektiven auf. Viele institutionelle Anleger steigen ein, denn Aktien und Bonds könnten nun in der zweiten Jahreshälfte gut performen. Die fundamentale Situation dieser Länder hat sich den Experten zufolge verbessert, denn sie durchlaufen einen Reifeprozess.

kjo Frankfurt

Assets aus den Emerging Markets (EM), d.h. Aktien und Bonds, bieten im zweiten Halbjahr gute Perspektiven, weshalb viele Assetmanager zum Einstieg in diese Vermögensklasse raten. Den Experten zufolge winken attraktive Erträge. „Mit dem Nachlassen des Inflationsdrucks haben die Zentralbanken der Schwellenländer begonnen, ihre Geldpolitik zu lockern. Dies dürfte das Wachstum in den Emerging Markets stützen. Schwellenländeranleihen haben sich stets dann besser als US-Hochzinsanleihen entwickelt, wenn die Wachstumsdifferenz zwischen den Schwellenländern und den Industrieländern über 2% lag“, sagt etwa Cathy Hepworth, Head of Emerging Markets Debt bei PGIM Fixed Income. Trotz Unsicherheiten über den Wachstumspfad Chinas, der ihrer Ansicht nach in diesem Jahr positiv, aber moderat ausfallen dürfte, werde erwartet, dass die Schwellenländer ihren Wachstumsvorsprung auf absehbare Zeit zurückgewinnen und über 2% liegen werden.

Verbesserte Daten

Viele Schwellenländer würden einen Reifeprozess durchlaufen inklusive verbesserter Fundamentaldaten und Wachstumsstrukturen. „Eine bessere Politikumsetzung, Exportwachstum und Leistungsbilanzüberschüsse haben zu einer stärkeren Einkommenskonvergenz und hohen privaten Ersparnissen geführt, was Schwellenländer widerstandsfähiger gegen Schocks macht“, führt Hepworth aus. Darüber hinaus habe eine disziplinierte Geld- und Fiskalpolitik zu einer Verschiebung der Schuldenstruktur hin zu inländischen und qualitativ hochwertigen Finanzierungen geführt. Da die Binnennachfrage nun eine größere Rolle als Wachstumsmotor spiele, würden diese Märkte weniger empfindlich auf höhere Zinssätze und die Stärke des US-Dollars reagieren, und die Wachstumsraten würden beginnen, sich zu stabilisieren.

Zwar belasten laut der PGIM-Expertin in den Industrieländern die demografische Alterung und das langsamere Wachstum der Erwerbsbevölkerung das Wirtschaftswachstum, doch könnten in den Schwellenländern jüngere und wachsende Bevölkerungen das Wachstum über Jahrzehnte hinweg stützen. „Die wachsende Mittelschicht in den Schwellenländern treibt die Binnennachfrage nach Gütern, Dienstleistungen und Finanzanlagen an. Dieser Trend führt zu einer beständigen Käuferbasis für lokale Staatsanleihen und fördert einen positiven Kreislauf aus verbesserter Finanzierung und geringerer Anfälligkeit für externe Schocks“, sagt sie.

Attraktiver Ertrag

Der Carry, d.h. der laufende Ertrag von Schwellenländeranleihen, allein reiche aus, um attraktive Renditen zu erzielen, und eine leichte Einengung der Spreads und/oder sinkende Renditen von Kernanleihen aus Industrieländern könnten laut Hepworth die Gesamtrenditen in den zweistelligen Bereich treiben. Insbesondere das Umfeld für Schwellenländer-Hartwährungen sei besonders günstig. Das gelte vor allem für eine Mischung aus BBB/BB-Emittenten in allen Emerging-Markets-Debt-Sektoren sowie für ausgewählte staatliche Distressed Issuers vor dem Hintergrund eines moderaten Wachstums und einer moderaten Inflation. „Bei den Anleihen bevorzugen wir weiterhin mexikanische Quasi-Staatsanleihen, Staatsanleihen und Quasi-Staatsanleihen aus dem Nahen Osten und Indonesien sowie Rumänien.“ Diese Länder seien aus fundamentaler Sicht solide, böten hohe Renditen und dürften vom Rückenwind der Infrastrukturinvestitionen profitieren. „Nach Jahren der Underperformance sind Schwellenländeranleihen jetzt auf einem guten Weg, besser als andere Anlagen aus dem Fixed Income-Universum zu performen“, meint Hepworth.

Aber auch für Aktien sind die Experten mit Blick auf die kommenden Monate optimistisch gestimmt. Attraktive Bewertungen würden hier auf ein positives Umfeld treffen. „Auch wenn die Bereitschaft globaler Anleger, in Schwellenländeraktien zu investieren, im ersten Halbjahr eher verhalten war, ist unser Ausblick für diese Assetklasse aus mehreren Gründen ermutigend“, sagt etwa James Donald, Leiter der Emerging Markets-Plattform von Lazard Asset Management. Da sei zunächst die stärkere Wachstumsdynamik in den Schwellenländern relativ zu den Industrienationen: Während sich das Wachstum in den Schwellenländern beschleunige und 2024 voraussichtlich 4,2% erreichen werde, dürfte es sich in den Industrieländern im gleichen Zeitraum auf 1,5% verlangsamen.

Gewinnwachstum legt zu

Auch das Gewinnwachstum lege in den Schwellenländern erneut zu. „Das Konsens-Gewinnwachstum für die Schwellenländer liegt für das Jahr 2024 bei fast 17% und für 2025 bei 15%. Im Vergleich dazu dürften die Unternehmensgewinne in den USA 2024 um weniger als 11% zulegen und 2025 voraussichtlich um 14%", so die Prognose des Assetmanagers für die Emerging Marktets.

Gute Bewertungen

Zudem lockten attraktive Bewertungen die Anleger an: „Aktien aus den Emerging Markts sind weiterhin die am stärksten unterbewertete Assetklasse weltweit“, so der Experte. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis für Schwellenländeraktien liege beim 12,6-Fachen, verglichen mit dem 18,7-Fachen für Aktien aus den Industrienationen und dem 21,7-fachen für US-Titel. „Dieser Abschlag von mehr als 30% könnte sich jedoch in nächster Zeit verringern, aufgrund des Gewinnwachstums bei EM-Unternehmen, weil sich zudem ihre Rentabilität erholt und sie häufig attraktive Dividenden bieten“, sagt Donald. Dass wichtige EM-Notenbanken bereits die Lockerung eingeläutet hätten, beflügele die Märkte zusätzlich.

„Für den Rest des Jahres 2024 und bis ins Jahr 2025 hinein bleiben wir vorsichtig optimistisch, was das Umfeld für Staatsanleihen angeht. Auch wenn die Volatilität der Staatsanleihenmärkte im historischen Vergleich weiterhin hoch ist und die haushaltspolitische Ungewissheit die Laufzeitprämie erhöhen könnte, halten wir es für unwahrscheinlich, dass die Renditen von US-Staatsanleihen den Höchststand von 2023 erreichen werden“, sagen Alejandro Arevalo und Reza Karim, Investmentmanager bei Jupiter Asset Management. Die jüngsten Daten hätten die Zuversicht gestärkt, dass die Inflation in den USA im ersten Quartal nur kurzfristig gestiegen sei. „Dennoch vermeiden wir eine noch stärkere Übergewichtung von Staatsanleihen und bleiben bei einer relativ neutralen Durationspositionierung“, so die Experten.

Solide Bilanzen

Bei Jupiter AM ist man der Ansicht, dass sich die Märkte wieder stärker auf die Fundamentaldaten der Schwellenländer konzentrieren werden. „Die Unternehmen in diesen Ländern weisen weiterhin relativ solide Bilanzen auf, die sich durch die höheren Kreditkosten nur geringfügig verschlechtert haben. Die Resilienz der Schwellenländerunternehmen verdeutlicht ihren insgesamt erreichten Reifegrad. In vielen Regionen sind die zusätzlichen Finanzierungsmöglichkeiten über die lokalen Märkte von großer Bedeutung.“ Sie würden den Unternehmen zusätzliche Flexibilität bei der Steuerung ihrer Kapitalstruktur bieten, und in einigen Fällen könnten sich die Unternehmen hier sogar zu günstigeren Konditionen refinanzieren als an den externen Märkten. Auf staatlicher Ebene sehen die Experten in den Schwellenländern weiterhin gute Fortschritte bei vielen wichtigen Umstrukturierungen.

China bleibe ein wichtiger Faktor für die allgemeine Anlegerstimmung gegenüber den Emerging Markets. Die makroökonomischen Daten hätten sich in China im ersten Quartal leicht verbessert, obwohl im Immobiliensektor immer noch eine gewisse Unsicherheit herrsche und die Fundamentaldaten für den Wohnungsbau weiterhin recht schwach seien. Staatliche Unterstützungsmaßnahmen, wie zum Beispiel neue Anreize für den Erwerb ungenutzter Immobilien durch Kommunen, hätten wesentlich zur Aufhellung der Marktstimmung beigetragen, so die Anlageexperten von Jupiter AM

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